22 ſolchen Schritte nicht entſchließen können, dann würden wir allerdings — ſehr gegen unſern Wunſch — genötigt ſein, auf eine Erwägung zurückzukommen, die der Magiſtrat ſelbſt ſchon in einem früheren Stadium der Angelegenheit zur Debatte geſtellt hat, nämlich an eine Reviſion des Normaletats wenigſtens für die unteren Gehaltsklaſſen zu denken. Ich verhehle nicht, daß ein Teil meiner Freunde heute ſchon die Gründe für einen ſolchen Schritt für gewichtig genug hält, um die ebenfalls gewichtigen Bedenken dagegen verſchwinden zu laſſen; die Mehrzahl glaubt aber, zunächſt noch einmal abwarten zu können, ehe ſie ſich zu dieſem, wie wir nicht verkennen, bedenklichen Schritte entſchließt. Aber in der Überzeugung ſind wir alle einig, daß gegenüber einem ſolchen Miß ſtande es nicht erlaubt iſt, die Hände in den Schoß zu legen, daß auf die eine oder andere Weiſe etwas zur Abänderung geſchehen muß. (Bravo!) Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Meine Herren, der Magiſtrat hat in ſeinen Vorlagen und bei Ge⸗ legenheit der Vertretung ſeiner Vorlagen bei den Debatten in dieſem Saale eine ganz klare Stellung eingenommen. Er hat ſich geſagt allerdings in der Annahme, daß die Teuerung nur vorübergehend ſein würde —: bei einer vorübergehenden Teuerung iſt eine Teuerungszulage bei den Verhältniſſen in Charlottenburg — nähere Ausführungen will ich hier nicht wiederholen — erſtens nicht nötig und zweitens nicht zweckmäßig; ſollten wir uns aber hat der Magiſtrat geſagt — irren, ſollte die Teuerung nicht, wie wir annehmen, vorübergehend, ſondern ſollte ſie dauernd ſein, dann würde mit einer Teuerungszu⸗ lage, und namentlich mit einer ſo geringen, wie ſie damals ins Auge gefaßt war, dem Mißſtand über⸗ haupt nicht begegnet werden können, dann werden wir uns fragen müſſen, ob die Poſitionen unſeres Normaletats derartig bemeſſen ſind, daß ſie einer dauernden Teuerung gegenüber auf die noch aus⸗ ſtehenden 4)½ Jahre beſtehen können, oder ob wir ſie erhöhen müſſen. Dieſen Standpunkt, meine Herren, nimmt der Magiſtrat auch heute noch ein. Unſere . hat ja eigentlich nur gewurzelt in der Zweckmäſſigkeitsfrage. Sie, meine Herren, hielten es für zweckmäßig, eine einmalige Teuerungszulage zu geben; der Magiſtrat hielt das aus den vielfach erörterten Gründen nicht für zweckmäßig. Wir wollen beide Notſtände, die hervortreten — das haben wir immer betont —, wenn ſie vorliegen, beſeitigen. Nun kommt dazu, meine Herren, daß nicht nur die Teuerung in dieſen Monaten größer geworden iſt, ſondern es liegt mir eine graphiſch⸗ſtatiſtiſche Darſtellung unſeres Statiſtiſchen Amtes vor, die Herr Profeſſor Direktor Dr. Raths aufgeſtellt hat für die letzten 10 Jahre, und dieſe Darſtellung läßt eine ganz eigentümliche Tatſache erkennen, nämlich eine fortlaufende Steigerung ſämtlicher Fleiſchpreiſe in den letzten 10 Jahren, ſodaß es in der Tat aus⸗ ſieht, als ob die Teuerung der Preiſe eine fort⸗ während und ſtetig ſteigende Tendenz hat. Wenn das der Fall iſt, meine Herren, dann werden wir, meine ich, bei Gelegenheit unſerer Etatsberatungen, wenn wieder noch einige Monate vergangen ſind und wir alſo noch weiter geſehen haben, ob dieſe Tendenz in der Tat andauert, uns der Verpflichtung nicht entziehen können, die Herr Dr. Spiegel vorhin andeutete, zu prüfen, ob ſämtliche Klaſſen des Nor⸗ maletats für unſere Arbeiter und Beamten genügend dotiert ſind, oder ob wir genötigt ſind, hier und da eine Erhöhung eintreten zu laſſeu. Ich glaube, daß wir uns ſo auf einem Boden befinden, auf dem wir uns finden werden, auf dem wir zu gemeinſamen erſprießlichen Beſchlüſſen kommen werden. Stadtv. Vogel: Meine Herren, wir können auch nur wünſchen, daß die neue Beratung des Normal⸗ etats möglichſt beſchleunigt werde, damit die betref⸗ fenden Beamten und Arbeiter Gewißheit erhalten über das, was ihnen bevorſteht. Daß die prophezeite Verbilligung der Fleiſchpreiſe nicht eingetreten iſt, iſt ſchon hervorgehoben und jetzt auch vom Herrn Oberbürgermeiſter nicht beſtritten worden. Ich möchte noch bemerken, daß der Beſchluß des Magiſtrats ſeinerzeit durchaus nicht einſtimmig gefaßt worden iſt; es iſt mir mitgeteilt worden, eine ganze Reihe Magiſtratsmitglieder habe dagegen ge⸗ ſtimmt, habe für die Teuerungszulage geſtimmt. Ein Magiſtratsmitglied hat mir geſagt: die Teuerung iſt ja bedeutend, meine Frau läßt ſich jetzt Fleiſch aus Schleſien ſchicken. Das hat ein beſoldetes Ma⸗ giſtratsmitglied geſagt! Sie ſehen, wenn die Teue⸗ rung für Magiſtratsmitglieder ſchon bedeutend iſt, ſo iſt ſie für Beamte und Arbeiter viel bedeutender. In den früheren Sitzungen iſt darauf hingewie⸗ ſen worden, daß die Sparkaſſe von Jahr zu Jahr ſteigende Einzahlungen aufzuweiſen hätte. Gewiß, das iſt feſtgeſtellt; aber die Rückforderungen nehmen noch ſtärker zu. Vor 10 Jahren betrugen die Rück⸗ zahlungen noch nicht 50% der Einzahlungen, heute betragen ſie über 66½⅝ ⅝, und gerade in dem letzten Halbjahr, in den erſten ſechs Monaten dieſes Jahres, ſind die Rückforderungen noch weiter geſtiegen. Ich glaube, daß iſt ein Zeichen dafür, daß die Leute gern ſparen möchten, aber nicht auskommen. Deshalb müſſen wir wiederholt darum erſuchen, daß die Nen⸗ regelung des Normaletats möglichſt beſchleunigt wird. Stadtv. Gredy: Meine Herren, einer der Herren Vorredner hat eine Außerung getan, die ſich auf die Fraktion der Freien Vereinigung bezieht, und damit möglicherweiſe einen Irrtum erregt, der gewiß nicht in ſeiner Abſicht lag. Die Freie Vereinigung hat einmal durch meinen Mund und ſpäter durch den Mund eines andern Mitgliedes ſelbſt den Antrag auf eine Ausſchußbeſprechung der Angelegenheit ge⸗ ſtellt. Sie ſteht der Verbeſſerung der Gehälter ſehr wohlwollend gegenüber. Wenn ſie den Antrag der andern Fraktion nicht angenommen hat oder ihre Vertreter im Ausſchuß ihn nicht angenommen haben, ſo mag das ſeine beſonderen Gründe haben; aber es iſt daraus durchaus nicht zu ſchließen, daß wir einer Verbeſſerung der Gehälter und Löhne entgegenſtehen. Wir würden es mit großem Vergnügen ſehen, wenn der Magiſtrat, wie wir es angeregt haben, eingehend und individualiſierend die Löhne verbeſſert, ſobald wir den Zeitpunkt für gekommen erachten. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, die Antwort, die der Herr Oberbürgermeiſter heute erteilt hat, iſt ja weſentlich entgegenkommender als die Antwort bei den früheren Beratungen über denſelben Gegenſtand. Auch die Herren von der liberalen Fraktion ſtehen, wie Herr Kollege Dr. Spiegel ausgeführt hat, nach wie vor auf den Standpunkt, daß etwas für die Be⸗ amten zu geſchehen hat, ob nun in Form einer Teuerungszulage oder in Form einer allgemeinen Aufbeſſerung der Gehälter, das laſſe ich dahingeſtellt. Ich begreife nur nicht, warum man nicht endlich einmal wirkliche Maßnahmen ergreift und den Ma⸗