— 229 — können. Wir bringen faſt jedes Jahr Anleihen an die Börſe, und da iſt es meiner Meinung nach unſere erſte Aufgabe, ich möchte ſagen: ein nobile oflicium für uns, daß wir den Kurs halten und 1 dazu beitragen, den Kurs herunterdrücken zu laſſen. Wenn Sie von dieſer ungemein praktiſchen Ein⸗ richtung, die ſich in Frankfurt a. M. ſehr bewährt hat, für die hieſigen Verhältniſſe nichts halten, ſo kann ich nicht einſehen, wieſo die Verhältniſſe in Frankfurt a. M. andere ſind als in Charlottenburg. (Die Verſammlung lehnt den Antrag des Stadtv. Mann und Gen. ab). Vorſteher Roſenberg: Ich bringe folgende An⸗ frage zur Kenntnis der Verſammlung: Die Unterzeichneten richten an den Ma⸗ giſtrat die Anfrage, ob ihm die Urſachen des Gerüſteinſturzes beim Bau des Schillertheaters bekannt ſind. Borchardt und noch eine Reihe von Unterſchriften. Ich habe bereits mit dem Herrn Oberbürgermeiſter Rückſprache genommen und werde dieſe Anfrage auf die Tages⸗ ordnung der nächſten Sitzung bringen. Wir kommen zu Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. Übernahme der örtlichen Straßenbaupolizei in ſtädtiſche Verwaltung. — Druckſache 293. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Riel: Meine Herren, der heutige Antrag, den der Magiſtrat Ihrer An⸗ nahme unterbreitet, iſt im weſentlichen nichts anderes als eine Ausführung derjenigen Beſchlüſſe, welche bereits im September und Oktober 1901 von unſerer Verſammlung gefaßt worden ſind. Es hat darüber auch eine Korreſpondenz mit dem Polizeipräſidium ſtattgefunden, in der auch dieſer Standpunkt zum Ausdruck gebracht worden iſt. Irgendwelche Bedenken gegen die Annahme der Vorlage des Magiſtrats dürften nicht beſtehen. Es iſt ſcheinbar früher, ſo⸗ weit ich aus den Akten erſehen habe, ſowohl im Magiſtrat wie in der Stadtverordnetenverſammlung nicht gerade eine ſehr große Neigung geweſen, dieſen Verwaltungszweig zu übernehmen; indeſſen ſcheint jetzt die Anſicht ſich geändert zu haben, und ich möchte deshalb, um kurz zu ſein, Ihnen empfehlen, die Magiſtratsvorlage anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Verſammlung erklärt ſich mit der Über⸗ nahme der Verwaltung der örtlichen Straßen⸗ baupolizei in ſtädtiſche Verwaltung zum 1. April 1907 einverſtanden und ſtimmt der gleichzeitigen Ubernahme der ortspolizeilichen Befugniſſe be⸗ züglich der Bewäſſerungsanlagen innerhalb der Grundſtücke zu.) Vorſteher Roſenberg: Punkt 13 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Vorentwurf für den Ban eines Reform⸗Realgymnaſiums auf Weſtend. Druckſache 297. Berichterſtatter Stadtv. Mittag: Meine Herren Kollegen! Am 14. Dezember 1905 iſt von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung ein Beſchluß gefaßt worden, in Weſtend ein Reform⸗Realgymnaſium zu errichten. Die Vorlage, die uns heute beſchäftigt, iſt nun eine Ausführung dieſes Beſchluſſes. Das in Weſtend an der Straße 26 gelegene Gelände weiſt eine Größe von 7902 qm einſchließlich Vorgarten und ohne denſelben von 7252 am auf. Ur⸗ ſprünglich war die Errichtung des Gebäudes auf dem von uns bereits erworbenen Gelände an der Kaſtanien⸗ allee geplant. Es iſt aber in Erwägung gezogen worden, daß wir für Weſtend noch eine Gemeinde⸗ doppelſchule zu errichten haben. Der Magiſtrat hat ſich daher ein zweites Gelände geſichert, deſſen An⸗ kauf uns noch in der nichtöffentlichen Sitzung be⸗ ſchäftigen wird, und die Genehmigung der jetzigen Vorlage wird noch abhängig ſein von dem Beſchluß, den wir in der nichtöffentlichen Sitzung faſſen werden. Der vorliegende Bauentwurf iſt unter Aus⸗ nutzung des Bauterrains, namentlich unter möglichſter Berückſichtigung des Nordlichtes und Anordnung der Klaſſen nach dem hinterliegenden Hofe, in praktiſcher Weiſe aufgeſtellt, und auch die großen Säle, wie Turnſäle, Zeichenſäle uſw., ſind in praktiſcher Weiſe dem großem Hauptgebäude angegliedert. Der Spiel⸗ platz erhält eine Größe von 2800 am; das ſind 2,8 am Bewegungsraum für den Schüler, was vollſtändig ausreicht. Alles Nähere geht aus dem Erläuterungsbe⸗ bericht hervor. Ich möchte nur noch hinzufügen, daß die Hoch⸗ baudeputation und die Deputation für die höheren Lehranſtalten den Entwurf geprüft und ihm ihre Zuſtimmung gegeben haben. Die Hochbaudeputation hat noch einige Wünſche hinſichtlich der Belichtung der Treppen und des Sprechraums des Direktors, den ſie größer wünſcht. Die Koſten ſtellen ſich im Vorentwurf auf ins⸗ geſamt 1 273 195 ℳ. Die Koſten ſind nach dem erfahrungsmäßigen Satz von 22 ℳ für das Kubik⸗ meter angenommen. Der ſpezielle Koſtenanſchlag wird durch eine beſondere Vorlage der Verſammlung noch zur Kenntnis gebracht. Ich beantrage die Annahme der Vorlage. Stadtv. Blanck: Meine Herren, ich ſchließe mich voll und ganz den Worten des Herrn Vor⸗ redners an. Ich halte die Vorlage für höchſt ge⸗ lungen. Wir ſtellen uns damit gewiſſermaßen an die Spitze nicht nur von Weſtend, ſondern von Groß⸗ Berlin hinſichtlich der geſunden Lage der Schule und der Großartigkeit des Projektes. Doch habe ich noch einen ganz kleinen Wunſch an die Bauverwaltung zu richten. Sie legt vor das Gebäude eine drei⸗ bis vierſtufige Treppe und ſagt: bei dieſem Gebäude gehen wir ausnahmsweiſe davon ab, den Fußboden des Erdgeſchoſſes, wie bei früheren Schulen, 1/ m über die Straße zu legen, ſondern nur 9 m. Ich frage bei der Bauverwaltung an, ob ſie nicht auch dieſen halben Meter ſparen kann. Es iſt das immer eine Treppe von 4 Stufen. Nun wiſſen wir alle aus unſeren Jugendjahren: wenn wir ſolche Treppe vor uns ſahen, ſuchten wir ſie oft mit einem Sprung zu nehmen. Hierbei habe ich zwei Unfälle erlebt: einer meiner Mitſchüller, der mir ſehr nahe ſtand, ſprang ſich einen Bruch, ein anderer ſtürzte bei Glatteis und brach ſich einen Arm. Ich führe dies nur nebenbei an; im übrigen bitte ich die von mir geſtellte Frage zu beantworten.