darauf zu achten, daß auch den unteren Schichten der Bevölkerung der Zugang zur Bildung überall offen ſteht. Wie ſtehen nun die Angelegenheiten in Charlotten⸗ burg, der Stadt, die für die reichſte in Deutſchland gehalten wird? Wir haben nur in unſerer einen Oberrealſchule die einzige eigentliche Realſchule, in der Michaeliscoeten vorhanden ſind; es gibt zur Zeit nicht eine einzige ſechsklaſſige Realſchule, auf die Schüler der Gemeindeſchulen zu Michaelis übergehen rönnen. Die Realſchule in der Guerickeſtraße, die eine ſelbſtändige ſechsklaſſige Realſchule iſt, iſt auf den Oſtercoetus feſtgelegt, damit ein Übergang auf die anderen Lehranſtalten mit Oſtercoetus möglich ſei. Die Realſchule in der Kaiſer⸗Friedrich⸗Schule hat ebenfalls aus den gleichen Gründen nur Oſtercoeten. Ich habe mich nun im Ausſchuß darüber ge⸗ wundert, daß Herr Kollege Borchardt es für uner⸗ heblich gehalten hat, daß Schüler der Gemeindeſchule, die dieſelbe zu Michaelis verlaſſen, ein halbes Jahr auf Anſchluß an die Realſchule warten müſſen. Ich glaube, er hat damit ſeiner eigenen Partei keinen Dienſt geleiſtet. Er hat geſagt, die pädagogiſchen Geſichtspunkte wären für ihn noch nicht geklärt. Ich betone dabei, daß Herr Kollege Dr. Borchardt doch ſelbſt eine pädagogiſche Vorbildung hat. Ich muß ſagen, daß alle Fachmänner, die ich geſprochen habe, ſich völlig darüber klar waren, daß an einer Real⸗ ſchule Michaeliscoeten notwendig ſeien. Alſo über den pädagogiſchen Gefichtspunkt kann ich ihn beruhigen. Weiter kommt der wirtſchaftliche Geſichtspunkt in Betracht, den Herr Kollege Borchardt heute ſelbſt berührte, indem er ſagte, es wäre unrichtig, die Kinder länger als ein halbes Jahr fitzen zu laſſen. Aus dieſem ſelben wirtſchaftlichen Geſichtspunkte muß es daher auch Herrn Dr. Borchardt wünſchenswert ſein, daß die Kinder beim Übergang aus der Ge⸗ meindeſchule nicht zu warten brauchen. Es kommt hinzu, daß das beſte Schülermaterial unſerer Realſchulen aus unſeren Gemeindeſchulen kommt, Schüler, bei denen man ganz glänzende Be⸗ gabung findet. Es iſt wünſchenswert, daß das all⸗ gemein bekannt und gewürdigt wird. Wir haben alſo allen Anlaß. den Gemeindeſchülern den Zugang zu der Realſchule ſo leicht als möglich zu machen. Nun hat der Herr Schulrat im Ausſchuß geſagt, der Mangel der Michaeliscoeten wäre nicht ſo ſchlimm, denn wir entließen zu Michaelis von der Gemeindeſchule immer weniger Schüler als zu Oſtern. Ich habe mir daraufhin die Statiſtik, die mir zu⸗ gänglich war, vom hieſigen Statiſtiſchen Amt, Heft XVI, vorgenommen. Dort iſt auf Seite 4 folgendes zu finden: „Zugang und Abgang der Schüler in Charlottenburg im Schuljahre 1899—1903.“ — Ich werde die Tabellen rückwärts durchgehen. Da ſtellt ſich nun heraus, daß ein großer Zahl⸗Unterſchied zwiſchen Oſter⸗ und Michaelis⸗Abgang von der Gemeinde⸗ ſchule nicht vorhanden iſt. Wir entließen wegen er⸗ füllter Schulpflicht Oſtern 1899 352 Schüler, Mi⸗ chaelis 1899 310, Oſtern 1900 331, Michaelis 1900 305, Oſtern 1901 452, Michaelis 1901 351, Oſtern 1902 488, Michaelis 1902 380, Oſtern 1903 488, Michaelis 1903 376. Anders ſtellt ſich die Sache, wenn wir die Zahl der entlaſſenen Kinder überhaupt betrachten. Auch hier ſtimmt das Ergebnis nicht mit den Ausführungen des Herrn Stadtſchulrats. Wir haben Oſtern 1899 überhaupt 692 Schüler entlaſſen, Michaelis 1899 dagegen 874, Oſtern 1900 1027, Michaelis 1900 aber 1049. Wenn ich nun auch zu⸗ gebe, daß die Schüler, die wegen erfüllter Schul⸗ 244 pflicht die Schule verlaſſen haben, für die Realſchule mehr in Betracht kommen, als die überhaupt Ent⸗ laſſenen, ſo iſt doch jedenfalls aus dieſen Zahlen zu erſehen, daß der Abgang zu Oſtern nicht ſo viel ſtärker iſt als zu Michaelis. Wie ſtellt ſich nun aber der Prozentſatz der nach erfüllter Schulpflicht ent⸗ laſſenen Kinder in den einzelnen Klaſſen? Aus der Klaſſe III wurden entlaſſen: Oſtern 1900 12,39 %, Michaelis 1900 12,46 %; Oſtern 1901 — 14,60 %, Michaelis 1901 — 16,24 %; Oſtern 1903 — 9,22 %, Michaelis 1903 11,70 . Dieſe Schüler kommen zwar für die Realſchule nicht in Betracht, aber ihre Zahl beweiſt, daß der Oktoberabgang von der Ge⸗ meindeſchule nicht ſchwächer iſt, als der Oſterabgang. Aus der Klaſſe II wurden entlaſſen Oſtern 1901 25,22 %, Michaelis 1901 — 32,48 %%. Aus der Klaſſe 1 wurden entlaſſen Oſtern 1899 — 43,75 %, Michaelis 1899 — 51,94 %; Oſtern 1900 — 56,19 %, Michaelis 1900 59,67 %; Oſtern 1902 — 56,76 %, Michaelis 1902 62,37 %; Oſtern 1903 — 58,20 %%, Michaelis 1903 — 61,70 %. Das Verhältnis iſt alſo ein anderes, als es der Herr Stadtſchulrat angegeben hat, gerade bei den Schülern der II. und 1. Klaſſe, die für die Realſchule in Betracht kommen. Von 100 abgegangenen Kindern find wegen erfüllter Schul⸗ pflicht entlaſſen Oſtern 1902 — 37,83, Michaelis 1902 — 37,36 — alſo ein ganz unbedentender Unter⸗ ſchied —, dagegen Oſtern 1903 — 37,34, aber Mi⸗ chaelis 1902 ſogar 43,02. Ich hätte gewünſcht, daß der Herr Schulrat uns ſchon im Ausſchuſſe dieſe Statiſtik aufgemacht hätte. Für 1904, 1905 und 1906 iſt ſie mir nicht zugänglich. Nach den von mir für die Jahre 1899—1903 angegebenen Zahlen habe ich aber ſtarke Bedenken, daß die Angabe des Herrn Stadtſchulrats auch nur für die Zeit von 1904 bis 1906 Anſpruch auf Richtigkeit hat. Ich meine, daß auch in Zukunft der Andrang, den wir zu Mi⸗ chaelis nach der Realſchule zu erwarten haben, ein ziemlich bedeutender ſein wird. Im Ausſchuß führte Herr Bürgermeiſter Matting aus: das Syſtem der Reformſchule iſt eben von der Gemeindevertretung beſchloſſen worden. Das iſt der Irrtum des Herrn Bürgermeiſters geweſen, daß er meinte, damit ſei die Form dieſes Syſtems feſtgelegt. Die Schulgattung war beſchloſſen, aber über die Organiſation des Syſtems war nichts beſtimmt worden. Es war von Ihnen, meine Herren Kollegen, beſchloſſen, eine Reformanſtalt, die in der Realſchule in der Guerickeſtraße beherbergt werden ſollte, zu entwickeln, und es ſtand ausdrücklich in der 1 dung der Vorlage, es ſolle ſpäterer Beſchlußfaſſung vorbehalten werden, ob dieſe Anſtalt in den Räumen der Realſchule weiter bleiben oder herausgenommen werden ſolle. Eine Entſcheidung darüber aber hat die Erörterung des Organismus der Anſtalt zur Voraus⸗ ſetzung. Wenn Herr Kollege Borchardt vorhin geſagt hat, daß es Gemeindebeſchluß ſei, daß die Realſchule mit dem Reform⸗Realgymnafium verbunden werde, ſo iſt das wieder ein Irrtum; das iſt nicht Gemeinde⸗ beſchluß. Gerade über dieſen Punkt war Beſchluß⸗ faſſung vorbehalten worden. Es exiſtieren ja eine ganze Reihe von Anſtalten in Deutſchland, in denen die Realſchule nicht mit der Vollanſtalt verbunden iſt, obgleich die Vollanſtalt eine Reformſchule iſt. Nun möchte ich mich gegen einige Ausführungen wenden, die Herr Kollege Dr. Borchardt gemacht hat. Er ſagte: der Ausſchuß im ganzen konnte ſich nicht davon überzeugen, daß der Plan der Errichtung der Michaeliscoeten durchführbar ſei. Er meint wohl: die Mehrheit des Ausſchuſſes.