— 247 — Ausſchuß muß noch einmal darüber tagen. Wir haben heute mehrere Erklärungen gehört; der Herr Berichterſtatter hat die Sache ſchon anders dargeſtellt, Herr Profeſſor Schwarz hat die Sache beſprochen, und ich muß jedes Wort unterſchreiben, das er ge⸗ ſagt hat, mit Ausnahme der Zahlen, die nicht nöti ſind. Eine Schule muß gebant werden, die Not iſt da; aber wir wollen einſtimmig erklären — und das geht doch aus den Außerungen der Herren Vorredner auch hervor —: wir wollen nicht eine jährliche Verſetzung, ſondern Oſter⸗ und Michaelis⸗ verſetzung haben. Wenn die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung das einſtimmig erklärt, dann wird, glaube ich, der Magiſtrat nicht umhin können, ſich dieſer Anſicht anzuſchließen. Wir müſſen doch daran denken, daß Charlottenburg eine Stadt iſt, in der ein fortwährender Wechſel der Be⸗ völkerung ſtattfindet; es kommen Beamte, die nach Charlottenburg verſetzt werden und wieder weg ver⸗ ſetzt werden; deren Jungens müſſen oft ein ganzes Jahr verlieren, wenn Michaeliskurſe fehlen. Unſere Schulen ſind doch für die Schüler da, nicht für die Lehrer; die Lehrer haben ihre ſchwere Arbeit, das wiſſen wir ganz genau; aber die Hauptſache, weswegen wir Schulen bauen, iſt, daß ſie für die Schüler und für die Eltern da ſein müſſen. Aus dieſem Grunde bitte ich Sie, den Schulbau nur unter der Bedingung zu genehmigen, daß prinzipiell nicht bloß eine Oſter⸗ verſetzung oder ein Oſtercoetus feſtgelegt wird. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, ich möchte Sie dringend bitten, dieſe Bedingung nicht zu be⸗ ſchließen; denn damit iſt der Bau der Schule über⸗ haupt unmöglich. Ein Reform ⸗Realgymnaſium in Verbindung mit einer Realſchule kann nur e inen Coetus haben, entweder einen Oſtercoetus oder einen Michaeliscoetus; an einer ſolchen Anſtalt iſt die Kombinierung beider Coeten — das hat auch Herr Stadtv. Schwarz zugegeben — ſchon wegen des Umfanges, den ſie gewinnen müßte, unmöglich, es wäre denn, daß man einen Ausweg wählt; das man einen Oberdirektor mit zwei Subſtituten wählt. Daß dieſer Modus durchführbar iſt, möchte ich auf das allerbeſtimmteſte bezweifeln, obwohl ich nicht die Autorität als Pädagoge für mich in Anſpruch nehmen kann wie Herr Stadtv. Schwarz. Jedenfalls halte ich es für unmöglich, jetzt in dieſem Stadium über dieſe Frage uns noch in Verhandlungen mit dem Provinzialſchulkollegium einzulafſen; denn meine Herren — da mag Herr Stadtv. Schwarz reden, ſoviel er will — die Anſtalt beſteht (ſehr richtig!) mit Oſtercoeten, und zwar unter Kombinierung eines Reform⸗Realgymnaſiums und einer Realſchule. Sollte in der Herbeiführung dieſes Zuſtandes der Magiſtrat gegen einen Gemeindebeſchluß gehandelt haben, ſo iſt der Magiſtrat Iynen gegenüber verantwortlich dafür. Aber die Tatſache, daß die Anſtalt beſteht, läßt ſich nicht aus der Welt ſchaffen, und ich glaube, unter dieſen Verhältniſſen wird unter allen Umſtänden das Provinzialſchulkolleginm verlangen, daß mit der größtmöglichen Beſchleunigung für dieſe Anſtalt auch noch ein Schulhaus gebaut wird. Denn es iſt ein unerträgliches Verhältnis, daß dieſe Schule jetzt Oſtern in einem dritten Lokal untergebracht werden muß und darin noch Jahre verbleiben muß, bis überhaupt das Gebäude ſelbſt, wenn ſie jetzt mit dem Bau beginnen, fertiggeſtellt iſt. Nun, meine Herren, glaube ich aber tatſächlich, Herr Stadtv. Stein wird von ſeinen Bedenken einen großen Teil nachlaſſen, wenn er ſich ver⸗ gegenwärtigt, daß wir in Zukunft überhaupt nur zwei Anſtalten haben werden, welche nur Oſterceoten, alſo nur Jahrescoeten haben. Das werden ſein die Kaiſer⸗Friedrichſchule, die als Reformgymnaſium mit einer Realſchule gegründet iſt, und die jetzt in Frage ſtehende Schule: das Reform ⸗Realgymnafium mit einer Realſchule. Alle übrigen Anſtalten — das Realgymnaſium, die Oberrealſchule, das Momuiſen⸗ gymnaſium und die zukünftig zu gründende Real⸗ ſchule — werden Oſtercoeten und Michaeliscoeten huben. Der Vater alſo, der auf dem Standpunkt des Herrn Stadtv. Stein ſteht, daß er unter keinen Um⸗ ſtänden ſeinen Jungen in eine Anſtalt ſchicken will, wo der Junge, wenn er fitzen bleibt, ein Jahr fitzen bleiben muß, hat genug Anſtalten bei uns zur Aus⸗ wahl. Es wird aber auch Eltern geben, die dieſen Vorteil, den Herr Stadtv. Stein ſo hoch anſchlägt, preisgeben für den andern Vorteil, den eben die Reformanſtalt bietet, daß ſie 6 Jahre Zeit haben, ſich zu entſcheiden, welchen Weg ſie ihren Jungen gehen laſſen wollen. Ich denke, wir gewähren beiden Richtungen vollſte Gerechtigkeit, wenn wir die An⸗ ſtalten ohne gemeinſamen Unterbau mit Michaelis⸗ und Oſtercoeten ausgeſtalten und den Reformanſtalten welche in ihrer Organiſation ſo, wie wir ſie geſchaffen haben, nicht anders entwickelt werden können, nur Oſtercoeten geben. Stadtv. Schwarz: Um meinen Standpunkt ganz klar feſtzuſtellen, will ich ausdrücklich ſagen, daß ich Anhänger des Reformſyſtems bin, darin ſtimme ich mit dem Herrn Stadtſchulrat vollkommen überein. Aber daß die Reformidee zur Abſchaffung der Michaeliscoeten führen ſoll, das ſcheint mir ein großer pädagogiſcher und wirtſchaftlicher Schaden zu ſein. Die Liebe zu unſern Kindern zwingt uns, ſie nicht gleich zu dem Verluſt eines ganzen Jahres ihres Lebens zu verurteilen. Wir ſind alſo verpflichtet, den Verſuch mit Michaeliscoeten zu machen. Der Herr Bürgermeiſter ſagt: die Anſtalt beſteht, Ich behaupte: dieſe Anſtalt beſteht noch nicht. Der Herr Bürgermeiſter ſagt: die Reformanſtalt iſt bereits verbunden mit einer Realſchule in der Guerickeſtraße. Gewiß, aber nur örtlich! Denn Sie wollen die Reformſchule ja völlig von dieſer Realſchule trennen, und ich habe auch nichts dagegen, daß ſie aus der Realſchule in der Guerickeſtraße herauskommt. Aber damit hat die Sache nicht iyr Bewenden. In der Verbindung mit dem Reform⸗Realgymnaſium ſoll dann erſt eine neue Realſchule gegründet werden, und die hat nichts mit der jetzigen Realſchule zu tun. Zur Zeit beſteht alſo eine organiſche Verbindung von Reform⸗Realgymnaſium und Realſchule noch nicht. Über die Form des Reform⸗Syſtems iſt aber von der Stadtverordnetenverſammlung noch nicht beſchloſſen worden. Wenn geſagt wird: ein Direktor kann das nicht leiſten, ſo kommt es doch auf einen Verſuch mit einem Subdirektorat an. Ich habe keinen Gegen⸗ grund gehört; niemand iſt in der Lage geweſen, einen Beweis gegen die Möglichkeit der Durchführung zu führen. Dann ſagt der Herr Stadtſchulrat: Wir haben gewiß nicht darüber zu klagen, daß unſere Schulen ſchlecht verwaltet werden. Das habe ich ſicherlich nicht geſagt; im Gegenteil, ich bin voll der An⸗ erkennung für die Leiſtungen der hieſigen Schulen. Ferner hat der Herr Stadtſchulrat eingewandt: man könne aus der Zahl der in der Unterklaſſe