—— 248 — ſitzengebliebenen Schüler keinen Schluß ziehen auf des Bedürfnis des Beſuches der Realſchule. Das habe ich ebenfalls nicht behauptet. Ich habe nur geſagt: es iſt irrtümlich behauptet worden, daß die Entlaſſungen in den Gemeindeſchulen zu Oſtern zahl⸗ reicher ſind als zu Michaelis; ich habe dann aus⸗ drücklich hervorgehoben: jene Schüler kommen für den Ubergang auf die Realſchule, alſo für die Not⸗ wendigkeit, Michaeliscoeten zu ſchaffen, nicht in Be⸗ tracht. Der Herr Stadtſchulrat hat aber ſelbſt zugegeben, daß, obgleich zu Michaelis der Zugang von den Gemeindeſchulen zu den Realſchulen ver⸗ ſchloſſen iſt, der Zahlenunterſchied der zu Oſtern und der zu Michaelis ausſcheidenden Gemeindeſchüler un⸗ erheblich ſei. Das ſpricht dafür, das wir Michaelis⸗ coeten brauchen. Gegenüber der Behauptung, daß es keine Anſtalt gäbe, die nur Michaeliscoeten hat, erinnere ich an die Anſtalt in Mühlhauſen, die nur Michaeliscoeten hat. Weil wir in Charlottenburg nur eine n90 Realſchule mit Michaeliscoeten in unſerer Ober⸗Realſchule beſitzen, iſt die Frage keine akademiſche, ſondern eine durchaus praktiſche. Auch habe ich der Errichtung einer Oſter⸗Anſtalt mit 24 Klaſſen nicht zugeſtimmt, ſondern ich habe für den Fall der Bewilligung des Baues nur nach einem Wege geſucht, um innerhalb des beſchloſſenen Rahmens die Einrichtung der Michaeliscoeten zu ermöglichen. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, geſtatten Sie mir, die Sachlage Ihnen doch noch einmal mit ein paar Worten darzulegen. Es handelt ſich darum, für die beſtehende Anſtalt mit Oſtercoeten ein Schulhaus zu ſchaffen, und nun werden Sie vor die Frage geſtellt, ob Sie ausſprechen ſollen: wir bauen dieſes Schulhaus nur, wenn gleich⸗ zeitig jetzt beſchloſſen wird und vom Magiſtrat dieſem Beſchluſſe zugeſtimmt wird, daß wir neben den Oſter⸗ klaſſen Michaelisklaſſen mit einrichten. Meine Herren, der Magiſtrat ſagt Ihnen ganz ſtrikte, daß er für dieſe beſtehende Reformanſtalt jetzt nicht geſonnen iſt, einem ſolchen Beſchluſſe zuzuſtimmen, daß dieſe vorläufig mit einer Realſchule verbundene Anſtalt mit Michaeliscoeten nicht ausgeſtattet werden ſoll. Wenn Sie alſo deswegen für die beſtehende Schule das Schulhaus nicht bewilligen, dann kommen wir allerdings in die Lage, daß, wie ja mehrfach hervor⸗ gehoben wurde, die reichſte Stadt der Monarchie möglicherweiſe von der Regierung in irgend einer Weiſe darauf wird geſtoßen werden müſſen, für eine be⸗ ſtehende Anſtalt auch das notwendige Gebäude zu bauen. Meine Herren, machen Sie ſich doch nur klar, daß mit der Bewilligung dieſes Gebäudes nun und nimmermehr ausgeſprochen werden kann, daß wir in Charlottenburg der Meinung ſind, daß Michaeliscoeten an dieſer Anſtalt nie eingerichtet werden ſollen. Heute beſteht die Anſtalt mit Oſter⸗ coeten in organiſcher Verbindung mit der Realſchule; für dieſe ſoll das Gebäude bewilligt werden. An ſich reicht das Gebäude auch für eine Anſtalt mit Oſter⸗ und Michaeliscoeten ohne die organiſche Ver⸗ bindung mit einer Realſchule aus. Das Gebäude muß gebaut und bewilligt werden. Iſt nun in der Gemeinde die Meinung überwiegend — ſowohl in der Stadtverordnetenverſammlung, als im Magiſtrat, und es gehört doch ein übereinſtim⸗ mender Beſchluß zu einem Gemeindebeſchluß daß die jetzt beſtehende Verbindung gelöſt und die Reformanſtalt unter Abſtoßung der Realſchule mit Doppelcoeten ausgeſtattet werden ſoll, ſo würde die Bewilligung des Gebäudes, die wir heute ausſprechen, dem nicht im Wege ſtehen. Das Gebände muß aber doch gebaut werden, und zwar möglichſt bald, um die beſtehende Anſtalt unterzubringen, und deshalb meine ich, hat in der Tat der Ausſpruch, daß die Erörterungen zum großen Teil einen recht akade⸗ miſchen Charakter tragen, etwas für ſich. Wir legen uns dadurch, daß wir das Gebäude bewilligen, nicht etwa darauf feſt, daß wir an den Reformanſtalten niemals Michaeliscoeten einrichten wollen. Wenn aber die Frage aufgeworfen wird, ſo läßt ſie ſich allerdings nicht, wie Herr Kollege Schwarz meint, aus dem Handgelenk löſen; denn die eine Mitteilung, die der Herr Stadtſchulrat machte, daß in ganz Deutſchland überhaupt nicht Reformanſtalten mit Michaeliscoeten vorhanden ſind, dürfte ſchon den einen Einwand entkräften, daß die aus andern Orten kom⸗ menden bei uns zurückkommen müſſen. Aber wie geſagt, auf dieſe Frage will ich nicht näher eingeben, denn ſie ſteht tatſächlich heute nicht zur Diskuſſion und kann nicht zur Diskuſſion ſtehen. Herr Stadw. Schwarz iſt bereits im Ausſchuſſe darauf hingewieſen worden, daß ja gar nichts im Wege ſteht, dieſe Frage dadurch, daß ein Antrag eingebracht wird, mal von Grund aus zu erörtern. Aber von ſolchen Erörterungen die Bewilligung eines Baues abhängig zu machen, der unbedingt notwendig iſt, das ſchien der Mehrheit des Ausſchuſſes nicht angängig, und das möchte ich auch Herrn Stadtv. Stein zu erwägen geben, der gerade an dieſe Bedingung die Genehmigung des Baues knüpfen will. Die Folge würde ſein, daß die beſtehenden Klaſſen noch eine Reihe von Jahren weiter ohne eigenes Heim bleiben. Noch eine kleine perſönliche Bemerkung geſtatten Sie mir vielleicht Herrn Kollegen Schwarz gegen⸗ über, der ſich ſo ſehr über meine Stellungnahme im Ausſchuß gewundert hat. Es wird ihm vielleicht noch öfter vorkommen, daß er in Verwunderung über meine Stellungnahme gerät. (Heiterkeit.) Ob ich der Partei, der ich angehöre, dadurch einen Dienſt erweiſen kann, das bitte ich Herrn Kollegen Schwarz nur ruhig mir zu überlaſſen. Bei meiner Stellungnahme pflege ich zunächſt nicht nach dem Parteiſtandpunkt zu ſehen, nicht darauf, was etwa der Partei nützt oder ſchadet, (Jhört, hört!) ſondern was der Allgemeinheit nützt oder ſchadet, was im Intereſſe der Allgemeinheit notwendig iſt. Merkwürdigerweiſe zeigt ſich dann immer, daß das in Übereinſtimmung mit dem iſt, was auch die Partei für wünſchenswert und richtig hält. (Heiterkeit.) Und wenn Herr Stadtv. Schwarz nun gar meint, ſo leichtfertig — der Ausdruck fiel wohl nicht ſo — ſo leichtherzig ginge ich darüber hin, daß eine große Anzahl gerade von gut befähigten Gemeindeſchülern, welche auf die Reformanſtalt übergehen wollen, unter Umſtänden ein halbes Jahr verlieren müſſen, weil keine Michaeliscoeten exiſtieren, ſo iſt Herr Stadtv. Schwarz bereits im Ausſchuſſe darauf hin⸗ gewieſen worden, daß dieſe Schüler ebenſo gut auch ein halbes Jahr gewinnen können, daß das Ziel der drei Vorſchulklaſſen in der Gemeindeſchule nicht notwendig in vier Jahren erreicht werden muß, ſondern ſehr wohl auch in 3½¼ Jahren erreicht werden kann. Im übrigen aber empfinde ich es als viel beſchwerlicher, daß ſo ſehr viele gerade von den beſten Gemeindeſchülern nicht ein halbes Jahr, ſondern ein ganzes Jahr ſehr überflüſſigerweiſe dadurch verlieren, daß ſie gezwungen ſind, in unſerer