ſtalt anderer Gattung die in manchen Augen wenigſtens für eine Anſtalt minderen Grades erachtet wird, übergeht. Das ſind alles ſo greifbare Ge⸗ ſichtspunkte, daß ich meine, ſie ſchlagen ohne weiteres durch. Aan kommt noch ein vierter Geſichtspunkt. Der Direktor der Anſtalt hat es ja viel leichter, ſeinen Einfluß auf den Vater geltend zu machen, daß er den Sohn, der für die humaniſtiſche Anſtalt nicht geeignet iſt, auf die Realſchule bringt, wenn er ſagen kann: er bleibt bei mir, ich habe den Platz da, ſchicke ihn dahin —, als wenn er einfach ſagt: ich will mit dem Jungen nichts zu tun haben, ſieh du zu, wo du mit ihm bleibſt, ſuche ein anderes Unterkommen für ihn. Der Direktor ſoll Intereſſe daran haben, möglichſt frühzeitig zu unterſcheiden und möglichſt verſtändigen Einfluß auf die Eltern auszuüben. Das wird er nur können und geeignet ſein zu tun, wenn er die beiden Anſtalten in ſeiner Hand hat. Bis jetzt hat ſich dieſe Inſtitution bei uns bewährt, und ich möchte dafür eintreten, daß wir es dabei belaſſen. Das ſchließt nicht aus, wie der Herr Referent geſagt hat, wenn die Anſichten nach der Richtung ſich ändern, daß wir jeden Augen⸗ blick natürlich den Realſtrang aus der neuen Reform⸗ anſtalt beſeitigen und anſtelle des Oſter⸗Realſtranges einen Michaelis⸗Reformrealgymnaſialſtrang ſchaffen. Dann haben Sie das, was Herr Stadtv. Schwarz wünſcht. Aber ich glaube, ein Bedürfnis liegt nicht vor. Sie mögen ſich noch das eine veraegenwärtigen: mit dem Augenblick, wo das Reform⸗Realgymnaſium aus der Realſchule in der Guerickeſtraße ausſcheidet, wird dort Platz für einen Michaeliszweig der Real⸗ ſchule; dann haben ſie dort den Michaeliszweig für die Realſchule, den ſie jetzt gern bei dem Reform⸗ Realgymnaſium haben möchten. Alſo nach der Richtung ſind alle Bedenken, glaube ich, beſeitigt oder werden wenigſtens erheblich abgeſchwächt. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Den Worten des Herrn Bürgermeiſters Matting möchte ich noch einiges wenige hinzufügen. Wir haben gegenwärtig eine Realſchule mit Michaeliscoeten im Weſten der Stadt. Die neue Schule ſoll nach Weſtend kommen, alſo ganz nach dem äußerſten Weſten unſerer Stadt. Wenn ſich tatſächlich das Bedürfnis nach einer neuen Realſchule mit Michaeliscoeten in der Stadt geltend machen ſollte, ſo würde jedenfalls der äußerſte Weſten nicht der geeignete Punkt dafür ſein. (Sehr richtig!) Alſo wollen wir den Gedanken ins Auge faſſen für die neu zu errichtende Anſtalt im Oſten oder einen Michaeliscoetus in der ſchon vorhandenen Realſchule errichten, wie der Herr Bürgermeiſter eben ausge⸗ führt hat. Herr Stadtv. Stadthagen hat betont, daß nie⸗ mand gern ſeinen Jungen ein ganzes Jahr lang ſitzen laſſen möchte, und ebenſo Herr Stadtv. Stein. Ganz gewiß, das iſt ein ſchwerwiegender Grund. Aber, meine Herren, es iſt durchaus nicht der einzige Geſichtspunkt, von dem derartige Fragen behandelt werden müſſen. Die andern Erwägungen, die zur Gründung der Reformanſtalten, ſpeziell der Reform⸗ realgymnaſien geführt haben, ſind doch auch ſehr ſchwerwiegender Art, vor allen Dingen der wieder⸗ holt betonte Grund, daß man drei Jahre länger warten kann, bis man ſich entſcheidet, nach welcher Richtung der Junge ausgebildet werden ſoll, und daß man dabei pädagogiſche Berater hat. 250 — Nun, meine Herren, iſt außerdem noch nicht be⸗ rückſichtigt worden, daß es doch wertvoll für ein Stadtviertel iſt, daß gleichzeitig zwei verſchiedene Anſtalten dort vorhanden ſind. Wenn man es ſo macht, wie Herr Stadtv. Dr. Stadthagen will, ſo hat Weſtend nur eine Anſtalt, ein Realgymnaſium. Es gibt dann keine Realſchule in Weſtend, und es iſt auf eine lange Reihe von Jahren ausgeſchloſſen, daß dort eine ſolche Anſtalt gebaut wird. Ich meine, es wird für den Weſten Charlottenburgs zweckmäßiger ſein, wenn die Bewohner die Wahl haben, ihre Kinder in ein Realgymnaſium oder in eine Real⸗ ſchule zu ſchicken: es iſt nicht nur bequemer, was den Schulweg anlangt, ſondern empfiehlt ſich auch aus inneren Gründen. Ich möchte Sie dringend bitten, die wichtige pädagogiſche Frage der Errichtung von Michaelis⸗ coeten, die uns noch häufiger beſchäftigen wird, nicht zu verkoppeln mit der Baufrage. Wir brauchen dringend ein Schulhaus, und Sie können das pro⸗ jektierte Schulhaus unbedenklich bauen laſſen, gleich⸗ viel ob Sie Förderer oder Gegner der Michaelis⸗ coeten ſind. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. Borchardt (Schluß⸗ wort): Noch einige Worte, meine Herren! Ich würde Herrn Kollegen Stadthagen bitten, ſeinen Antrag zurückzuziehen; denn die Erörterung iſt in der Tat eine rein akademiſche geweſen. Es handelt ſich hier, wie ich mehrfach ausgeführt habe, um die Unmter⸗ bringung der Klaſſen, die vorhanden ſind, und deren Unterbringung ein Bedürfnis iſt. Wird dieſe Unter⸗ bringung jetzt verweigert und dadurch auf einige Zeit verſchoben, ſo iſt, wie ich zugebe, eine praktiſche Folge auch einzuſehen, nämlich die praktiſche Folge iſt die, daß die Realſchule in der Guerickeſtraße noch länger auf Michaeliscoeten warten muß, während mit der Errichtung dieſes Baues in der Realſchule in der Guerickeſtraße für Michaeliscoeten Platz würde. In⸗ ſofern iſt die Frage allerdings auch eine praktiſche. Daß aber die Erörterung hier nur akademiſch geweſen iſt, geht für mich vor allem aus einem Um⸗ ſtande hervor. Meine Herren, wir haben eine aus⸗ baute Reformanſtalt in organiſcher Verbindung mit einer Realſchule nur mit Oſtercoeten am Savigny⸗ platz: unſer Reformgymnaſium. Wenn nun wirklich die hier angeregte Frage eine brennende, praktiſche wäre, dann, ſollte ich doch meinen, müßte ſich das bei dieſer Anſtalt geltend machen; dann müßten die Herren, die der Meinung ſind, daß es ſich um eine ſo eminent dringende, praktiſche Frage handelt, hier doch mit einem Antrage hervortreten, an der be⸗ ſtehenden Anſtalt die Michaeliscoeten einzurichten. Es iſt mir abſolut unerfindlich, warum die neu zu errichtende noch nicht ausgebaute Anſtalt von vorn⸗ herein bereits als Doppelanſtalt mit Michaeliscoeten nun unbedingt gebaut werden muß, während bei der ausgebauten Anſtalt ein ſolches Verlangen uns gar nicht entgegentritt. Manche der Gründe, die Herr Kollege Stadt⸗ hagen angeführt hat, haben etwas für ſich; nichts für ſich hat der Grund, daß er meinte, man könnte die Anſtalt mit 30 Klaſſen — es handelt ſich beim vollen Ausbau der Realſchule zur Oberrealſchule ſogar um 36 Klaſſen — unter einem Direktorat vereinigen. Wenn die Michaeliscoeten eingeführt würden, geht es eben nur unter Abtrennung der Realanſtalt. Das iſt ein gangbarer Weg. Sind Sie der Meinung, daß