—— 254 — oder das unmittelbar benachbarte fiskaliſche Gelände jenſeits des Spandauer Schiffahrtskanals vorzu⸗ ſchlagen. Was die Zugänglichkeit dieſes Geländes anbe⸗ trifft, ſo wird kein Menſch bezweifeln, daß ſie außer⸗ ordentlich günſtig ſein würde. Leider iſt umgekehrt der Preis, den es uns koſten wird, nach dem Stande der bisherigen Verhandlungen recht hoch. Es darf nicht vergeſſen werden, daß der Friedhof doch eine recht beträchtliche Ausdehnung haben muß, wenn er für abſehbare Zeiten — es iſt mit einer Bevölkerung von etwa 400 000 bis 450 000 Einwohnern gerechnet worden — den Bedürfniſſen der Gemeinde entſprechen ſoll, ſelbſtverſtändlich unter Berückſichtigung des Um⸗ ſtandes, daß ein großer Teil der Gemeindemitglieder nach wie vor auf den kirchlichen Friedhöfen wird beerdigt werden. Es iſt berechnet worden, daß die Größe dieſes Geländes etwa 60 ha würde betragen müſſen, und der Preis für das in dieſer Größe jen⸗ ſeits des Spandauer Schiffahrtskanals zur Verfügung ſtehende Gelände beziffert ſich auf ungefähr 6 Mil⸗ lionen. Das iſt eine ſo erhebliche Summe, daß doch eine ſeyr geringe Wahrſcheinlichkeit beſteht, eine ge⸗ wiſſe Rentabilität des Kirchhofes herauszuwirtſchaften. Eine erhebliche Herabminderung wird unerläßlich ſein. Ob und wie das wird möglich ſein, das iſt eine Frage, die erſt in ſpäterer Zukunft zu beantworten ſein wird. Augenblicklich liegt der Antrag des Ma⸗ giſtrats auf auffichtsbehördliche Genehmigung zur Errichtung eines Kommunalfriedhofes auf dem von mir vezeichneten Gelände beim Herrn Regierungspräfiden⸗ ten, und ein Beſcheid auf unſeren Antrag iſt noch nicht ergangen. Sollte der Beſcheid in pofitivem Sinne ausfallen, muß ſelbſtverſtändlich erſt in den Verſuch, einen angemeſſenen Preis durch Verhand⸗ lungen mit den Intereſſenten feſtzuſetzen, eingetreten werden können. Selbſt wenn aber auch eine gewiſſe Herabſetzung gelingen ſollte, ſo wird immerhin ein beträchtlicher Preis in Anſatz gebracht werden müfſen, und es wird weiterer ſorgfältiger Erwägungen be⸗ dürfen, um nicht von vornherein an der Frage der Rentabilität die Angelegenheit ſcheitern zu laſſen, Andere Gelände in annehmbarer Nähe ſind bis jetzt nicht gefunden worden, obgleich zahlreiche Angebote beim Magiſtrate eingegangen ſind; aber ſie erwieſen ſich meiſt ſchon bei oberflächlicher Prüfung als un⸗ geeignet. Das iſt der gegenwärtige Standpunkt der An⸗ gelegenheit. Sobald ein Beſcheid von der Auffichts⸗ behörde eingetroffen iſt, wird der Magiſtrat mit wei⸗ teren Mitteilungen an die Stadverordnetenverſamm⸗ lung herantreten. Vorſteher Roſenberg: Anfrage iſt nicht beantragt. Wir kommen zu Punkt 14 der Tagesordnung: Aufrage der Stadtverordneten Dr. Borchardt und Gen. betr. Gerüſteinſturz beim Schiller⸗ theaterbau. Druckſache 355. Die Anfrage lautet: Die Unterzeichneten richten an den Magiſtrat die Anfrage, ob ihm die Urſachen des Gerüſt⸗ einſturzes beim Ban des Schillertheaters be⸗ kannt find. Frageſteller Stadtv. Hirſch: Meine Herren, es iſt uns ſehr unangenehm, daß wir uns heute wieder⸗ um mit einer Angelegenheit befaſſen müſſen, die Eine Beſprechung der bereits bei der Etatsberatung von uns beſprochen iſt. Wir haben bei der Eiatsberatung aus Anlaß eines Un⸗ falles bei dem Ban des Schillertheaters, der ſich kurz vorher ereignet hatte, die Einſetzung von Ar⸗ beiterkontrolleuren beantragt, und bei dieſer Gelegen⸗ heit fand eine eingehende Debatte über die Urſachen des Unfalles und über die Möglichkeit, in Zukunft derartige Unfälle zu verhüten, ſtatt. Leider hat ſich die Meyrheit der Stadtverordnetenverſammlung ſo⸗ wohl als auch der Herr Oberbürgermeiſter damals auf den Standpunkt geſtellt, daß eigentlich alles in beſter Ordnung ſei, daß gar nichts vorliege, ſondern daß es ſich nur um eine ſozialdemokratiſche Hetze handle. Seloſt auf die Gefahr hin, daß ein derar⸗ tiger Vorwurf auch diesmal wieder erhoben wird, haben wir uns doch geſtattet, eine neue Anfrage ein⸗ zubringen, und zwar aus dem Grunde, weil ſich in⸗ zwiſchen leider beſtätigt hat, daß die Befürchtungen der Arbeiter, welche auf dem Bau des Schillerthe⸗ aters beſchäftigt waren, berechtigt geweſen find. Am 29. Auguſt dieſes Jahres hat ſich auf dem Neubau des Schillertheaters ein neuer Bauunfall ereignet, der ja glücklicherweiſe nicht allzu ſchlimme Folgen hatte; aber immerhin iſt doch ein Arbeiter ſchwer und drei Arbeiter ſind leicht verletzt worden. Der Unfall erfolgie infolge eines Gerüſteinſturzes. Wir fordern nun vom Magiſtrat Auskunft darüber, ob es ihm bekannt iſt, auf welche Urſachen dieſer Unfall zurückzuführen iſt. Ich glaube, nach den früheren Debaten auch jetzt wieder annehmen zu durfen, daß uns vom Magiſtrat geſagt werden wird: es war wiederum alles in beſter Ordnung. Wir haben infolgedeſſen ſelbſtverſtändlich vorher Erkundi⸗ gungen eingezogen, und es iſt uns von Arbeitern, die auf dem Bau ſelbſt beſchäftigt waren, als Ur⸗ ſache des Unglücks angegeben worden, daß die Steifen zu kurz waren; ſie wurden nach oben hin verlängert; aber eine ſolche Verlängerung iſt nur dann geſtattet, wenn ſie unter der Anwendung der größten Vorſichts⸗ maßregeln geſchieht. Das iſt hier nicht der Fall geweſen. Die Stangen, die künſtlich verlängert waren, haben ſich infolge der Belaſtung des Gerüſtes nach der Seite verbogen, und ſo hat die ſogenannte Streich⸗ ſtange ihren Halt verloren und iſt durchgebrochen. Das ſind die Urſachen des Unglücks, wie ſie uns geſchildert wurden, und zwar von Maurern, die auf dem Bau ſelbſt beſchäftigt ſind. Ich verzichte vorläufig auf weitere Ausfüh⸗ rungen und möchte zunächſt vom Vertreter des Ma⸗ giſtrats eine Antwort darauf haben, ob die Auskunft, wie ſie uns erteilt iſt, richtig iſt, oder ob er viel⸗ leicht von anderer Seite anders informiert worden iſt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, zunächſt möchte ich bemerken, daß der Fall, welcher uns ſchon einmal beſchäftigt hat, und welcher ſich auf die Außengerüſte des Schillertheaters bezog, auf die Gerüſte, die außen um den Bau herum erbaut waren, mit dieſem Fall in gar keinem Zuſammen⸗ hange ſteht. Damals iſt feſtgeſtellt und von mir nachgewieſen worden, daß die Bauunternehmer gar keine Schuld traf, und daß alles in beſter Ordnung geweſen iſt. Ich bleibe dabei und lege Gewicht da⸗ rauf, das noch einmal feſtzuſtellen gegenüber den Ausführungen, die der Herr Vorredner ſoeben ge⸗ macht hat. Hier handelt es ſich um einen ganz neuen Fall. Es handelt ſich um einen Unfall, der an einem Gerüſte vorgekommen iſt, das im Malerſaal des Gebäudes aufgebaut war. Der Unfall iſt vor⸗