Wir unſererſeits können zu der Sache, wie ge⸗ ſagt, nicht weiter Stellung nehmen; alles, was wir tun können, haben wir getan Ich habe damals ganz ausdrücklich — ich glaube ſogar ſchriftlich — die Verfügung erlaſſen, daß Herr Bauinſpektor Win⸗ terſtein die Gerüſte fortlaufend revidiert, und das iſt die ganze Zeit über erfolgt. Jetzt ſind die Arbeiten fertig; wir haben jetzt, glaube ich, keine Gerüſte mehr im Bau. Wenn nun trotz dieſer Kontrolle, die der Herr Bauinſpektor ausgeführt hat, hier einmal ein Gerüſt aufgeſtellt worden iſt, das nach meiner Anſicht nicht genügend verſteift war, ſo iſt das erklärlich; denn die Gerüſte werden alle Stunden geändert. Es iſt nicht möglich, daß immer einer von den Herren auf dem Bau iſt und feſtſtellen kann, ob nicht an einem Gerüſte irgend ein Fehler iſt. Auch die Baukontrolleure würden nicht in der Lage dazu ſein bei einem ſo großen Bau; denn wenn ſie an einer Stelle auch den Bau eines Gerüſtes beobachten, wird an einer anderen Stelle zur gleichen Zeit ein Gerüſt ab⸗ gebrochen oder verändert, und dabei kann dann auch ein Unglück paſſieren. Auf die Frage der Anſtellung von Arbeiterbaukontrolleuren, über die die Stadt⸗ verordnetenverſammlung ſich — ich glaube, es iſt vor einem Jahr geweſen — dahin ſchlüſſig gemacht hat, daß ſie ſie nicht empfehlen will, will ich daher hier nicht näher eingehen. Vorſteher Roſenberg: Es iſt die Beſprechung des Gegenſtandes der Anfrage beantragt worden. Stadtv. Hirſch: Ich kann zunächſt meiner Be⸗ friedigung darüber Ausdruck geben, daß der Herr Oberbürgermeiſter uns eine Auskunft gegeben hat, die anders lautet als die Auskunft, die ich bei der Etatsberatung bekommen habe. Gewiß, es handelt ſich um einen neuen Unfall; aber ein urſächlicher Zuſammenhang mit dem anderen Unfall, der Anlaß zu unſerer früheren Interpellation gegeben hatte, beſteht, und zwar beſteht er inſofern, als ſchon da⸗ mals die Arbeiter auf die mangelhaften Rüſtungen und auf die Haſt, mit der dort gearbeitet wird, auf⸗ merkſam gemacht haben. Der Herr Oberbürgermeiſter ſagt, er bleibe dabei, daß damals alles in beſter Ord⸗ nung war, ich kann meinerſeits nur erklären, daß ich auf dem gegenteiligen Standpunkt ſtehe und daß ich heute mehr als früher überzeugt bin, daß damals nicht nur nicht alles in beſter Ordnung war, ſondern daß recht erhebliche Mängel beſtanden haben. Das hat aber mit dieſem Unfall ja wenig zu tun. Der Herr Oberbürgermeiſter gibt nun im Gegen⸗ ſatz zu der Auskunft der Firma Littmann und Heil⸗ mann zu, daß ſeiner. Meinung nach eine Schuld der Unternehmer vorhanden iſt, die nicht die nötige Sorg⸗ falt angewendet hätten, die in dieſen Fällen doppelt und dreifach hätte angewendet werden müſſen. Ich glaube, daß der Herr Oberbürgermeiſter hierin voll⸗ kommen Recht hat. Das iſt aber gerade das, was die Maurer behaupten und was ſie auch ſchon bei dem früheren Unfall behauptet hatten. Es wurde ſchon damals über mangelbafte Gerüſte geklagt. Ich habe nachträglich noch in Erfahrung gebracht, daß ſchon vor dem erſten Unfall einer der Maurer, der mit dem Aufbau der Gerüſte betraut war, der ſogen. Rüſtungspolier, zu dem Unternehmer Bäthge geſagt hatte, daß er in dieſer Weiſe die Gerüſte nicht mehr herſtellen würde, ſondern daß er verlange, daß ſie ordnungsgemäß hergeſtellt würden. Das iſt ihm auch zugeſtanden worden; aber am Abend wurde der Mann entlaſſen. Ein Grund wurde nicht angegeben. 256 ——— Jedenfalls ſteht das eine feſt: daß nicht alle Vor⸗ ſichtsmaßregeln angewendet worden ſind. Der Bericht der Firma Littmann und Heilmann ſcheint mir unrichtig zu ſein; es iſt nicht ein Mann beſchädigt, ſondern 4 Mann. Das die übrigen nur leicht beſchädigt worden ſind, ſo daß ſie keinen Arzt aufzuſuchen brauchten, ändert an der Tatſache an ſich nichts. Ja, wenn nicht einmal ein Mann herunter⸗ gefallen wäre und niemand einen Unfall gehabt hätte, ſo würde die Schuld der Unternehmer genau ſo groß ſein, als wenn alle zu Tode gekommen wären. Die Firma Littmann und Heilmann gibt zu, daß unter der großen Laſt ſich eine Steife verſchoben habe. Das habe ich vorhin ausgeführt. Ich habe aber hinzugefügt — und es wäre ſehr intereſſant, wenn der Herr Oberbürgermeiſter auch darüber Er⸗ kundigungen einziehen würde —, daß die Steifen unvorſchriftsmäßig befeſtigt waren, daß ſie ſich infolge⸗ deſſen verſchoben hatten und daß ſo der Zuſammen⸗ bruch erfolgt iſt. Das wird ja jetzt nicht mehr feſt⸗ zuſtellen ſein; das Gerüſt iſt längſt abgebrochen. Wenn der Oberbürgermeiſter ſich an die Unternehmer wendet, werden die ſagen: das ſtimmt nicht, und wenn er ſich an die Arbeiter wendet, werden die das Gegenteil behaupten. Es iſt eben bedauerlich, daß in ſolchen Fällen es nicht immer möglich iſt, volle Klarheit zu ſchaffen. Jedenfalls erkenne ich unumwunden an, daß der Herr Oberbürgermeiſter ſich große Mühe gegeben hat, Auskunft zu erhalten, und daß ſeine Antwort weſentlich günſtiger aus⸗ gefallen iſt als die Antwort in dem früheren Falle. Nun ſagt der Herr Oberbürgermeiſter: ob die Schuld ſo weit geht. daß die Unternehmer ſtraf⸗ rechtlich oder zivilrechtlich verfolgt werden können, entzieht ſich ſeiner Beurteilung. Das iſt doch ganz gleichgiltig. Mir kommt es nicht darauf an, daß der oder die Schuldigen vor den Strafrichter geſchleppt werden. Das iſt nicht der Grund, weshalb wir die Anſtellung von Baukontrolleuren beantragt hatten. Wir wollen vielmehr, daß in Zukunft bei Vergebung von ſtädtiſchen Arbeiten oder auch bei Bauten, die nur indirekt von der Stadt ausgeführt werden, etwas größere Vorſicht angewendet wird. Das war der Zweck der früheren Interpellation, und das iſt auch der Zweck der heutigen. Wir haben damals mit vollem Recht die Einführung von Baukontrolleuren ſeitens der Stadt gefordert, und ich bedaure, daß die Mehrheit der Stadtverordnetenverſammlung dieſe ganz ſelbſtverſtändliche Forderung rundweg abgelehnt hat. Hätte die Mehrheit der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung unſeren Antrag angenommen und der Magiſtrat ihm zugeſtimmt, dann wäre es ſehr wohl möglich, daß dieſer Unfall verhindert worden wäre. Ich behaupte nicht poſitiv, daß er verhindert worden wäre; das kann niemand behaupten; aber die Mög⸗ lichkeit wäre doch vorhanden geweſen. Der Herr Oberbürgermeiſter ſagte, die Gerüſte würden alle Stunde geändert, und es wäre nicht möglich, daß alle Augenblicke einer der aufſicht⸗ führenden Beamten auf dem Bau wäre. Aber das verlangen wir eben, daß immer einer der aufſicht⸗ führenden Beamten auf dem Bau iſt, und wenn die Beamten ſelbſt nicht dazu imſtande ſind, dann ſollen eben die Arbeiterkontrolleure einſpringen. Der Herr Oberbürgermeiſter ſagt: Baukontrolleure aus dem Arbeiterſtande können auch nicht überall zugegen ſein. Gewiß, das kann kein Menſch; aber die Arbeiter würden ſich mit viel größerem Vertrauen als an die jetzt aufſichtführenden Beamten an die aufſichtführenden Arbeiter wenden, die aus ihrer Klaſſe hervorgegangen