—— 257 ſind. Heute iſt die Sache ſo — das hat die Er⸗ fahrung am Schillertheater bewieſen —: mit dem Augenblick, wo die Arbeiter die Unternehmer auf Schäden aufmerkſam machen, droht ihnen ſteis die Entlaſſung, und aus Furcht vor Entlaſſung unter⸗ bleiben leider oft die nötigen Anzeigen. Wir müſſen alſo nach wie vor die Forderung der Anſtellung von Baukontrollenren aus der Arbeiterklaſſe erhrben, und ich hoffe, daß auch die Mehrheit der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung ſich mit der Zeit d eſer unſerer Forderung anſchließen wird. Ebenſo fordern wir — das erſcheint uns auch von ſehr großer Wichtigkeit, und es iſt auch eine Forderung, die ſchon wiederholt die Stadwerordnetenverſammlung beſchäftigt hat —, daß bei der Vergebung von ſtädtiſchen Arbeiten nur ſolche Firmen berückſichtigt werden, die die zwiſchen den Arbeitgeber⸗ und Arbeitnehmerorganiſationen verein⸗ barten Verträge und Bedingungen anerkannt haben, — und das iſt hier beim Bau des Schillertheaters nicht geſchehen. Schon dadurch könnte großes Unheil und könnten zahlreiche Unfälle verhindert werden. Alſo ich möchte bitten, daß diejenigen Herren, welche ſich bei der Etatsberatung vielleicht unter dem Eindruck der Rede des Herrn Oberbürgermeiſters, der damals alle Behauptungen der Arbeiter als übertrieben und unwahr hinſtellte, gegen die Ein⸗ ſtellung von Baukontrolleuren ausgeſprochen haben, — ich hoffe und wünſche, daß dieſe Herren nach der heutigen Rede des Herrn Oberbürgermeiſters ſich doch noch einmal überlegen, ob nicht die von uns geſtellten Forderungen berechtigt ſind, damit ſie dann, wenn wir dieſe Forderungen von neuem in Form von Anträgen einbringen werden, ihnen zu⸗ ſtimmen. Stadtv. Dr. Spiegel: Meine Herren, ich ſtimme dem Herrn Oberbürgermeiſter darin bei, daß auch die ſorgfältigſte Kontrolle, von wem ſie auch ausgeübt werden mag, niemals imſtande ſein wird, Unfällen vorzubeugen, daß auch unter der ſorgfältigſten Kontrolle hier und da etwas vorkommen wird, was nicht den ſtrengſten Anforderungen genügt. Trotzdem ſtehe ich und mit mir ein nicht unbedeutender Teil meiner Freunde — wir haben es nicht feſtgeſtellt; ich glaube aber: jedenfalls ein erheblicher Teil — auf dem Standpunkt, daß die Kontrolle auf Bauten gar nicht ſcharf genug ſein kann, und daß, wenn man wirklich glaubt, damit eine zuverläſſigere Kon⸗ trolle zu erlangen, wohl dem Wunſche der Arbeiter, Baukontrolleure aus dem Arbeiterſtande zu haben, entſprochen werden kann. Der Herr Vorredner irrt aber, wenn er glaubt, daß bei der Etatsberatung uns die Rede des Herrn Oberbürgermeiſters davon abgeſchreckt hätte, dem Antrage ſeiner Freunde zuzu⸗ ſtimmen. Mein Freund Dr. Crüger hat damals ausdrücklich betont, daß die Begründung des Herrn Stadtv Hirſch es uns unmöglich gemacht hat, dem Antrage damals zuzuſtimmen, wie wir es urſprünglich wollten. Es war dieſe Begründung eine einſeitige Anſchuldigung gegen beſtimmte Unter⸗ nehmer, und wir hätten den Schein hervorgerufen, uns dieſen Anſchuldigungen anzuſchließen, wenn wir damals dem Antrage zugeſtimmt hätten. Ich möchte aber betonen, daß wir größtenteils im gegebenen Falle bereit ſind, der Forderung an ſich unſere Zu⸗ ſtimmung zu geben. Vorſteher Roſenberg: Wir verlaſſen dieſen Gegen⸗ ſtand und kommen nunmehr zu der Anfrage der Stadtv. Jachmann, Dr. Riel und Gen. betr. Entſendung eines Vertreters der Stadt zu dem Architektenkongreß in London im Juli d. I. Die Anfrage ſteht nicht auf der Tagesordnung. Sie lautet: Die Unterzeichneten fragen an, ob zu dem vom 16. bis 21. Juli d. I. in London ſtattgehabten Architektenkongreß ein Vertreter der Stadt entſandt worden iſt. Frageſteller Stadtv. Dr. Riel: Meine Herren, im Juli d. I., und zwar vom 16. bis 21., hat in London ein Architektenkongreß ſtattgefunden, und es war beſchloſſen worden, zu dem Kongreß einen Ver⸗ treter der Stadtgemeinde zu entſenden. Ich möchte anfragen, ob zu dieſem Kongreß tatſächlich ein Ver⸗ treter der Stadt entſandt worden iſt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, zu unſerem großen Bedauern haben wir die Abficht, als Vertreter der Stadt, wie durch Gemeindebeſchluß feſtgeftellt worden iſt, den Herrn Stadtbaurat für den Hochbau, Herrn Profeſſor Schmalz, zu entſenden, nicht ausführen können, da Herr Baurat Schmalz kurz vor dem Kongreß in eine ſchwere Krankheit verfallen iſt. von der er leider heute noch nicht ge⸗ neſen iſt. Er liegt, nachdem er verſucht hat, mehrere Monate hindurch in den Ferien Heilung zu ſuchen, heute im Hedwigskrankenhauſe ſchwer krank darnieder. Dieſer bedauerliche Umſtand iſt der Anlaß geweſen, daß wir unſere Abſicht nicht haben ausführen können. Wir wollen Herrn Baurat Schmalz wünſchen, daß er in baldiger Zeit geneſen wieder unter uns weilen wird. Vorſteher Roſenberg: Anfrage iſt nicht beantragt. Ich habe mitzuteilen, daß ferner Widerſpruch erhoben iſt gegen den Vorſchlag des Wahlausſchuſſes zu Tagesordnung Nr. 25 e zu Unterkommiſſion 47 zu a 2. Wir kommen nunmehr zu Punkt 15 der Tages⸗ ordnung: Antrag der Stadtv. Vogel und Gen. betr. Wohnungsinſpektion. — Druckſache 356. Eine Beſprechung der Der Antrag lautet: Die Unterzeichneten beantragen die Einführung einer Wohnungsinſpektion durch für dieſe Tätigkeit vorgebildete Techniker und Hygieniker. Antragſteller Stadtv. Vogel: Meine Herren, die ungenügenden Wohnnngsverhältniſſe ſind ja ſchon ſeit längerer Zeit Gegenſtand der Aufmerkſamkeit der ſtädtiſchen Behörden geweſen. Im Jahre 1900 wurde eine Deputation eingeſetzt zur Beratung der Frage der Beſchaffung von Wohnungen für minder⸗ begüterte Klaſſen. Dieſe Deputation hatte eine Auf⸗ forderung an Banunternehmer erlaſſen, unter vor⸗ geſchriebenen Normen den Bau von Arbeiterwohnungen zu unternehmen; aber dieſer Aufforderung iſt von keiner Seite entſprochen worden, was uns gar nicht überraſcht hat. Dann hat am 7. Juni vorigen Jahres die Liberale Fraktion die Errichtung eines ſtädtiſchen Wohnungsamtes beantragt. Zirka 6 Monate darauf, am 15. November 1905, erklärte der Magiſtrat, daß er dieſer Frage näher treten werde. Seudem