—— 262 — Maſche löſen, ſo fällt das ganze Netz zuſammen. Ich bitte Sie, zu bedenken, daß wir, wenn wir ge⸗ leitet von dem Wunſch, unſeren ſtädtiſchen Arbeitern und minder beſoldeten Beamten in Anbetracht der Teuerung beſſere Lebensverhältniſſe zu gewähren, — daß wir, wenn wir, von dieſem Gedanken ausgehend, eine Reviſion des Normaletats früher vornehmen würden, als ſie feſtgeſetzt iſt, dann nicht damit aus⸗ kommen, bei dieſen Beamten eine Grenze zu machen, ſondern naturgemäß, wenn wir die unteren Kategorien erhöhen, auch die höheren Beamten mit höheren Gehältern bedenken müſſen. Wir würden auf dieſe Weiſe der Stadtgemeinde eine große Summe neuer Laften auferlegen, und wir würden mit der Ver⸗ ſchiebung der Erhöhung bis zum April auch die Bedürftigen länger auf die Teuerungszulage warten laſſen. Ich glaube, daß es uns im Ausſchuß gelingen wird, Sie zu überzeugen, daß unſer Antrag der beſſere Weg iſt; denn wir kommen ſchneller zum Ziel und belaſten die Stadtgemeinde ſo lange nicht höher, bis die Verhältniſſe auch die beſſer beſoldeten Beamten aufzubeſſern erheiſchen. Mein Antrag würde alſo lauten: ſo lange eine Teuerungszulage für die ſtädti⸗ ſchen Arbeiter und Beamten mit einem Ge⸗ haltsbezuge bis 2400 Mk. zu gewähren, bis eine Reviſion des Normaletats vorgenommen wird. Dieſe Reviſion des Normaletats kommt natur⸗ gemäß. Jetzt iſt ein Jahr vergangen; in 4 Jahren iſt wiederum die Zeit, wo der Normaletat revidiert wird. Sollte die Teuerung ſo lange anhalten, ſo wäre die Zulage ſo lange zu gewähren, und dieſe Maßregel würde vollkommen denſelben Effekt haben, wie wenn der Normaletat revidiert würde. Sollte aber ein Rückſchlag erkennbar ſein und die Teuerung aufhören, dann würde die interimiſtiſche Zulage auch wieder aufhören, weil die Gründe dafür nicht mehr vorhanden find. Ich glaube, daß ich für heute meinen Antrag genügend motiviert habe, und bitie Sie, der Über⸗ weiſung an einen Ausſchuß zuzuſtimmen, und zwar mit der Maßgabe, daß der Ausſchuß ſchon in der nächſten Sitzung Bericht erſtatten kann, damit es nicht den Anſchein gewinnt, als ſollte die Sache eine Verzögerung erleiden. Ich erkläre heute ſchon, daß wir, wenn wir den von mir vorgeſchlageren Weg nicht beſchreiten können, dann den Eventualantrag des Herrn Kollegen Hirſch annehmen werden, daß wir ihn aber für den weniger günſtigen für die Stadtgemeinde halten. Stadtu. Dr. Riel: Meine Freunde haben ſich von demſelben Geſichtspunkt leiten laſſen, wie er hier eben zum Ausdruck gebracht worden iſt. Daß wir unſeren Beamten helfen müſſen, daran iſt kein Zweifel; den Weg, den wir für zweckmäßig erachten, gehen wir gemeinſam mit dem Herrn Kollegen Kaufmann und ſeinen Freunden. Auch ich bin in der Lage, Ihnen einen Antrag meiner Fraktion zu unterbreiten; er geht dahin: den Magiſtrat zu erſuchen, zu erwägen, inwieweit den unteren Beamten und den Arbeiterklaſſen eine Teuerungszulage zu gewähren ſei, und zwar aus derſelben Erwägung heraus, daß es vom Ubel ſei, heute ſchon den Normaletat zu revi⸗ dieren, weil wir dann eben den höher beſoldeten Beamten gleichfalls eine Erhöhung gewähren müßten, und weil wir gleichfalls meinen, daß es gefährlich ſei, jetzt den Normaletat umzuarbeiten, da wir dann in kurzer Zeit von neuem ihn umarbeiten müßten. Indes, meine Herren, wenn eine Ausſchußbe⸗ ratung beantragt worden iſt, ſo widerſprechen wir ſelbſtverſtändlich dieſem Antrage nicht. Wir ſind der Überzeugung, daß wir aus dem Ausſchuſſe heraus mit einem Antrage an den Magiſtrat heran⸗ treten werden, der ſeine Billigung finden wird. Eventuell ſtimmen auch wir dem Amrage des Herrn Kollegen Hirſch bei. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, die Ausführungen namentlich des Herrn Kollegen Kaufmann zwingen mich doch noch zu einigen Worten. Ich habe ge⸗ dacht, daß Herr Kollege Kaufmann für meinen An⸗ trag iſt; er hat ſich aber direkt gegen den Antrag ausgeſprochen. Während wir eine ſofortige Reviſion des Normaletats verlangen, hat ſich Herr Kollege Kaufmann gegen dieſe ſofortige Reviſion ausge⸗ ſprochen und beantragt ſtatt deſſen eine Gewährung von Teuerungszulagen eventuell auf drei weitere Jahre hinaus. Das iſt ein Antrag, der in ſtricktem Gegenſatz zu unſerem Antrage ſteht. Herr Kollege Kaufmann ſagt: an eine Reviſion des Normaletats können wir jetzt nicht herangehen; denn wenn wir einige Maſchen löſen, fällt das ganze Netz zuſammen. Das iſt die bekannte Phraſe, die immer die preußiſche Regierung vorbringt, wenn von einzelnen Abgeordneten eine Erhöhung von Be⸗ amtengehältern verlangt wird. Dann heißt es immer: wir können die einzelne Klaſſe nicht aufbeſſern, denn dann würden ſofort die anderen kommen. Wir haben vor einigen Jahren den Normaletat revidiert; inzwiſchen haben ſich die Verhältniſſe weſentlich ge⸗ ändert, und die unteren und mittleren Beamten ſind nicht mehr in der Lage, mit denjenigen Ge⸗ hältern auszukommen, die ihnen bei der Reviſion des Normaletats zugeſprochen worden ſind. Ich habe ein ziemlich umfangreiches Material, das ich dem Ausſchuß vorlegen werde, und ich werde nachweiſen, daß eine große Zahl von Beamten, obwohl ihr Gehalt im vorigen Jahre bedeutend erhöht iſt, ſich heute ſchlechter ſtehen als vor der Gehaltser⸗ höhung, weil eben die Preiſe der Lebensmittel und Gebrauchsgegenſtände viel mehr angewachſen ſind, als das Gehalt geſtiegen iſt. Das, was ihnen durch den revidierenden Normaletat zugebilligt worden iſt, ſteht in gar keinem Verhältnis zu der Preisſteigerung. Mein Ideal iſt eine Teuerungszulage nicht. Ich befürchte, die Beamten würden dann garnichts bekommen. Der Magiſtrat hat ſich zu wiederholten Malen beſtimmt gegen die Teuerungszulage aus⸗ geſprochen. Wenn wir jetzt den Antrag Riel an⸗ nehmen, der Magiſtrat möge erwägen, wieweit den unteren Beamten und den Arbeitern eine Teuerungs⸗ zulage zu gewähren ſei, oder wenn wir beſchließen würden, den Magiſtrat zu erſuchen, den unteren Beamten und den Arbeitern bis zur Reviſion des Normaletats eine Teuerungszulage zu gewähren, dann können wir 1000 gegen 1 wetten, daß die unteren Beamten und Arbeiter auch nicht einen Pfennig bekommen werden. Der Magiſtrat hat — das geht aus den Debatten der letzten Sitzungen, wo wir über dieſe Frage verhandelt haben, ja deut⸗ lich hervor — der Magiſtrat hat eben prinzipielle Einwendungen gegen eine Teuerungszulage. Nun fragt es ſich, welcher Weg praktiſcher iſt, und da meine ich, wenn der Magiſtrat durch den Herrn Oberbürgermeiſter in der vorigen Sitzung be⸗ reits erklärt hat, daß er, wenn die Steigerung der