Einzige ſein, was die ſtädtiſche Bevölkerung dieſem Notſtand gegenüber tun kann. (Stadtv. Kaufmann: Sehr richtig!) Deswegen halte ich es für erſprießlich, daß der Deutſche Städtetag einberufen wird, und daß man auf ihm eindringlich und deutlich auf den immer größer und ärger werdenden Notſtand hinweiſt. Was übrigens den Umſtand anbetrifft, daß die Sache nicht genügend vorbereitet ſein ſoll, wie der Herr Oberbürgermeiſter meinte, ſo ſind zum Teil die Städte ſelbſt daran ſchuld, und auch wir in Charlottenburg ſind nicht ſchuldlos daran. Ich habe vorhin ſchon darauf hingewieſen, daß wir eine Deputation eingeſetzt haben zur Beratung von An⸗ trägen, wie dieſem Mißſtande zu begegnen iſt. Dieſe Deputation iſt bisher, obwohl ſie beinahe ein Jahr beſteht, nicht einberufen worden. Ja, iſt denn der Notſtand ein geringer, etwa ein ſo geringer, daß man ſagen kann: wir werden die Deputation über Jahr und Tag einmal einberufen, wenn die Teuerung andauern wird, vorläufig iſt ſie noch nicht dauernd genug, daß wir uns ſchon um MNittel und Wege, ihr entgegenzutreten, bekümmern ſollen?! Herr Kollege Kaufmann weiſt darauf hin, daß in anderen Städten etwas geſchehen iſt, z. B. in Frankfurt a. M.; aber er tut die Frage für Charlottenburg damit ab, daß er es nicht unterſuchen will, ob bei uns die Vor⸗ bedingungen für etwas Ahnliches gegeben ſind. Ich meine, wenn die Stadtverordnetenverſammlung eine Deputation zur Beratung der Frage eingeſetzt und der Magiſtrat dem zugeſtimmt hat, dann ſollte man doch ſehr eingehend unterſuchen und ſchon unterſucht haben, ob die Vorbedingungen für Maßregeln der erwähnten Art gegeben ſind. Soweit alſo die Sache für eine Behandlung im Städtetage noch nicht genügend reif ſein ſoll, ſind wir ſelbſt daran ſchuld und können nicht hoffen, wenn wir noch länger warten, namentlich wenn wir in demſelben Tempo mit unſeren Beratungen vorgehen, daß ſie ſpäter für den Städtetag reifer ſein wird. Soweit aber der Städtetag eine Bedeutung hat dadurch, daß er gehört wird, wenn er ſeine Stimme erhebt, ſoweit kann das auch geſchehen, ohne daß vorher noch einmal ein⸗ gehende Unterſuchungen über den Mißſtand ſtatt⸗ finden. Deswegen werden wir dem dringlichen An⸗ trage zuſtimmen. Stadtu. Dr. Stadthagen: Meine Herren, da die Reſolution des Herrn Kollegen Dr. Landsberger, die wohl mehr auf einen Antrag hinausläuft, bereits zur Diskuſſion geſtellt wird, werden wir es uns, glaube ich, auch nicht verſagen können, dazu Stellung zu nehmen. Die Worte des Herrn Oberbürgermeiſters, daß die Reſolution ſehr allgemein gehalten iſt und dadurch vielleicht ihren Zweck verfehlen könnte, haben entſchieden ihren berechtigten Kern. Auf der anderen Seite kann ich mich jedoch auch den Ausführungen des Herrn Kollegen Borchardt nicht verſchließen, daß die allgemeine Frage der Fleiſchnot ſchon ſo vielfach erörtert iſt, daß doch verſchiedene Gruppen von Hilfsmitteln ſich aus der allgemeinen Diskuſſion in der Offentlichkeit bereits herauskriſtalliſiert haben, die wohl zur Behandlung auf dem Städtetag die Grundlage bieten könnten. Meine Herren, ich muß hier ganz offen geſtehen, daß die Anerkennung einer ganz ungeheuren Fleiſchteuerung, die nach Möglichkeit u beſeitigen iſt, auch von unſerer Seite in ver⸗ ſciedenen Verſammlungen und in der Offentlichkeit erfolgt iſt. daß die Teuerung einen ſo hohen Stand erreicht Auch wir bedauern es aufs äußerſte, g 2741 ——— hat, daß die Ernährung der geſamten Bevölkerung der Städte, insbeſondere einer Stadt wie Charlotten⸗ burg, die in dem teuerſten Viertel, möchte ich ſagen, von Groß⸗Berlin liegt, kaum in der wünſchenswerten Weiſe ermöglicht werden kann. Meine Herren, ich habe es aber auf der anderen Seite auch bedauert, daß Herr Kollege Kaufmann bereits einen ganz beſtimmten Weg angedeutet hat, wie der Teuerung abgeholfen werden kann; denn gerade darin liegt eine Gefahr, ein einſtimmiges und dadurch wirkungsvolles Votum zu erzielen, was meines Erachtens notwendig iſt, um in dieſer Frage den wünſchenswerten Eindruck bei der Regierung zu machen. Die Frage, ob das lebendige Vieh über die Grenze zu ſchaffen iſt, ohne die veterinären Maßnahmen zu gefährden, iſt ſehr ſchwierig zu beantworten. Aber, meine Herren, es gibt ja ganz andere Mittel; es gibt ſo viele Mittel, wo die veterinärpolizeilichen Maßnahmen in jeder Beziehung befolgt werden können, daß in dieſem Sinne eine Offnung der Grenzen ohne Gefahr ſtattfinden könnte. Es iſt vor Allem vorgeſchlagen worden, Schlacht⸗ häuſer an der Grenze zu errichten, weiter iſt vor⸗ geſchlagen, das Vieh zerteilt über die Grenze zu laſſen. Wenn der Herr Oberbürgermeiſter anführte, im Oſten gäbe es kein Vieh — das wird allerdings von agrariſcher Seite auch behauptet —, ſo würde es doch keine Gefahr haben, nach dorthin die Grenze zu öffnen. Auf der anderen Seite haben wir Länder wie Dänemark, Holland, die Vieh überſchüſſig haben, ſodaß wir hoffen dürfen, durch eine weitere Offnung der Grenzen, nicht gerade in dem Sinne des Herrn Kollegen Kaufmann, nach meiner Anſicht aber unter voller Wahrung der veterinärpolizeilichen Maßnahmen, eine beſſere Ernährung zu erzielen. — Meine Herren, es ſind auch andere Mittel in Vorſchlag gebracht worden. Bereits vor einigen Monaten habe ich an⸗ geregt, näher zu überlegen, inwieweit die Städte ſelber Maßnahmen treffen können. Ich habe es in dieſer Beziehung für richtig gehalten, daß Herr Kollege Kaufmann auf das Beiſpiel von Frankfurt a.M. hingewieſen hat. Es wird in den einzelnen Städten zu erwägen ſein, inwieweit ein ſolcher Weg zu be⸗ ſchreiten iſt. Ich möchte aber bitten, hier nicht zu weit in eine Spezialdebatte über die einzelnen Maß⸗ nahmen einzutreten, um nicht das gemeinſame Votum der ganzen Verſammlung zu gefährden, daß die Frage vor den Städtetag gebracht werden und dort hoffentlich mit derſelben Einmütigkeit, die wir an den Tag legen, zur Kenntnis der weiteren Inſtanzen geführt werden wird. Stadtv. Kanfmann: Herr Kollege Stadthagen ſcheint mich vorhin in meinen Ausführungen abſolut nicht verſtanden zu haben; denn ich habe an keiner Stelle geſagt, daß ich die Grenzſperre aufgehoben haben wolle ohne gleichzeitige Beobachtung der veterinären Maßregeln. Im Gegenteil habe ich wörtlich auf den Antrag hingewieſen, den wir im vorigen Jahre in dieſem Sinne geſtellt haben, und den auch die Verſammlung angenommen hat, worin es ausdrücklich heißt: unter Anwendung der veterinären Schutzmaßregeln. Ich habe überhanpt hier keine Vorſchläge gemacht. die wir dem Deutſchen Städte⸗ tage unterbreiten ſollen, ſondern habe nur darauf hingewieſen, daß es ja Fragen genug gäbe, mit denen der Städtetag ſich beſchäftigen könne. Im übrigen decken ſich meine Ausführungen, laube ich, ziemlich mit denen, die Herr Kollege Borchardt gemacht hat. Wir weiſen auf das Material