wären ſozial rückſtändig, wenn wir ſeine Anträge nicht annehmen, durchans unbegründet iſt. Meine Herren, es ſind erſt ganz neuerdings, im Dezember 1905, die nenen ſtaatlichen Verdingungsbedingungen erſchienen. Ich bilde mir natürlich nicht ein, meine Herren, daß die Charlottenburger Submiſſionsbedin⸗ gungen auf die Geſtaltung dieſer Bedingungen irgend⸗ wie eingewirkt haben. Ich kann ſogar nicht einmal annehmen, daß ſie überhanpt eine Berückſichtigung gefunden haben, ja daß ſie überhaupt zur Kenntnis der ſtaatlichen Behörden gekommen ſind. Aber das habe ich jedenfalls mit großer Frende feſtſtellen können, daß in den neuen ſtaatlichen Submiſſions⸗ bedingungen im großen und ganzen in einer Hin⸗ ficht, vor allem in ſozialpolitiſcher Hinſicht etwas ent⸗ halten iſt, was nicht auch in unſeren Bedingungen, aus dem Jahre 1903 ſchon geſagt worden wäre. Und uun möchte ich auch hier die Erklärung wiederholen, die ich bereiis im Ausſchuß abgegeben habe. Da fortwährend ſowohl in ſtaatlichen, wie in Gemeindebetrieben gerade auf dem Geniete der Sub⸗ miſſionebedingungen gearbeitet wird, da fortwährend neue Erſcheinungen auf dieſem Gebicte auch in der Literatur auftauchen, und da ich verſichern kann, daß alle dieſe Erſcheinungen in der Verwaltungsſtelle des Magiſtrats ſorgfältig beobachtet werden, wie wir auch bisher ſchon aus eigener Initiative fortlaufend an unſeren Suhmiſſionsbedingungen gearbeitet und ge⸗ prüft haben, wo neue G ſichtspunkte in die Erſchei⸗ nung getreten ſind: ſo werden wir ſehr gern Ihren Wunſch erfüllen, Ihnen im Jahre 1908 alle diejeni⸗ gen neuen Erſcheinungen mitzuteilen, die im Laufe der vier Jahre, in denen dann unſere Submiſſions⸗ bedingungen gegolten haben werden, zutage getreten ſind. Für den Augenblick kann ich nur ſagen, daß jetzt die Submiſſionsbedingungen 2¼ Jahre beſtehen und daß irgendwelche Ereigniſſe im ſtaatlichen, bezw. Gemeindebetriebe, die geeignet wären, unſere Grund⸗ ſätze und Bedingungen weſentlich zu beeinfluſſen, nicht betannt geworden ſind, und daß wir im Laufe der 1½ Jahre, die uns noch bevorſtehen, weiter an unſeren Bedingungen arbeiten werden, wobei ich allerdings auch heute ſchon überzeugt bin, daß hier weſentlich neue Geſichtspunkte kaum gewonnen werden können. Denn daß die ſchwierigen Fragen, die der Herr Stadtv. Hirſch hier eben in die Debatte gewor⸗ fen hat, im Laufe der nächſten 17½ Jahre werden gelöſt werden, dieſer Illuſion gebe ich mich nicht hin. Immerhin ſind es jetzt nur noch 17½ Jahre — wenn Sie dieſem Beſchluſſe des Ausſchuſſes zuſtimmen —, für die ſich Ihre Entſcheidung hinausſchiebt, und ich glaube, noch ununterbrochen in Fluß iſt, durchaus rechtfertigt, wenn wir heute zu einer endgiltigen Stellungnahme noch nicht gelangen, ſondern wenn Sie dem Magi⸗ ſtrat Gelegenheit geben, weitere Erfahrungen zu ſam⸗ meln, um daran — wie er das ohne weiteres von ſelbſt tun wird — ſeine eigenen Grundſätze und Be⸗ dingungen zu kontrollieren und Ihnen dann im Jahre 1908 eventuell neue Vorſchläge zu machen. Stadtbanrat Bredtſchneider: Meine Herren, ich möchte mir erlauben, Ihnen die Aufklärung über den Streit zu geben, der ſeit vorgeſtern in der Kanali⸗ ſationsverwaltung aufgetreten iſt, von dem der Herr Stadtv. Hirſch vorhin Mitteilung gemacht hat. Vor⸗ weg möchte ich bemerken, daß ich über das Einzelne bei dem Streit nicht genügend informiert bin, wohl aber über das Allgemeine. Wir führen, ſolange bei uns an einer Kanaliſation gebaut wird, und das iſt 293 daß es die Schwierigkeit der Materie, die ſchon 15 Jahre her, die eigentlichen Maurerarbeiten im Tagelohn aus. Wir nehmen dazu einen Unter⸗ nehmer, welcher verpflichtet iſt, die Tagelöhner, alſo auch in dieſem Falle die Maurer und die Arbeiter, zu ſtellen, und geben ihm diejenigen Löhne an, welche er zu zahlen hat. Er bekommt als Entſchädi⸗ gung von uns ein Draufgeld, ein Meiſtergeld. Die Höhe der Löhne hat ſich bisher nach Angebot und Nachfrage geregelt. Die Maurer und die Arbeiter ſind während der genannten Zeit wiederholt an uns friedlich herangetreten und haben mehr Lohn bean⸗ ſprucht. Wir haben uns darauf regelmäßig erkundigt, wie die Verhältniſſe in Berlin und in den Nachbar⸗ orten liegen, und wenn wir hiernach die Forderung für gerechtfertigt hielten nach Lage des Arbeitsmark⸗ tes, ſo haben wir die Forderung genehmigt. Ein Tarif hat bisher nach unſerer Kenntnis zwiſchen den Kanaliſationsmaurern und den Maurermeiſtern nicht beſtanden, und es macht auf mich den Eindruck, als wenn er auch heute noch nicht beſtände. Wir haben, ſoviel ich im Gedächtnis habe, vor 15 Jahren mit den Löhnen in einer Höhe von etwa 40 Pf. für die Siunde angefangen und wir haben die Löhne jetzt hinaufgebracht bis auf 68 Pf. die Stunde. In dieſer letztgenannten Höhe haben wir im vorigen Jahre zeitweiſe ca. 300 bis 400 Maurergeſellen gleichzeitig beſchäftigt, und kein Maurer iſt an uns herangetreten und hat uns darauf hingewieſen, daß ein Tarif exiſtiere, in dem den Maurern des Hochbaues 75 Pf. und den Maurern der Kanaliſation 70 Pf. zugeſichert iſt. Auch Berlin und die Vororte haben meines Wiſſens keinen höheren Lohn gezahlt. Während des gan zen Jahres 1906 hat uns weder ein Meiſter noch ein Maurer darauf aufmerkſam gemacht, daß hier Tarife eriſtieren, die vereinbart ſeien. Erſt jetzt, bei Beendigung der Banzeit, 14 Tage vor dem Beginn des Winters, tieten auf einer Bauſtelle — wir naben jetzt deren dret — die Maurer hervor und verlangen unter Hinweis auf einen beſtehenden Tarif eine Er⸗ höhung des Lohns. Die anderen Maurer auf den Banſtellen arbeiten ruhig weiter. Meine Herren, aus dieſen tätſächlichen Verhält⸗ niſſen bitte ich zunächſt zu folgern, daß wir es nier nicht mit einem Unternehmer zu tun haben, welcher die Höhe der Löhne feſtſetzt, ſondern daß es die Bau⸗ verwaltung iſt, die ihre Höhe normiert hat. Den Unternehmer wollen wir alſo hier ganz ausſchalten; er hat mit der Feſtſetzung der Lohnhöhe nichts zu ſchaffen. Nun kommen die Maurer auf dieſer Bauſtelle, etwa 40 an der Zahl, und verweiſen auf den Tarif. Wie ich im Jahrbuche der Innung der Maurer⸗ und Zimmermeiſter in Berlin gefunden habe, iſt ein Tarif vereinbart, giltig vom 1. April 1905 bis zum a1. März 1907. Alſo bereits im Jahre 1905 galt dieſer Tarif, und in dieſem Jahre hat ſich kein Menſch an uns gewendet, obgleich, wie ich ſagte, wir 300 bis 400 Maurer gleichzeitig beſchäftigt hatten, und auf dieſen Tarif hingewieſen. Auch im Jahre 1906 beſtand der Tarif, und auch bisher hat ſich kein Maurer an uns in dieſer Beziehung gewandt. Ich bin der Auffaſſung, daß allein ſchon dieſe Tatſache beweiſt, daß die Maurer, die bei der Kanaliſation arbeiten, nicht zu der Kategorie der Maurer gehören, die dieſen Tarif aufgeſtelli haben, d. h. wahrſchein⸗ lich ſind ſie nicht organifiert oder gehören nicht zu der Organiſation, die dieſen Tarif aufgeſtellt hat. (Stadtv. Hirſch: Doch!) Denn ſonſt, meine Herren, wäre es doch auffallend, daß ſich kein Menſch an uns gewendet hat. Wir hätten