Wir kommen zu Punkt 11 der Tagesordnung: Anfrage der Stadtv. Döbler und Gen. betr. das Grundſtück Nürnbergerſtraße 50/55. — Druckſache 425. Die Anfrage lautet: Das Grundſtück Nürnbergerſtraße 50/55 iſt ſeit Jahren im Beſitz der Stadt, ohue daß bis jetzt über dasſelbe definitiv Verfügung getroffen worden iſt. Wir fragen an, wie der Magiſtrat die Ausnutzung zu bewirken gedenkt. Es iſt zu dieſer Frage ein Schreiben des Magiſtrats eingegangen, wovon die Herren Kollegen wohl Kenntnis genommen haben. Der Magiſtrat teilt mit, daß Verhandlungen zur Verwendung dieſes Grundſtücks ſchweben, daß aber nicht früher darüber beſchloſſen werden kann, bis der Entwurf zur Aus⸗ nutzung dieſes Grundſtücks, der die Errichtung einer großen ſtädtiſchen Badeanſtalt und Beſchaffung von Dienſträumen für die verſchiedenen Verwaltungs⸗ zweige vorſieht, fertiggeſtellt iſt. Der Magiſtrat glaubt, dann, wenn die Vorarbeiten erledigt ſind, die Entſchließungen treffen und die Anfrage vom 31. Januar 1956 beantworten zu können. Der Magiſtrat lehnt alſo heute die Beantwortung ab. Ich gebe dem Herrn Frageſteller, wenn er ec. dieſen Umſtänden es wünſcht, dennoch das Wort. (Stadtv. Callam meldet ſich zum Wort.) — Sie wollen für den Frageſteller ſprechen? (Zuſtimmung des Stadtv. Callam.) Frageſteller Stadtv. Callam: Ich möchte meinem Wunſche dahin Ausdruckgeben, daß der Bau dieſer Bade⸗ anſtalt beſchleunigt werde, weil tatſächlich ein Be⸗ dürfnis für eine zweite Badeanſtalt in einer ſo großen Stadt wie Charlottenburg vorliegt. Die einzig vorhandene Badeanſtalt in der Krummen Straße iſt ſo überlaufen, daß zuweilen die Zeit für die gründliche Reinigung der Räume und nament⸗ lich des Baſſins ſowie für die Erneuerung des Waſſers nicht ausreicht, um die nötige Sauberkeit zu erreichen. Ich weiß, daß eine ganze Reihe vornehmer Herren dahin geht, um ein Schwimmbad zu nehmen. Gerade aus dieſen Kreiſen habe ich Beſchwerden darüber gehört, daß die Reinlichkeit zu wünſchen übrig laſſe, und daß die [Iberfülle an Beſuchern eine ganz enorme ſei. Deshalb wäre es von Vorteil, wenn in dem Bau einer zweiten Badeanſtalt, und zwar einer Schwimmanſtalt — denn das Schwimmen, die körper⸗ liche Bewegung, iſt den Herren die Hauptſache — eine Beſchleunigung eintritt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Ich glaube nicht, daß vom Magiſtrat gegen den Wunſch, eine Be⸗ ſchleunigung in dieſer Beſchlußfaſſung eintreten zu laſſen, etwas zu erwidern iſt. Ich melde mich auch nicht deshalb zum Wort, ſondern deshalb, weil der Herr Vorredner ausgeſprochen hat, es ſei nicht die genügende Reinlichkeit in unſerer Badeanſtalt vor⸗ handen. Das muß ich bei meiner Kenntmis der Dinge auf das entſchiedenſte beſtreiten. Es wird in unſere Badeanſtalt mit der peinlichſten Sauberkeit vorgegangen. Das Waſſer wird erneuert, ſowie es der Betrieb geſtattet. Es findet die Erneuerung jetzt ſogar öfter als früher ſtatt. Ich habe auch noch niemals eine Klage in dieſer Beziehung gehört. Für jeden Badenden können wir natürlich das Baſſin 392 — nicht beſonders zurechtmachen; das liegt im Begriff des großen öffentlichen Schwimmbades. Aber ich weiß, daß die Deputation, die hierüber zu wachen hat, die Geſundheitspflege⸗ Deputation, und ihr Dezernent mit äußerſter Sorgfalt darauf gerade achten, daß peinlichſte Sauberkeit in unſerer Bade⸗ anſtalt herrſcht. Ich kann daher einen Vorwurf in dieſer Beziehung nicht anerkennen; der Vorwurf iſt nach meiner Kenntnis der Dinge ein ungerechter. (Auf Antrag des Stadtv. Dr. Stadthagen er⸗ folgt die Beſprechung der Anfrage.) Stadtv. Dr. Proskauer: Meine Herren, wir teilen vollſtändig den Wunſch der Frageſteller, daß die Angelegenheit betreffs Verwertung des Grundſtücks in der Nürnbergerſtraße ſchnell erledigt werde. Ich habe mich aber wegen eines Punktes zum Worte gemeldet, den auch Herr Kollege Callam berührt hat, nämlich wegen der Beſchleunigung der Errichtung einer zweiten Badeanſtalt. Die jetzige Badeanſtalt in der Krummen Straße iſt bereits derartig über⸗ laſtet, (ſehr richtig!) daß ſie endlich einmal entlaſtet werden muß. (Sehr wahr!) Man erſieht dies aus der Zahl der genommenen Bäder, die jährlich gegeben werden. Ich habe die Zahlen von 1905 bei mir: im Jabre 1905 ſind im ganzen 366 616 Bäder, darunter 170 164 Schwimm⸗ bäder gegeben worden. Das würden pro Tag ca. 500 Beſucher des Schwimmbades ausmachen. Bei einer ſolchen Frequenz kann man wohl ſagen, daß ſich „die Körper im Waſſer ſtoßen“ und nicht mehr „im Raume“. (Heiterkeit.) Es iſt alſo durchaus notwendig, daß eine zweite Volksbadeanſtalt möglichſt ſchnell gebaut wird. In dieſem Punkte ſpreche ich im Namen meiner Freunde. Dann möchte ich noch auf das zurückkommen, was der Herr Oberbürgermeiſter gegen Herrn Callam eben erwähnte, und möchte beſonders als Mitglied der Geſundheitspflege⸗Deputation ſeine Worte be⸗ ſtätigen, damit nicht Mißverſtändniſſe über den Zu⸗ ſtand unſerer Volksbadeanſtalt in der Offentlichkeit entſtehen. Die Sauberkeit in der Volksbadeanſtalt läßt abſolut nichts zu wünſchen übrig. Auch das Waſſer iſt nicht geſundheitsſchädlich; aber es leidet an einem Schönheitsfehler: es iſt nämlich eiſenhaltig und daher trübe, weil die Enteiſenung in unſerer Volksbadeanſtalt in der Krummen Straße eine ſehr mangelhafte iſt. (Zuſtimmung am Magiſtratstiſch.) Infolgedeſſen ſieht das Waſſer ſchlecht aus. Es wäre zu wünſchen, wenn durch Errichtung einer rationellen Enteiſenungsanlage baldigſt Abhilfe geſchafft würde. Ich knüpfe daran den Wunſch, daß, wenn eine neue Volksbadeanſtalt gebaut wird, auch die Waſſerverſorgung nach der erwähnten Richtung hin einwandsfrei werde und man gleich mit den Hilfsmitteln arbeite, die jetzt die Volksbadeanſtalt in der Krummen Straße noch immer entbehrt. (Bravo) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, meine Freunde haben aus der Antwort des Magiſtrats den Eindruck erhalten, daß der Magiſtrat bei der Bebauung dieſes Grundſtücks die Badeanſtalt doch wohl nicht ſo in den Vordergrund ſtellen möchte, wie wir das im Intereſſe der Bevölkerung für