—— 306 —— noch aus anderen Gründen zwingend notwendig iſt, daß wir eine beſondere Deputation für die Waſſer⸗ werke haben. Zunächſt iſt die Gasdeputation gar nicht in der Lage, einen ſo großen Geſchäftskreis zu übernehmen, wie ihn das neu eingerichtete Waſſer⸗ werk erfordern würde. Die Deputation ſowohl wie auch der Dezernent können das nicht. Es iſt nicht möglich, meine Herren, von einem unbeſoldeten Stadtrat, der das Dezernat neben ſeinem Geſchäft übernommen hat und nun ſchon viele Stunden des Tages opfert, um für die Gasanſtalt zu wirken, zu verlangen, daß er ſeine ganze übrige Zeit der Aus⸗ geſtaltung des Waſſerwerkes widmen ſoll. Und das Waſſerwerk wird in der erſten Zeit ſehr erhebliche Anſprüche an die Arbeitskraft des Dezernenten ſtellen. Es iſt ganz richtig — in die Vorlage habe ich das nicht ausdrücklich aufgenommen, aber es iſt mit Recht hier darauf bingewieſen worden —: wir müſſen ſofort an die Erweiterung des Waſſerwerkes herangehen. Das iſt nötig. Wir müſſen die Filter⸗ anlagen, die Brunnen erweitern, müſſen eine Er⸗ weiterung der Rohrnetze vornehmen. Meine Herren, wir haben große Bauten nördlich der Spree, Er⸗ weiterungsbauten am Lietzenſee, in Weſtend vorzu⸗ nehmen, — kurz es handelt ſich darum, ein rieſiges Rohrnetz neu zu errichten. ir werden auch einen neuen Waſſerturm errichten müſſen auf Weſtend, da die Häuſer auf der Höhe nicht mehr von dem Waſſer⸗ turm, der jetzt auf Weſtend ſteht, verſorgt werden können. Wir müſſen einen Waſſerturm bauen, der den Druck in die hochgelegenen Häuſer bringt. Das ſind alles ſo bedeutende Aufgaben, daß ſie die liebe⸗ volle Hingabe und die ganze Zeit der Männer, die in der Deputation ſitzen, erfordern, und die weiter einen beſonderen Techniker notwendig machen. Es iſt nicht möglich, das miteinander zu vereinigen. Schon räumlich iſt das Waſſerwerk ſo koloſſal aus⸗ gedehnt, daß derjenige. der das ganze Rohrnetz zu überwachen hat, immerwährend auf dem Wagen oder Veloziped ſitzen muß, um überall raſch hinzukommen. Auch die Waſſergewinnungsſtellen liegen ſo weit aus⸗ einander, daß man ohne Gefährt nicht dorthin kommen kann. Der Gasanſtaltsdirektor würde das alles kaum machen können, wenn er nicht ſeine übrige Arbeit für das Gaswerk, das ſich auch mit jedem Jahre rapid ausdehnt, vernachläſſigen wollte. Alſo ich glaube, es iſt nicht angängig, daß wir die Aufgaben für das Waſſerwerk der Gasdeputation übertragen. Aber ich habe nichts dagegen, wenn Sie es für notwendig erachten, meine Herren, dem Wunſche des Herrn Dr. Frank zu willfahren und in einem Ausſchuſſe die Sache noch einmal näher zu beſprechen. Ich glaube nur, Sie werden zu keiner anderen Regelung gelangen. Das ſage ich ausdrücklich: den Anregungen, die Herr Dr. Frank gegeben hat, bin ich gern bereit entgegenzukommen; ich halte ſie für ſehr praktiſch, namentlich auch betr. der Koksverwendung. Schließlich gewinnen wir ja ſelbſt in der Verwaltung dadurch, daß wir unſeren Koks an anderen Verwaltungsſtellen verwenden. glaube, daß Herr Dr. Franl ſehr recht getan hat, wenn er hier darauf aufmerkſam gemacht hat, daß wir verſuchen ſollen, ſo vorzugehen. Aber, wie geſagt, das können wir und werden wir auch tun, wenn wir eine beſondere Deputation für das Waſſerwerk haben. Stadtu. Dr. Borchardt: Meine Herren, den Aus⸗ führungen des Herrn Oberbürgermeiſters möchte ich noch ein tatſächliches Moment hinzufügen. Wir haben in der Gasverwaltung ſeit einigen Jahren einen beſonderen Beamten, einen Verwaltungsleiter, mit der Begründung angeſtellt, daß der Direktor entlaſtet werden muß. Es ſcheint danach unmöglich, den Direktor nun noch mit den geſamten Arbeiten eines Waſſerwerksdirektors zu belaſten. (Sehr richtig!) Stadtv. Dr. Frank: Es genügt mir vollſtändig, daß der Herr Oberbürgermeiſter den materiellen Inhalt meiner Bemerkungen als richtig und be⸗ rückſichtigungswert anerkannt hat. Danach glaube ich auch, daß ſpäter im Wege der Praris ſich diejenigen Momente, die zuſammenzufaſſen ſind, bei gutem Willen ſehr ruſch feſtſtellen laſſen, während wir jetzt mit vorherigen Beratungen auch kaum mehr als dies erlangen werden. Unter dieſen Umſtänden ziehe ich meinen Antrag auf Ausſchußberatung zurück. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſteher⸗Stellv. Kaufmann: Wünſcht der Herr Berichterſtatter noch das Wort? Berichterſtatter Stadtv. Dr. Proskauer: Nach den letzten Ausführungen des Herrn Kollegen Frank verzichte ich auf das Wort. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Zur dauernden Verwaltung der ſtädtiſchen Waſſerwerke wird eine „Deputation für die Waſſerwerke gebildet, beſtehend aus fünf Mitgliedern des Magiſtrats und zehn von der Stadtverordneten⸗Verſammlung zu wählen⸗ den Perſonen (darunter mindeſtens 8 Stadt⸗ verordneten), zuſammen 15 Mitgliedern. 2 Die Neuſchaffung der Stelle eines Geſchäfts⸗ führers zur Verwaltung der Waſſerwerke wird genehmigt. Die Jahresvergütung wird auf 9000 ℳ feſtgeſetzt. Der Geſchäftsführer iſt durch Privatdienſtvertrag auf 6 Jahre mit Anwartſchaft auf Ruhegeld und Hinterbliebenen⸗ Verſorgung anzunehmen und gegen Betriebs⸗ unfälle mit einer Summe von 50 000 % auf ſtädtiſche Koſten zu verſichern. Die für das laufende Rechnungsjahr erforderlichen Gelder ſind aus den Mitteln der Wafſerwerke zu entnehmen. Zu Mitgliedern der Deputation für die Waſſer⸗ werke werden der Bürgerdeputierte Dr Richard Suß⸗ mann, Berlinerſtr. 102, und die Stadtverordneten Frantz, Dr. Röthig, Schmidt, Wöllmer, Blanck, Dr. Proskaner, Ring, Scholz und Vogel gewählt, und zwar mit der Maßgabe, daß die 5 Erſtgenannten auf die Wahlzeit bis 1. Juli 1909, die 5 Letzt⸗ genannten auf die Wahlzeit bis 1. Juli 1912 gewählt ſind.) Vorſteher⸗Stellv. Kaufmann: Punkt 15 der Tagesordnung: Vorlage betr. Feſtſetzung der Lehrerſtellen an den Gemeindeſchulen für das Rechnungs⸗ jahr 1907. Druckſache 423. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Im Stadthaushaltsetat für das Rechnungs⸗ 10 1907 ſind an neuen Lehrerſtellen vorzu⸗ ſehen: