Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Es ſind am heutigen Tage neu einzuführen in das Amt des Stadtverordneten Herr Otto Lemm, Fabrikbeſitzer, Herr Alfred Paetel, Verlagsbuchhändler, Herr Rentier Mar Thieme, Herr Regierungsbaumeiſter Richard Wolffenſtein. Sie ſind. meine verehrten Herren, bei den letzten Erſatzwahlen als Stadtverordnete gewählt worden. Ihre Wahl iſt von der Siadtverordneten⸗ verſammlung für gültig erklärt worden, und es liegt mir nun nach den geſetzlichen Beſtimmungen ob, Sie in Ihr neues, für die kommunale Verwaltunag höchſt vedeutſames und hervor⸗ ragendes Amt einzuführen. Ich tue das, meine ſehr verehrten Herren, indem ich Sie namens der ſtädtiſchen Verwaltung auf das beſte begrüße, und indem ich den Wunſch ausſpreche, daß Sie die zahl⸗ reichen und nicht immer leichten Aufgaben, die Sie zu erfüllen haben werden, löſen werden in friedlicher und ſachlicher, gemeinſchaftlicher Arbeit mit uns allen, und daß Ihnen dieſe Ihre Arbeit zur Freude, der Stadt zum Nutzen gereichen möge. Ich ver⸗ pflichte Sie durch Handſchlag an Eidesſtatt auf treue und gewiſſenhafte Erfüllung der Pflichten, die Ihr Amt Ihnen auferlegt. (Der Handſchlag erfolgt.) Vorſteher Roſenberg: Meine Herren, nachdem der Herr Oberbürgermeiſter Sie auf Ihr neues Ami verpflichtet hat, gebe ich mir die Ehre, Sie namens dieſer Verſammlung als neue Mitglieder derſelben herzlichſt willkommen zu heißen. Wenn Ihnen der Eintritt in dieſen Saal ſeitens einer Anzahl Ihrer jetzigen Kollegen ſtreitig gemacht worden iſt, ſo ſind die Gründe, die jene Herren leiteten, keineswegs ſolche, die in irgend einer Be⸗ ziehung zu Ihrer Perſon ſtehen, oder die irgend jemanden veranlaſſen könnten, Ihnen anders als freund⸗ lich und kollegial zu begegnen. Wir alle — davon können Sie überzeugt ſein — ſind von dem Gefühl durchdrungen, daß uur friedlich», gemeinſame und ſneng ſachliche Arbeit der ſtädtiſchen Selbſtverwaltung diejenige Stellung im Staatsleben zu verſchaffen im⸗ ſtande iſt, die ihr ihrer Bedeutung nach zukommt, und wir alle wünſchen, daß unſere kommunale Arbeit der Kommune, deren Verwaltung uns anvertraut iſt, zum Segen gereichen möge. Mehr denn je brauchen wir heutzutage alle Kräfte, alle Männer, die in den Dienſt der Kommune ſich zu ſtellen bereit ſind, und von Tag zu Tag wachſen und mehren ſich die Aufgaben, welche unſere Stadt uns ſtellt. Es ſind nicht bloß die Aufgaben, welche aus den engeren eigenen Bedürfniſſen unſerer Kommune uns emporwachſen; auch die eigenartige Verbindung unſerer Stadt mit den Nachbargemeinden ſtellt Probleme auf, deren Löſung in kürzerer oder längerer Friſt zu vollziehen iſt. Ich möchte da nur auf das eine hinweiſen, das auch in dem kurzlich wenigſtens teilweiſe bekannt gewordenen Bericht des Berliner Oberbürgermeiſters erörtert iſt: auf den Gedanken der Gründung eines Zweckverbandes oder vielleicht richtiger von Zweckverbänden unter den Gemeinden Groß⸗Berlins. Eine Eingemeindung im ja ſicherlich ausgeſchloſſen; aber das Zicl eiver Gründung von Zweckverbänden iſt auf das innigſte zu erſtreben. Es kann indeſſen nur erreicht werden, wenn alle dazu Berufenen in treuer Arbeit ſich zu⸗ ſammenfinden. Ich bin ſicher, meine erren, daß, wie auch unſere kommunalen Aufgaben ſich geſtalten, wir in Ihnen treue Förderer und Berater finden werden, und jo iſt es mir heute eine doppelte Freude, 338 Sie bei Ihrem Eintritt in dieſe Verſammlung be⸗ grüßen zu dürfen. Wir kommen zu Punkt 2 der Tagesordnung: Vorlage betr. Beſchaffung von Verwaltungs⸗ räumen. — Druckſache 455. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Miete für Verwaltungsräume im Hauſe Berlinerſtraße 70 für Jannar /März 1907 mit 675 ℳg iſt dem Dispofitionsfonds zu ent⸗ nehmen.) Punkt 3 der Tagesordnung: Vorlage betr. Straßenregulierungskoſten ſür ſtädtiſche Grundſtücke. — Druckſache 456. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats wie folgt: Die Zahlung der auf die ſtädtiſchen Grund⸗ ſtücke Leibnizſtraße 65, 67 und 68 entfallenden anteiligen Regulierungskoſten der Leibnizſtraße im Betrage von 15 186,54 ℳ aus dem Grund⸗ ſtückserwerbsfonds wird bewilligt.) Punkt 4 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Mittel für Säuglingsfürſorge. — Druckſache 436. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Landsberger: Meine Herren, angeſichts einer Vorlage, die eine ſo ge⸗ wichtige finanzielle Bedeutung an der Suirn trägt, wird mancher von Ihnen übderraſcht geweſen ſein, daß es bei einem einzigen Elatspoſten, der im ganzen mit 44000 ℳ für das laufende Etatsjahr aus⸗ geſtattel iſt, ſchon nach Ablauf der erſten Hälfte des Etatsjahres ooer ziemlich gleich danach erforderlich wird, dieſen Poſten faſt um eine volle Hälfte, um 20000 ℳ zu erhöhen, die der Magiſtrat, wie ich gleich hinzuſetzen möchte, mit vollem Recht verlangt. Dem Kenner der Angelegenheit kommt allerdings die Vorlage nicht unerwartet. Denn wir befinden uns ja ebenſo wie kürzlich bei der Lungenfürſorge vor einer ganz neuen Einrichtung, für die einen Etatsanſchlag richtig aufzuſtellen noch nicht recht möglich iſt; wir befinden uns noch vollſtändig im Stadium der erſten Verſuche, und es iſt auch gegen⸗ wärtig noch kaum möglich, zu überſehen, welche Müttel künftig für dieſen Zweck nötig ſein werden. Denn auch im laufenden Etatsjahre iſt der volle Betrieb der von uns in Angriff genommenen Säug⸗ lingsfürſorge erſt in dem dritten Kalenderquartal, alſo im zweiten Etarsquartal, in Wirkſamkeit getreten, freilich in demjenigen Quartal, das für die Säug⸗ linge das kritiſche und gefährlichſte iſt. Wir haben im Laufe des letzten Etatsjahres 1905/06 im ganzen 44000 Liter Milch — beiläufig — abgegeben, und ſchon im erſten halben Jahr des laufenden Etats⸗ 4 iſt dieſe Ziffer um die Halfte überſchritten worden: es ſind ca. 64000 Liter nötig geweſen, — wovon, wie ich hier einflechten möchte, nur ein, Drittel 1 41 Duſer dritte Teil der Ausgaben, die die adt in die atskapttel leiſtet, würd⸗ ſonſt jede 12 falls auf einem, andern Kapitel erſchienen ſein, namlich bei der Armenpflege; denn die unentgeltliche Abga