—— 342 —— multiplizieren Sie einfach die 1600 ℳ, die im Oktober für Milch ausgegeben worden ſind, mit 6 ℳ an barer Stillprämie: das macht den Betrag von 10000 ℳs auf den Monat Oktober, rund gerechnet, aus, im Jahre würde es alſo 120000 ℳ ergeben bei einem Satz von nur 12% ſtillender Mütter. Nun denken Sie ſich, was für eine Zahl erſt ent⸗ ſtehen würde, wenn wir 50% ſtillende Mütter hätten und dieſen 50% je 6 ℳ. an Stillprämie geben ſollten! — Ich habe natürlich die Zahlen etwas ſtark aufgetragen. Aber, meine Herren, daß 1000 ℳ ein Tropfen auf den heißen Stein und noch nicht mal das ſind, das ſpringt doch offenbar in die Augen. Gewiß, meine Herren, wir Männer in der Ver⸗ waltung waren mit dem Herrn Stadtv. Vogel der Meinung, es würde nicht anders gehen, und waren geneigt, das Experiment mit ihm zu machen — in 44 Unkenntnis Wir haben uns überzeugen laſſen müſſen, daß wir auf einem falſchen Wege ge⸗ weſen ſind, und ich meine, wir ſollten dieſe Erkennt⸗ nis dankbarſt entgegennehmen und zum mindeſten auf dem Wege, den wir meiner Meinnung nach in rich⸗ tiger Weiſe erſt vorwärts gehen, um abzuwarten, ob es wirklich ein falſcher Weg iſt, wie der Herr Stadtv. Vogel anzunehmen ſcheint. Was ſodann die Frage der beiden Betten für akut kranke Säuglinge angeht, — gewiß, meine Herren, das erkennt jeder von uns an, daß es ein Mangel in unſerer Verwaltung iſt, daß wir noch kein Säuglingskrankenhaus haben. Beſtrebungen nach dieſer Richtung ſind, wenigſtens latent, ſchon vor⸗ handen; es iſt auch zu hoffen, daß ſie über kurz oder lang in irgendeiner Form zur Verwirklichung gelangen. Aber auch hier operiert Herr Stadtv. Vogel mit vollſtändig unzureichenden Mitteln. Davon ka n doch gar keine Rede ſein, die beiden Betten auf die Fürſo geſtellen zu legen, in denen die Arzte nur jeden zweiten Tag zwei bis drei Stunden nachmittags anweſend ſind. wobei ſie dann noch ihr eigentlicher Dienſt in den Fürſorgeſtellen vollſtändig in Anſpruch nimmt. Sie nürden die Sache ganz anders organi⸗ ſieren müſſen. Bloß zwei Betten hinſtellen und zwei Säuglinge hineinlegen, damit iſt die Sache entſch'eden nicht gemacht, und natürlich auch nicht mit 2000 ℳ Das muß anders gemacht werden, das wäre ein untauglicher Verſuch mit untauglichen Mitteln. Wir werden hoffentlich — die Hoffnung will ich aus⸗ ſprechen — in abſehbarer Zeit zu einem Säuglings⸗ krankenhauſe kommen. Ich möchte aber dringend da⸗ vor warnen, auf dem Wege. den Herr Stadtv. Vogel vorgeſchlagen hat, das erreichen zu wollen. Vorſteher Roſenberg: Die beiden Anträge, die Herr Stadtv. Vogel geſtellt hat, lauten: 1. den Poſten „Beihilfen an ſtillende Mütter“ noch um weitere 1000 ℳ zu erhöhen, um es den Arzten der Fürſorgeſtellen damit zu er⸗ möglichen, in ihnen notwendig ſcheinenden Fällen neben Milch und 4 . 4 . auch bares Geld, zuſammen bis 6 pro Woche, als Entſchädigung für Lohnausfall an mittelloſe Stillende verabfolgen zu können, 2. 2000 ℳ zur Errichtung von je zwei Betten in den Fürſorgeſtellen zur Verpflegung von akut erkrankten Säuglingen, denen jede nötige Hilfe ſonſt fehlt. Stadtv. Vogel: Meine Herren, daß mein Antrag beſcheiden war, das wußte ich ſchon; aber das wußte ich auch von vornherein, daß die 15 000 ℳ nicht reichen würden. Trotzdem habe ich nicht dagegen geſtimmt; denn erhöht kann das immer noch werden. Dem Herrn Bürgermeiſter muß ich bemerken: es iſt mir von einigen Damen des Eliſabeth⸗Frauenvereins und des Vaterländiſchen Frauenvereins der Einwurf gemacht worden: ja, mein Gott, bares Geld ſollen wir geben, wir wiſſen ja nicht, was damit gemacht wird, das kann vernaſcht werden, der Mann kann es vertrinken uſw. Solche Einwürfe können bei jeder Unterſtützung erhoben werden. Einige der Damen haben mir aber auch geſagt: das wäre ſehr ſchön und in manchen Fällen ſehr angebracht, wenn man auch eine bare Umterſtützung geben könnte. Den Vorſchlag, den ich hier vorgetragen habe, daß bei den Fürſorgeſtellen je zwei Betten errichtet werden möchten, hatie mir Herr Dr. Bendir gemacht; er meinte, das würde gehen. Natürlich, die 2000 % hat er nicht genannt, damit, habe ich ſelber geglaubt, würden wir für's erſte auskommen; es iſt ja nur für die paar Monate dieſes Etatjahres. Wenn Herr Bürgermeiſter Matting meint, ein Säuglingshaus ſtehe in Ausſicht, dann könnte ich auf den zweiten Punkt verzichten. Vielleicht würde es aber doch möglich ſein, gerade weil Herr Dr. Bendir ſo ſehr dafür eingetreten iſt, an einer Fürſorgeſtelle dieſe Einrichtung zu treffen. Dieſe 2 Betten ſollen doch nur zu Reſervezwecken dienen; vielleicht werden ſie gar nicht im Winter gebraucht. 4 Dann zu den baren Unterſtützungen! Es iſt ja nur ein Zuſchuß, und er ſoll nicht für das ganze Jahr, ſondern nur noch für den Schluß dieſes Etats⸗ jahres, für die paar Monate gelten. Ich habe nichts dawider, wenn Sie aus den 1000 ℳ 2000 ℳ machen, ich werde dem nicht widerſprechen. B oß damit ein Anfang gemacht wird, möchte ich Sie bitten, den Antrag auf Erhöhung um 1000 ℳ anzunehmen. Vorſteher Roſenberg: Sie verzichten nicht gern, aber Sie verzichten auf das Amendement unter 2, Herr Stadtv. Vogel? (Stadtv. Vogel: Ja, darauf würden wir dann beim nächſten Etat zurückkommen!) Sie verzichten alſo. Stadtrat Dr. Waldſchmidt: Meine Herren, in anbetracht deſſen. daß von den hier beantragten 20000 ℳ 4000 ℳ allein auf Stillprämien kommen, ud ferner, daß wir außer dieſen 4000 ℳ noch 6000 ℳ für Stillprämien zur Verfügung haben, zuſammen alſo bis zum 1. April 10 000 ℳ, dürfen Sie, glaube ich, dieſen Antrag des Herrn Stadv. Vogel ablehnen. Es ſteht ja übrigens den Vereinen vollſtändig frei, wie ſie das Geld für die Stillprämien verwenden wollen; ob ſie hin und wieder bare Unterſtützungen oder lediglich Milch den ſtillenden Müttern geben wollen, das iſt ihnen ganz überlaſſen. Zu den Damen ſowohl vom Vaterländiſchen Frauen⸗ verein wie vom Eliſabeth⸗Frauenverein, die ſich ſo außerordentlich fürſorglich um die Fürſorgeſtellen bemühen, die in die einzelnen Familien eindringen, auf die Mütter einwirken und ſie zum Stillen an⸗ halten, können wir, meine ich, voll und ganz das Vertrauen haben, daß hier richtig gewirtſchaftet wird. Wir dürfen den Leiterinnen der Vereine nur dankbar ſein, daß ſie dieſes ſehr mühevolle Geſchäft übernommen haben. Es ſtehen uns, wie geſagt, bis zum 1. April noch 10 000 ℳ zur Verfügung. Ich bitte Sie, meine Herren, es hierbei belaſſen zu wollen. Es iſt aber ganz unmöglich — Herr Stadtv. Vogel hat ja den zweiten Antrag auch bereits