— 223 — zurückgezogen —, in den Fürſorgeſtellen nun auch] noch Betten zur Behandlung von Sänglingen aufzuſtellen. Damit würden wir ja eine Art Kranken⸗ haus inſzenieren, und das iſt für die Fürſorgeſtellen ganz undenkbar, die ſind zu etwas ganz anderem geſchaffen. Ich bitte Sie alſo, meine Herren, lehnen Sie den Antrag ab. Stadto. Bogel: Ich möchte noch auf den Aus druck „Stillprämie“ zurückkommen. Der hat urſprünglich eine ganz andere Bedeutung gehabt. Er rührt von Herrn Prof. Dr. Schloßmann in Dresden, der auch einem Säuglingskrankenhauſe vor⸗ ſteht, wo es ähnlich gemacht wird, wie Herr Dr. Landsberger anführte, daß nämlich eine Mutter außer ihrem eigenen Kinde noch andere Kinder zum Stillen bekommt. Da hat Schloßmann die Ein⸗ richtung getroffen, daß dieſe Mutter, wenn das andere Kind eine gewiſſe Gewichtszunahme, vielleicht von 200 oder 300 g erfahren hat, einen Taler als Prämie bekommt. Das waren die Stillprämien. Aus dieſer Prämie für die Sorgfalt für das fremde Kind, damit die Mütter nicht die fremden Kinder zugunſten ihrer eigenen beim Stillen vernachläſſigten, iſt dann die Stillprämie von einem Liter Milch gemacht worden. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſteher Roſenberg: Wünſcht der Herr Bericht⸗ erſtatter noch das Wort? Berichterſtatter Stadtv. Dr. Landsberger Ich kann nur ganz kurz ſagen, daß auch ich mich auf den Standpunkt des Herrn Bürgermeiſter Matting ſtelle daß für die 1000 ℳ plus, die Herr Kollege Vogel beantragt hat, wirklich nicht recht eine be⸗ ſtimmte Unterlage gegeben worden iſt Die Still⸗ prämie hat allerdings faſt ausſchließlich in Milch⸗ verabreichung beſtanden; ausnahmsweiſe hat ſie aber, wie ich erwähnt habe, auch in bar beſtanden oder in der Verabfolgung von Naturalien, die einen be⸗ ſtimmten Barwert repräſentierten. Dieſe 1000 % bedeuten doch eine Kleinigkeit gegenüber der Ge⸗ ſamtſumme, die aufgewendet worden iſt, und ich kann mir nicht recht den Zweck erklären, weswegen hier 1000 ℳ beantragt worden ſind. Wir können mit etwaigen weiteren Steigerungen noch warten und müſſen erſt weitere Erfahrungen ſammeln, zu⸗ mal wir, wie ich vorhin angeführt habe, bloß die Zahlenden und Aufſichtführenden ſind. Die Vereine, die die Sache ausführen, ſind jederzeit in der Lage, teils mit den Mitteln, die ſie ſelbſt anderweitig auf⸗ bringen — das geſchieht ſchon für dieſen Zweck —, teils innerhalb der Summe, die wir ihnen anweiſen, entſprechende Barleiſtungen zu gewähren. Was den Punkt der ſtationären Betten betrifft, den ja Herr Vogel zurückgezogen hat, ſo muß ich auch ſagen: es wäre nicht bloß ein nicht ſehr zweck⸗ mäßiges, ſondern ein ganz bedenkliches Beginnen, ohne weiteres Betten in den Säuglingsfürſorgeſtellen aufzuſtellen. Das müßte ärztlicherſeits ſehr ſorg⸗ fältig erwogen und überlegt werden; wir können nicht ſolche Detailkrankenhäuſer an vielen Punkten der Stadt ſchaffen. Ich würde alſo bitten, von dem Antrage Vogel, bei dem es ſich nur um die Erhöhung der Still⸗ prämien handelt, abzuſehen mit Rückſicht auf die für den Reſt des Etatsjahres genügend große Be⸗ meſſung der Mittel. (Der Antrag des Stadtv. Vogel auf Erhöhung des Poſtens „Beihilfen an ſtillende Mütter“ um 1000 ℳ wird abgelehnt. Die Verſammlung be⸗ ſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a) Der Abſchnitt 8 des Ord. Kap. XIV für 1906 (Säuglingsfürſorge) wird um 19989,60 ℳ, b) der Abſchnitt 11 des Ord. Kap. XIV für 1906 (Einmalige Ausgaben zur Einrichtung von zwei Milchküchen uſw.) wird um 197 verſtärkt. c) Der Geſamtbetrag von 20 186,60 ℳ iſt dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen⸗) Vorſteher Roſenberg: Es iſt eine Anfrage ein⸗ gegangen: Die Unterzeichneten erlauben ſich die ergebene Anfrage an den Magiſtrat, ob die Zeitungs⸗ notiz auf Wahrheit beruht, nach welcher die Bismarckſtraße in Charlottenburg ihren Namen verlieren ſoll. Charlottenburg, den 3. Dezember 1906. Stein und noch vier Unterſchriften. Die Anfrage wird auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung geſetzt werden. Es iſt ein Antrag eingegangen: Die Unterzeichneten halten die Ausübung ſtädtiſcher Aufſicht über das Begräbnisweſen für dringend erforderlich. Demzufolge wolle die Stadtverordnetenverſammlung beſchließen, den Magiſtrat zu erſuchen, 1. Erhebungen darüber anzuſtellen, welche Ge⸗ meinden und in welchem Umfange dieſelben ſich dieſer ſozialen Aufgabe bereits unter⸗ zogen haven, der Stadtverordnetenverſammlung über Punkt 1 bis zum 1 April 1907 Bericht zu erſtatten. Charlottenburg, den 5. Dezember 1906. Jolen berg und mehr als neun Unterſchriften. Auch dieſer An⸗ trag wird auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung kommen. Wir kommen zu Punkt 5 der Tag sordnung: Antrag der Stadtv. Dr. Stadtha en und Genoſſen betr. Anlage eines Verbrennungs⸗ ofens und einer Gemeindeurnenhalle. Druckſache 435. Der Antrag lautet: Die Unterzeichneten beantragen, den Ma⸗ giſtrat zu erſuchen: a) für Anlage eines Verbrennungsofens, b) für Anlage einer Gemeindeurnenhalle mit Gedächtniskapellen für die verſchiedenen Konfeſſionen, gegebenenfalls unter der Erde in zentraler Lage der Stadt die geeigneten Schritte zu tun. en Jachmann, Roſenberg, achs, Döbler, Blanck. Antragſteller Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, man kann wohl von der Annahme ausgeyen, daß ſämiliche Stadtverordnete aller Parteien, die hier vertreten ſind, die liberale Weltanſchauung haben, daß jeder Menſch ſich ſo benatten laſſen kann und ſoll, wie er will. Dieſe Freiheit will, glaube ich, jeder hier unſeren Mitmemchen aönnen. Man könne nun fragen, nahdem die Anaelegenheit der Feuer⸗ beſtattung vor zwei Jahren bereits in der Stadrver⸗