ſehen, ihre Stimme gegen dieſe Nichtbeſtätigung er⸗ heben werden. Wir, meine Herren, — das iſt die Meinung meiner Freunde — ſind der Anficht, daß es ſich für die Charlottenburger Stadtverordnetenverſammlung empfiehlt, den Weg zu gehen, den die Potsdamer Regierung in liebenswürdigem Entgegenkommen — wenn Sie wollen — uns gewieſen hat, indem wir den Platz, den Herr Kollege Penzig einnehmen ſollte, bis zum 1. April 1908, wo mit dem Inkrafttreten des Schulunterhaltungsgeſetzes ſowieſo eine Neu⸗ ordnung der Schuldeputation einzutreten hat, unbe⸗ ſetzt laſſen. Nicht etwa, meine Herren, weil die Potsdamer Regierung uns dieſen Vorſchlag gemacht hat, ſondern weil wir meinen, daß wir auf dieſem Wege unſerer grundſätzlichen Stellungnahme den beſten Ausdruck geben. Im übrigen bitte ich Sie, im Anſchluß an die Annahme dieſes Antrages der nachfolgenden Reſolution Ihre Zuſtimmung zu geben: Die Königliche Regierung hat die Be⸗ ſtätigung der Wiederwahl des Stadtv. Or. Penzig zum Mitglied der Schuldeputation aufs neue abgelehnt, indem ſie ſich die Gründe des Unter⸗ richtsminiſters in deſſen ablehnenden Beſcheid auf die Beſchwerde der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung über die Nichtbeſtätigung der erſten Wahl zu eigen macht. Die Verſagung der Beſtätigung wird von dem Miniſter und der Königlichen Regierung begründet durch den Hinweis, daß der Stadtv. Dr. Penzig durch Wort und Schrift die Anficht vertritt, daß der Religionsunterricht aus der Schule zu entfernen und durch einen Moralunterricht zu erſetzen ſei. Die Stadtverordnetenverſammlung erkennt nicht an, daß dieſe Anſicht und die Betätigung derſelben den Stadtv. Dr. Penzig ungeeignet macht, als Mitglied der Schuldeputation an der Verwaltung und Beauffſichtigung der Schule zum Nutzen der Gemeinde mitzuwirken, und die Verſammlung erhebt Proteſt gegen die Verſagung der Beſtätigung als eine Maßregel, welche als eine unbegründete Beſchränkung der Selbſtverwaltung aufgefaßt werden muß. (Bravo!) Vorſteher Roſenberg: Iſt dieſer Antrag von 5 Herren unterſchrieben, Herr Stadtv. Otto? (Stadtv. Otto: Bis jetzt noch nicht!) Ich muß ihn auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung bringen und kann ihn heute nicht zulaſſen, da nach der bisherigen Praxis (Rufe: Zur Geſchäftsordnung! Dringlichkeit!) das nicht zuläſſig iſt Wenn Sie die Dringlichkeit beantragen, iſt das etwas anderes. Stadtv. Otto: Ich würde in dieſem Falle die Dringlichkeit beantragen. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, der Vorſchlag, Herrn Kollegen Klick in die Schuldeputation zu wählen, iſt durchaus ernſthaft zu nehmen. Dieſer Vorſchlag kann auch nicht überraſchend kommen, denn ich erinnere mich, daß ich bereits früher, als wir über die Frage der Beſtätigung uns unterhielten, Ihnen vorgeſchlagen habe, wenn Herr Kollege Pen ʒig wieder nicht beſtätigt würde, um noch ſchärfer Proteſt zu erheben, einen Sozialdemokraten in die Schul⸗ deputation zu wählen. aus nicht etwa, daß wir eine an ſich ernſthafte 350 Der Antrag bedeutet durch⸗ 4 Forderung ins Lächerliche ziehen, ſondern er bedeutet, daß wir, nachdem unſer erſter Proteſt nichts genutzt hat, nun einen Proteſt erheben, der eine noch ſchärfere Form hat. Wir wollen damit zeigen, daß wir auf dem Standpunkte ſtehen: wir halten die Selbſtverwaltung tatſächlich hoch, nicht, wie es den Anſchein hat, nur ſo weit, wie dies von der Regierung beliebt wird, ſondern wir wählen aus freiem Ermeſſen diejenigen Männer, die wir für geeignet halten. Wir konnten ja vorausſehen, daß der Kollege Penzig zum zweiten Male nicht beſtätigt werden würde. Mit demſelben Recht, wie Herr Kollege Otto jetzt gegen uns den Vorwurf erhebt, daß wir eine Forderung aufſtellen, die nicht ernſt zu nehmen ſei, mit dem⸗ ſelben Recht hätten wir, als wir die Nichtbeſtätigung des Kollegen Penzig hier behandelten, Herrn Kollegen Otto und ſeinen Freunden vorwerfen können, daß der Antrag auf Wiederwahl des Herrn Kollegen Penzig nicht ernſt zu nehmen ſei, da er ja doch nicht beſtätigt werden würde. Das kann uns ganz gleich⸗ giltig ſein, ob die Regierung die von uns vorge⸗ ſchlagenen Herren beſtätigt oder nicht. Wir haben in erſter Linie zum Ausdruck zu bringen, was wir in Wahrung der Rechte der Selbſt verwal tung tun wollen. Herr Kollege Otto weiß ſchon im voraus, daß Herr Kollege Klick, falls er gewählt werden ſollte, nicht die Beſtätigung erhalten würde. Ich wage mir darüber kein Urteil zu erlauben. (Heiterkeit.) Der Erlaß, auf den Herr Kollege Otto hingewieſen hat, iſt nicht ein Erlaß des heutigen Kultusminiſters, ſondern des verſtorbenen Kultusminiſters Boſſe. Wir wiſſen ja gar nicht, ob nicht jetzt ganz andere Grundſätze im Miniſterium maßgebend ſind! (Rufe: Na, na! — Heiterkeit.) Wir haben in der Fraktion ſehr eingehend darüber geſprochen, und ich muß Ihnen offen ſagen: es hat uns Mühe gemacht, ein Mitglied zu finden, (große Heiterkeit) das nicht aus der Landeskirche ausgetreten iſt, und gegen das man nicht diejenigen Vorwürfe erheben kann, die der Herr Kultusminiſter gegen Herrn Kollegen Dr. Penzig erhoben hat. Wir ſind nach reiflicher Überlegung zu dem durchaus ernſt gemeinten Vor⸗ ſchlage gekommen, Ihnen Herrn Kollegen Klick zur Wahl zu empfehlen. Wenn mich etwas an der Rede des Herrn Kollegen Otto gefreut hat, ſo iſt es der Vorſchlag, von einer Petition an das Preußiſche Abgeordneten⸗ haus Abſtand zu nehmen, nicht nur weil eine ſolche Petition ausfichtslos iſt, ſondern weil wir uns meiner Meinung nach etwas vergeben würden, wenn wir in einer Sache, wo wir von vornherein wiſſen, daß die überwiegend große Mehrheit des Abge⸗ ordnetenhauſes auf ſeiten des Miniſter ſteht, uns an dieſes Haus überhaupt mit einer Petition wenden wollten. Herr Kollege Otto hat die Hoffnung, daß der Fall im Abgeordnetenhauſe zur Sprache gebracht wird. Ich glaube das auch; aber ich fürchte, es wird ſehr wenig nützen. Die konſervativ⸗klerikale Mehrheit wird die liberalen Herren, die die NRicht⸗ beſtätigung des Kollegen Penzig zur Sprache bringen, reden laſſen, aber irgendwie praktiſche Erfolge werden die Reden nicht haben. Nun ſchlägt Herr Kollege Otto vor, daß wir uns mit dem Beſcheide des Miniſters begnügen, d. h., daß wir die Stelle bis zum 1. April 1908 un⸗ beſetzt laſſen. Herr Kollege Otto wird wohl ſelbſt das Gefühl gehabt haben, daß dieſer Paſſus in der Antwort der Regierung eine Verhöhnung der