die Teuerung in der Tat in allen Einkommenslagen⸗ die hier in Betracht kommen, einigermaßen gleich⸗ mäßig drückt. Zugegeben, daß der an eine höhere Lebenshaltung Gewöhnte einen abſolut höheren Be⸗ trag mehr auszugeben hat, ſo iſt auf der anderen Seite doch zu berückſichtigen, daß ſeine wirtſchaftliche Widerſtandsfähigkeit auch eine erheblich höhere iſt, daß er in der Lage iſt, auf der anderen Seite auch einmal etwas zu erſparen, als derjenige, deſſen Haus⸗ halt nur auf das Allernötigſte eingerichtet iſt. Ich glaube, daß wir das Richtige treffen, wenn wir eine gleichmäßige Zulage gewähren, daß damit gleichmäßig die Schädigungen einigermaßen beſänftigt werden. Der Herr Bürgermeiſter hat ſich zunächſt ge⸗ wundert, daß ich mich über die Haltung des Magiſtrats gewundert habe. Aber dieſes Verwundern von meiner Seite war doch ganz natürlich; denn der Herr Bürger⸗ meiſter ſagte ſelbſt, daß wir unſere Vorſchläge im Ausſchuß zurückgezogen haben gerade wegen des Ein⸗ ſpruches von ſeiten des Magiſtrats, weil die Herren vom Magiſtrat uns ſagten, das wäre nicht das Richtige, daß man die Zulage in Prozenten des Ein⸗ kommens bemißt. (Widerſpruch vom Magiſtratstiſch.) Deshalb habe ich mich gewundert, daß der Magiſtrat, der damals eine weitgehende Individualiſierung für notwendig befunden hatte, ſich jetzt doch auf dieſen Standpunkt ſtellt. Ich perſönlich habe dieſen Stand⸗ punkt früher vertreten, und ich gebe zu: ich habe von den Magiſtratsvertretern gelernt, daß dieſer Standpunkt nicht ſo richtig iſt, und daß der Weg, den der Magiſtrat doch jetzt auf Umwegen anſtrebt, die Zulage etwas gleichmäßiger zu geſtalten, der beſſere iſt. Aber mit dieſem gegenſeitigen Verwundern wollen wir uns nicht zu lange aufhalten. Wichtig iſt, daß mit dem Vorſchlag, den ich gemacht habe, ungefähr für alle Einkommensklaſſen das Gleiche erreicht wird, daß die niedrigen Lohnklaſſen beſſer, die höheren nicht oder nur wenig ſchlechter geſtellt werden. Herr Kollege Stadthagen irrt ſich, wenn er meint, daß alle Perſonen mit einem Dienſteinkommen von über 3000 ℳ geſchädigt werden; es iſt vielmehr ein Vor⸗ teil auch für die Dienſteinkommen bis über 3300 ℳ noch vorhanden, dann tritt Gleichheit ein, und erſt bei mehr als 3330 ℳ beginnt nach meinem Vorſchlage ein kleiner Nachteil gegenüber dem Vorſchlage des Magiſtrats. Da meine ich doch, daß gerade dieſe Hochbeſoldeten es wohl eher vertragen können, daß ihnen von dem, was der Magiſtrat ihnen zugedacht hat, eiwas abgeknapſt wird, um es anderen zu gute kommen zu laſſen. Unter allen anderen befindet ſich nicht ein einziger, der durch meine Vorſchläge ge⸗ ſchädigt wird. Nun hat der Herr Bürgermeiſter erwähnt, daß die Verhältniſſe ſich in der letzten Zeit nicht unbe⸗ trächtlich geündert hätten. Ich gebe zu, daß in den letzten Wochen eine Verſchiebung auf dem Fleiſch⸗ Engrosmarkt zutage getreten iſt, eine Herabminderug der Preiſe, vielleicht auch auf den Charlottenburger Wochenmärtten; in den Läden haben wir jedenfalls beim Einkauf noch nichts davon gemerkt. Dieſe Er⸗ ſcheinung erinnert mich jedoch an einen Vorfall, der vor etwa Jahresfriſt ſtattgefunden hat. Es iſt be⸗ kannt, daß ſeitens des Preußiſchen Staatsminiſteriums . 3. eingehende Erörterungen ſchweben, wie dem Fuchmangel der Fleiſchnot einigermaßen abzuhelfen ſei. Es waren ſolche Ertzebungen, wie bekannt ge⸗ worden iſt, auch vor einem Jahre bereits im Gange, als in Oberſchleſien Viehmangel herrſchte, und es iſt ferner 364 bekannt geworden, daß das damals beobachtete 4— Nachlaſſen der Viehnot in Oberſchleſien herbeige ührt wurde durch das Vorgehen einzelner Landwirtſchafts⸗ kammern, die Geld dazu gaben, damit Vieh an den gefährdeten Punkt geſchickt wurde, nicht etwa aus Liebe für das arme Volt dort, ſondern um zu ver⸗ hindern, daß die Grenze geöffnet würde. Da iſt mir auffallend, daß jetzt auf einmal wieder ein Herab⸗ gehen der Viehpreiſe kommt, wo das Staatsminiſterium über Abhilfe der Fleiſchnot berät, und ich fürchte, daß, ſobald dieſe Erwägungen abgeſchloſſen ſein werden, auch die Fleiſchpreiſe die alte Höhe wieder erreichen werden. (Sehr richtig!) Zu einer Abſtandnahme von einer größeren Teuerungs⸗ zulige tann der Magiſtrat aus dieſem Grunde keinen nlaß herleiten. Selbſt wenn wieder bald normale Verhältniſſe eintreten ſollten, ſo haben unſere niedrig beſoldeten Beamten und Arbeiter ſchon ſo lange unter der Teuerung gelitten, daß dieſe Entſchädigung für drei Vierteljahre — jetzt nur noch für ein halbes Jahr — ihnen xreichlich für die Vergangenheit zu gönnen wäre. Ich würde es bedauern, wenn irgend⸗ ein Magiſtratsmitglied aus dieſem momentanen ſchein⸗ baren Herabgehen der Preiſe einen Anlaß zu ver⸗ änderter Stellungnahme nähme. Nun zu der Frage des Ausſchuſſes! Meine Herren, ich bin der Anſicht, daß wir durch die Be⸗ rufung eines Ausſchuſſes ſehr leicht in die Lage kommen, vor Weihnachten nichts mehr verteilen zu können, ja überhaupt erſt Mitte Jannar zu einem definitiven Beſchluß zu gelangen. Wenn ein Aus⸗ ſchuß berät, ſo faßt er ſeine Beſchlüſſe, ohne zu wiſſen, welche Stellung der Magiſtrat dazu einnimmt. Er kaun nur von einzelnen Magiſtratsvertretern hören, wie ſie die Stimmung des Magiftrats beurteilen. In dieſelbe Lage gelangt dann am 19. Dezember unſere Verſammlung, und der Beſchluß, den wir hier am 19. Dezember faſſen, könnte eventuell vom Magiſtrat nicht angenommen werden. Dann haben wir überhaupt erſt ungefähr Mitte Januar Gelegen⸗ heit, uns wieder mit der Frage zu beſchäftigen. Wenn wir hingegen heute einen beſtimmten Beſchluß faſſen, ſo wird vor dem 19. Dezember der Magiſtrat ſeine Stellung dazu genommen haben und uns mit⸗ teilen. Ich hoffe, er wird den Beſchlüſſen, die hier gefaßt werden, zuſtimmen. Sollte das in irgend einem untergeordneten Punkte nicht der Fall ſein, und ſollten irgendwelche Gegenvorſchläge des Magiſtrats geeignet ſein uns zu befriedigen, dann ſind wir jedenfalls in der Lage, am 19. Dezember zu be⸗ ſchließen, ob wir —5 den Boden des nun vom Magiſtrat neu Vorgeſchlagenen treten wollen, und haben dann einen definitiven Beſchluß, der eine Aus⸗ zahlung noch vor Weihnachten, ſelbſt wenn es ſchwer ſein ſollte, möglich macht. Wenn übrigens heute die Verweiſung der Vor⸗ lage an einen Ausſchuß beſchloſſen werden ſollte, wo⸗ von ich aus den erwähnten Gründen Abſtand zu nehmen bitte, dann würde ich den Antrag ſtellen, daß unier allen Umſtänden vor Weinnachten noch eine Vorſchußzahlung von je 25 ℳ erfolgen ſoll. Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Meine Herren, die Maaiſtratsvorlage bewegt ſich auf dem Boden der Beſchlüſſe der Stadwerordnetenverſammlung. Die Beſchlüſſe und die Wünſche, die aus der Stadt⸗ verordnetenverſammlung kundgetan wurden, ſind dem Weſen und den Grundſätzen nach vom Magiſrat an⸗ genommen worden. In der Ausſchußftzung wurde r