Wir kommen zur Tagesordnung. Punkt 1 der Tagesordnung: Einführung des wiedergewählten Bürger⸗ meiſters Matting und des nengewählten Stadtrats Dr. Gottſtein. Das Wort hat der Herr Oberbürgermeiſter. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Hochverehrter lieber Herr Kollege! Ihre heutige Einführung in die neue Amtsperiode von 12 Jahren iſt für die Stadt Charlottenburg und für die ſtädtiſche Verwaltung von hoher Bedeutung. Denn wenn es der Verwaltung unſerer Stadt in den letzten 12 Jahren gelungen iſt, einiges zu leiſten, ſo entfällt davon auf Ihre Mit⸗ wirkung ein ſehr erhebliches Teil, und das Bild, welches unſere ſtädtiſche Verwaltung heute bietet, würde unvollſtändig oder würde anders geartet ſein, wenn in ihm jene markanten Striche von großer Bedeutung fehlen würden, die durch Ihre ſtarke Perſönlichkeit gegeben ſind. Ihre außerordentliche Arbeitskraft, Ihr praktiſcher Scharfblick, die energiſche Geſtaltungskraft, mit der Sie alle Sachen, die an Sie herantreten, erfaſſen und zwingen, find auch in weiteren Kreiſen ſo bekannt, daß ich nichts Näheres darüber zu ſagen branche. Aber der eigentliche, innerſte, bedeutendſte, große Kern Ihres Weſens dürfle ſo recht vertraut doch nur denjenigen ſein, die in langjähriger Mitarbeit und in läglicher engſter Fühlung mit Ihnen ſtehen — der Kern Ihres Weſens: das unerſchütterliche Rechts⸗ gefühl, die ſtrengſte Objektivität, die lautere Wahr⸗ haftigkeit Ihrer Seele, kurz Ihre charaktervolle Perſönlichkeit. Ohne nach rechis oder nach links, ohne nach oben oder unten zu ſchauen, gehen Sie immer Ihren Weg gerade aus, immer nur fragend, was die Sache will. Und wenn von uns der eine oder andere in der täglichen Hetze der Arbeit geneigt iſt, einen Seitenſprung zu machen und dem zu dienen, was man Opportunität nennt, dann erheben Sie Ihre warnende Stimme und weiſen geradeaus, auf den geraden Weg des konſequenten Rechtes. Unbe⸗ fümmert um alle Nebenrückſichten gehen Sie vor nur immer, um der Sache zu dienen, und Sie tun und haben das getan auch dann, wenn es Ihnen perſönlich zum Nachieil gereicht. So wirken Sie, mein hochverehrter Herr Kollege, zur Erhaltung der ruhigen Stetigkeit, der ge⸗ rechten Ordnung in unſerer ſtädtiſchen Verwaltung als der getreue Ecke hard des Magiſtrats. Ihnen am heutigen Tage nach der Vollendung einer zwölfjährigen Amtsperiode für Ihre immer auf⸗ rechte und männliche Haltung in jedem Kampfe. gegen wen er ſich auch gerichtet hat, für Ihre ſ egens⸗ reiche Tätigkeit für die Stadt hier an dieſer Stelle öffentlich Dank im Namen der Stadt ſagen zu können, iſt mir eine große tief empfundene Freude. (Bravol) Wie ſehr wir, mein verehrter Herr Kollege, die Mitglieder des Magiſtrats, aber Sie nicht nur ſchätzen und achten, ſondern wie ſehr wir Sie in unſer Herz geſchloſſen haben und Sie lieben, das empfinden wir und Sie in ſo tiefem Maße, daß es darüber hier weiterer Worte nicht bedarf. Aber weil wir ſo empfinden, deshalb begrüßen wir Sie an der Schwelle einer neuen zwölfjährigen Amtsperiode mit lautem helltönenden Freuderuf. Wir wünſchen und 41 daß wir mit Ihnen noch eine Reihe langer köſtlicher Jahre in gemeinſamer treuer erſprießlicher Arbeit 372 — — zufammenſtehen werden zu unſerm Glück und, ſo Gott will, alle Zeit zum Wohle der Stadt Charlottenburg. Indem ich Sie, mein werter Herr Kollege, hin⸗ weiſe auf den von Ihnen geleiſteten Eid, verpflichte ich Sie durch 1 4 . von neuem auf Ihr Amt (der Handſchlag erfolgt) und überreiche Ihnen die Abſchrift der von Seiner Majeſtät dem Könige vollzogenen Beſtätigungsurkunde ſowie die Anſtellungsurkunde unſerer Stadt. (Bravo!) Vorſteher Roſenberg: Sehr geehrter Herr Bürger⸗ meiſter! Nach unſerer ſtädtiſchen Verfaſſung iſt der Bürgermeiſter das erſte Mitglied des Magiſtrats nach dem Oberbürgermeiſter und deſſen Stellvertreter. Sie haben ſich während Ihrer erſten Amtsperiode das volle Vertrauen des früheren Oberbürgermeiſters und das des jetzigen Herrn Oberbürgermeiſters erworben; wir wußien dies bereits und haben es heute aus dem Munde des Herrn Oberbürgermeiſters in ſo warmen Worten beſtätigt gehört. Sie haben aber auch die volle Anerkennung der Stadtverorduetenverſammlung für Ihre der Kommune geleiſteten Dienſte gefunden: der beſte Beweis dafür iſt die Tatſache Ihrer faſt einſtimmig erfolgten Wiederwahl. Ih gebe mir die Ehre, den Gefühlen der Wertſchätzung und Aner⸗ kennung, die dieſe Verſammlung für Sie hegt, Aus⸗ druck zu geben und Sie namens dieſer Verſammlung bei Iyrem Eintritt in die zweite Amtsperiode herzlich zu begrüßen. Der Herr Bürgermeiſter hat das Wort. Bürgermeiſter Matting: Hochverehrter Herr Ober⸗ bürgermeiſter! Sie haben mich durch die lieben Worte, mit denen Sie mich ſoeben begrüßt haben, im Innerſten erſchüttert, und ich fürchle, ich finde nicht die reten Worte, um Ihnen ſo zu danken, wie mit ums Herz iſt, und wie ich es ſollte. Sie haben ſich die große Mühe gemacht, hoch⸗ verehrter Herr Oberbürgermeiſter, gewiſſermaßen mit einem elektriſchen Scheinwerfer in alle Winkel meiner zwölfjährigen verfloſſenen Amtsperiode hineinzu⸗ leuchten, und ich könnte damit wohl zufrieden ſein, wenn es nicht ſchiene, als ob Ihr Scheinwerfer die Eigentümlichkeit hätte, nur auf denjenigen Punkten haften zu bleiben, die beſonders geeignet find, ſeine blendenden Strahlen aufzufangen und zurückzuſtrahlen. Das fordert im Intereſſe der Wahrhaftigleit zu einem gewiſſen Widerſpruch heraus. Ich weiß ſeyr wohl, Herr Oberbürgermeiſter, daß meine Tätigkeit im Dienſte unſerer Stadt auch ihre Mängel und ihre Lücken gehabt hat. Ich weiß und ich geſtehe es gern zu. daß ich ſowohl das Dezernat der Schulverwaltung als des Kämmereiweſens in beſſere und berufenere und es iſt ebenſo wahrſcheinlich Hände abgegeben habe, wie erwünſcht, daß, wenn ich einmal den Platz in ich auch wieder der Verwaltung überhaupt räume, einem Beſſeren Platz machen werde. Das hindert mich aber nicht, an der Hoffnung feſtzuhalten, die ich durch Ihre freundlichen Worte beſtätigt gefunden habe, daß meine Arbeit im Dienſte der Stadt nicht ganz umſonſt geweſen iſt. Wo ich Lücken in meinen Fähigkeiten gefunden habe, habe ich mich allerdings bemüht, ſie durch das Einwerfen geeigneter perſönlicher Eigenſchaften aus⸗ zugleichen. Ich weiß ſehr wohl, daß z. B. in der Schulverwaltung meinen techniſchen Fähigkeiten ver⸗ hältnismäßig enge Grenzen gezogen waren. Ich habe mich deshalb bemüht, einen Ausgleich zu finden in dem Fernhalten jeglichen Bureaukratismus, in der