—— 373 —— Wahrung ſtrenger Gerechtigkeit und in der Förderung nern naher menſchlicher Beziehungen zu unſern Rektoren, Lehrern und Lehrerinnen, um ihre Arbeits⸗ freudigkeit zu erhöhen und ſie ſo mittelbar wenigſtens zu befruchten. Auch für die Kämmereiverwaltung iſt meine Begabung vielleicht nicht überall die richtige geweſen. Vielleicht hätte mir hin und wieder einmal ein bißchen mehr Fiskalismus gut getan, das heißt eine gewiſſe Neigung, mehr die Einnahmeverwaltungen als die Ausgabeverwaltungen zu protegieren. Ich habe vielleicht Neigung gehabt, eher das Gegenteil zu tun; insbeſondere wenn es ſich um ſoziale Aufgaben unſerer Stadt handelte, iſt es mir immer ſchwer geworden, Nein zu ſagen. Ich glaube trotzdem, daß ich nichts zum Nachteil unſerer Stadt auch in dieſem meinem Amte getan habe, wobei ich allerdings ehrlich geſtehen muß, daß die verhältnismäßig günſtigen Etatsverhältniſſe während meiner Amtsperiode mir da vielleicht recht vorteilhaft geweſen ſind. Nun bin ich ſeit mehreren Jahren von jedem größeren Dezernate befreit. Es iſt mir der Verzicht auf die beiden mir liebgewordenen Reſſorts nicht leicht geworden; aber ich darf es ſagen, daß die freundliche und vertrauensvolle Art und Weiſe, mit der Sie meine nunmehr in der Hauptſache Ihrer Entlaſtung beſtimmten Dienſte entgegengenommen haben, wie Sie die Geſchäfte der Leitung mit mir geteilt haben, kaum jemals das Gefühl der Ent⸗ täuſchung oder der Entſagung hat in mir aufkommen laſſen. Wie ich denn überhaupt, Herr Oberbürger⸗ meiſter, von dem Augenblick Ihres Eintritts in unſere Verwaltung an ſtets in meiner Stellung neben Ihnen vollſte Befriedigung gefunden habe. Ich hätte es nicht unterlaſſen können, das heute hier auszuſprechen, Herr Oberbürgermeiſter. Ich danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie mir entgegengebracht haben, und ich verſpreche Ihnen, daß ich auch in der neuen Amtsperiode in derſelben Weiſe mit Ihnen zu arbeiten freudig bereit ſein werde, und ich wünſche mir nur, daß das recht lange ſein möge. (Bravo!) Auch Ihnen, mein hochverehrter Herr Stadt⸗ verordnetenvorſteher, ſage ich meinen wärmſten Dank für die freundlichen Worte, mit denen Sie mich begrüßt haben, die ſelbſtverſtändlich ihren vollen Wert und ihren vollen Nachdruck erſt erhalten in dem Vertrauen, welches die verehrte Verſammlung mir entgegengebracht hat durch die Art und die Modalitäten meiner Wiederwahl. Meine ſehr geehrten Herren! Als ich vor zwölf Jahren vor Ihnen ſtand als ein Fremder, da habe ich Ihnen das Verſprechen abſoluter Loyalität gegeben, und daß ich heute nach Ablauf von zwölf Jahren, und nachdem Sie mich genau kennen, wieder vor Ihnen ſtehen darf, das darf ich hoffentlich dahin deuten, daß es mir gelungen iſt, das Verſprechen, das ich Ihnen damals gegeben habe, wenigſtens einigermaßen zu erfüllen. Meine ſehr verehrten Herren, ich weiß wohl, daß es Zeiten gegeben hat, wo das Gerücht, ich ſei konfliktslüſtern, ich fände eine Freude an der Zuſpitzung von Zuſtändigkeits⸗ fragen zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordneten⸗ verſammlung auch unter Ihnen teilweiſe Glauben finden konnte. Meine Herren, ich darf dieſes Gerücht heute wohl als ein Märchen bezeichnen, und ich darf hinzufügen, daß es mir immer leid getan hat, daß dieſes Mißverſtändnis hat entſtehen können. Trotzdem trete ich auch heute leider unter dem Schatten eines ähnlichen Mißverſtändniſſes, welches ganz neuerdings entſtanden iſt, in mein neues Amt; ich hoffe aber, daß eine offene und ſachliche Ausſprache eine be⸗ friedigende Klärung herbeiführen wird, und deshalb ſcheue ich mich nicht, meine verehrten Herren, Ihnen, wie vor zwölf Jahren, ſo auch heute das Verſprechen vollſter Loyalität für den Lauf meiner nächſten Amtsperiode abzugeben, und ich bitte Sie hierfür um Ihr Vertrauen. (Lebhafter Beifall.) Vorſteher Roſenberg: Das Wort hat der Herr Oberbürgermeiſter. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Sehr geehrter Herr Sanitätsrat: Sie treten in dieſe Verſammlung ein als nomo novus, ein homo novus. der bicher nicht vertraut geweſen iſt mit den Angelegenheiten der ſtädtiſchen Verwaltung, und als ein homo novus auch in Bezug darauf, daß wohl die meiſten Perſön⸗ lichkeiten, die in der Verwaltung, im Magiſtrat und in der Stadtverordnetenverſammlung tätig ſind, Ihnen nicht bekannt ſind Aber Sie ſind ſeit einer langen Reihe von Jahren Charlottenburger Bürger, und Sie lennen als ſolcher die Verhältniſſe unſerer Stadt und haben ſie mit Ihrem lebhaften Intereſſe an öffentlichen Dingen verfolgt. Dieſes lebhafte Intereſſe hat ſich in hervorragendem Maße auch erftreckt auf weite Gebiete des öffentlichen Lebens, oie allgemein belannt ſein dürfte. Beſonders haben Sie ſich, durch Ihren Beruf und Ihre Wiſſenſchaft angercgt. der Hygiene in Schrift und Wort gewidmer, der Hygiene, mit der wir uns von Jahr zu Jahr mehr und mehr liieren und die uns immer teurer werden wird. (Heiterkeit.) Und dieſer Umſtand, mein verehrter Herr Sanilätsrat, gibt uns die Hoffnung, daß wir in gemeinſamer Arbeit auf dieſem ſo ungeheuer wichtigem Gebiet für unſere jetzige Entwickelung des Städteweſens uns mit Ihnen zuſammenfinden werden, daß Sie einen ſchätzenswerten Zuwachs an Kraft für unſer Magiſtratskollegium bedeuten, daß Sie uns manche gute neue Anregung geben werden, die ſich dann in gemeinſamer Arbeit zu erſprießlicher Tat verdichten möge. In dieſer Erwartung begrüßen wir im Namen der ſtädtiſchen Verwaltung und ich im Namen des Magiſtrats Sie auf das herzlichſte und wünſchen Ihnen, daß Sie volle Befriedigung in Ihrem neuen Amte erzielen mögen. Sie ſind noch nicht vereidigt. Ich bitte alſo, mir den Staatsdienereid, den ich verleſen werde, nachzuſprechen: (Die Verſammlung erhebt ſich) Ich, Adolf Gottſtein, ſchwöre zu Gott, dem Allmächtigen und Allwiſſenden, daß Seiner Königlichen Majeſtät von Preußen, meinem Allergnädigſten Herrn, ich untertänig, treu und gehorſam ſein und alle mir vermöge meines Amies obliegenden Pflichten nach meinem beſten Wiſſen und Gewiſſen genan erfüllen, auch die Verfaſſung gewiſſenhaft beobachten will, ſo wahr mir Gott helfe! (Stadtrat Dr. Gottſtein ſpricht die einzelnen Sätze der Eidesformel nach.) Nachdem Sie den Staatsdienereid abgeleiſtet haben, überreiche ich Ihnen die von der Regierung in Potsdam ausgeſtellte Beſtätigungsurkunde Ihrer Wahl und heiße Sie in unſerm Kreiſe herzlich willkommen.