— 376 — Es ſind mehr als 5 Stimmen; die Beſprechung iſt bewilligt. Stadiv. Dr. Borchardt: Ich kann mich durch die Antwort des Herrn Bürgermeiſters nicht befriedigt erklären. Die Gründe, aus welchen die lange Ver⸗ zögerung der Zuſammenberufung der Deputation ſtattgefunden haben, ſind uns ja bis jetzt nicht mit⸗ geteilt worden. Es iſt darauf verwieſen worden, daß dereits eine Sitzung ſtattgefunden hat, daß in dieſer Sitzung mitgeteilt iſt, welche ſachlichen Gründe dazu geführt haben, die Beratungen dieſer gemiſchten Deputation ſo lange zu verzögern. Ich nehme an, daß wir ſeitens der gemiſchten Deputation noch einen eingehenden Bericht bekommen, werden, und wir werden uns dann ja auch darüber unterhalten können, ob es wirklich ſo ganz gleichgültig iſt, ob die Deputation vier Wochen früher oder ſpäter oder, ich möchte allerdings beinahe ſagen: vier Monate früher oder ſpäter zuſammenberufen worden iſt. Daß die Frage der Müllabfuhr inzwiſchen geregelt worden war, das ſcheint mir doch durchaus noch nicht ein ausreichender Grund dafür zu ſein, daß in Sachen der Fleiſchteuerung nun überhaupt gar nichts geſchehen ſoll. Ich glaube in der Tat, daß immerhin mancherlei geſchehen kann auch gerade ſeitens der ſtädtiſchen Behörden. Ich verweiſe z. B. auf eine Bemerkung des Herrn Landwirtſchafts⸗ miniſters gelegentlich der Interpellation über die Fleiſchteuerung im Reichstage; dort ſprach der Herr Landwirtſchaftsminiſter davon, daß ein Teil der Teuerung auch durch den Zwiſchenhandel verurſacht ſei, und daß er ſeinem Erſtaunen darüber Ausdruck geben müſſe, daß gerade die Konſumenten innerhalb der Städte, welche doch unter dieſer Fleiſchteuerung erheblich leiden, ſich nicht zuſammengetan hätten, um zum mindeſten dieſem Teil der Teuerung durch ge⸗ noſſenſchaftlichen Zuſammenſchluß zu begegnen. Es ſcheint mir, daß der Landwirtſchaftsminiſter durchaus recht mit dieſem Hinweis hat, und ich glaube, auch die ſtädtiſchen Verwaltungen würden gut daran tun, dieſem Punkte ihre Aufmerkſamkeit zuzuwenden. Ein näheres und weiteres Eingehen auf dieſe Frage be⸗ halte ich mir vor für den Zeitpunkt, wo uns die gemiſchte Deputation über ihre Verhandlungen einen f ausführlichen Bericht geben wird. Ich möchte nur noch hinzufügen, daß ich an den Magiſtrat die Bitte richten möchte, ſolche Verzögerung doch möglichſt zu vermeiden, und wenn nun auch gegenwärtig der Magiſtrat ſehr beſchäftigt iſt mit der Zuſammenſtellung des Etats, ſo möchte ich doch dem Wunſche und der Hoffnung Ausdruck geben, daß die Zuſammenberufung der Deputation zur Beratung der Verwertung ſtädtiſcher Terrains nicht ebenfalls ſo lange hinausgezögert wird, wie es bei dieſer Depu⸗ tation der Fall geweſen iſt. Vorſteher Roſenberg: Der Gegenſtand iſt erledigt. Punkt 7 der Tagesordnung: Anfrage der Stadtv. Dr. Spiegel und Gen. betr. Errichtung von Omnibus⸗ (Automobil⸗) Linien. Druckſache 463. mir an den Magiſtrat die Anfrage, ob Interpellation zu beantworten gedenkt. Ich bin bereit, Ich erlaube und wann er dieſ Oberbürgermeiſter Schuſtehrus. ſie ſofort zu beantworten. ch iſt mir allerdings bekannt, daß Vorſteher Roſenberg. Das Wort hat der Herr Interpellant. Frageſteller Stadtv. vr. Spiegel: Meine Herren, es iſt reichlich zwei Jahre her, daß unſer verſtorbener Kollege Marcus hier in der Verſammlung die Frage der Charlottenburger Verkehrsmitiel zur Sprache brachte. Er wurde damals unmittelbar hierzu ver⸗ anlaßt durch die Verteuerung, die in der Benutzung der Straßenbahnlinien eingetreten war; er berührte aber bei dieſer Gelegenheit auch den ganzen Jammer unſerer Verkehrsverhältniſſe, die mangelhafte Ver⸗ bindung der einzelnen Stadtteile untereinander und das vollſtändige Fehlen einer billigen Verbindung, wie wir ſie in Berlin haben. Die Verſammlung hat ſich damals einhellig auf den Boden des Antrages Marcus geſtellt, den Magiſtrat um geeignete Schritte zu erſuchen. Der Magiſtrat hat uns dann vor einem Jahre mitgeteilt, daß die von ihm unternommenen Schritte bis dahin zu keinem Reſultat geführt hätten, und daß auch vor April dieſes Jahres nach Auskunft der Allgemeinen Berliner Omnibus⸗Geſellſchaft weitere Schritte nicht zu erwarten wären. Dieſe Geſellſchaft wollte erſt noch Verkehrszählungen veranſtalten und außerdem Erfahrungen mit Automobillinien in Berlin machen. Nun, meine Herren, der 1. April iſt längſt vorüber. Den Verkehr kann die Geſellſchaft inzwiſchen wohl wahrgenommen haben. Wir wenigſtens machen alle Tage die Erfahrung, daß der Verkehr weit größer iſt, als daß die vorhandenen Verkehrsmittel ihm ge⸗ nügen könnten; ſtärker und ſtärker wird auf allen Seiten die Klage über den Mangel geeigneter Verbindungen. Ich mache darauf aufmerkſam, daß erſt vor kurzem der Verein der weſtlichen Stadtteile zur Wahrung gemeinnütziger Intereſſen eine ganze Anzahl von Wünſchen aufgeſtellt hat, um zu be⸗ wirken, daß namentlich die Arbeiter, die im Weſten Charlottenburgs wohnen, eine Verbindung mit ihren Hauptarbeitsſtätten gewinnen, und daß auch eine Ver⸗ bindung, wenigſtens eine beſſere Verbindung dieſes Stadtteils mit dem Innern der Stadt hergeſtellt werde. In nicht beſſerer Lage als der weſtliche Stadtteil befindet ſich aber der ſüdöſtliche, der auch durch Straßenbahnlinien nur in ſehr geringem Um⸗ ange mit dem Zentrum verbunden iſt. Alſo das Verkehrsbedürfnis in zweifellos da. Die Erfahrung mit Automobilomnibuſſen ſind in Berlin in weitem Umfange gemacht worden. Es aus den Kreiſen der Omnibusgeſellſchaft über die Koſtſpieligkeit dieſes Betriebes ſehr geklagt wird. Ich kann mich nicht ganz des Verdachtes erwehren, daß dieſe Klagen weſentlich darauf hinauslaufen, die Genehmigung zu einer Heraufſetzung der Tarife zu gewinnen. Denn die Tatſache, daß die Automobillinien in Berlin ſtändig vermehrt werden, ſpricht jedenfalls dafür, daß die Geſellſchaft ſie als lohnend und nützlich anerkennt. Ich möchte nun fragen: welche Schritte ſind im Laufe dieſes Jahres geſchehen, um unſere Verkehrs⸗ verhältniſſe durch Omnibuslinien zu verbeſſern, welcher Abſchluß dieſer Schritte ſteht in nächſter Zeit zu er⸗ warten? — und ich hoffe, daß die Auskunft des Magiſtrats ſo ausfällt, daß wir einer Beſprechung nicht bedürfen. Im andern Falle behalte ich mir einen diesbezüglichen Antrag vor. Stadtſyndikns Dr. Maier: Meine Herren, als am 7. November 1904 das Erſuchen an den Magiſtrat erging, mit geeigneten Unternehmern wegen Ein⸗