—— 378 eine Konzeſſion zu erteilen, die nachher nicht in der Lage ſind, dieſe Konzeſſion zu realiſieren. Denn iſt einmal eine Straße mit einer Omnibuslinie belegt, ſo iſt natürlich der ſolvente Unternehmer von dieſer Straße ausgeſchloſſen, und unſer Intereſſe an der Einführung einer beſſeren Verbindung wird dadurch weſentlich geſchädigt. Die Große Berliner Straßenbahn kommt meines Erachtens als Konkurrent für einen Omnibusverkehr hier nicht in Frage; denn die Tarife, die die Große Berliner Straßenbahn für den Omnibusbetrieb ein⸗ führen will, ſind ſo exorbitant hohe, daß ſie mit denen der Straßenbahn gar nicht konkurrieren können. Die Große Berliner Straßenbahn will für eine Streckenlänge vis ctwa 5 km 10 erheben, für eine Streckenlänge bis etwa 7½ km 15 5 und darüber hinaus 20 5. Was das zu bedemen hat, wird den Herren klar werden, wenn ſie ſich vergegen⸗ wärtigen, daß im Anſchlußbeiriebe, wo alſo zwei Strecken verſchiedener Straßenbahngeſellſchaften zu⸗ ſammenſtoßen, die Geſellſchaften nach unſerem Ver⸗ trage nur berechtigt ſind, bei einer Streckenlänge von über 10 km 15 5 zu erheben. Dieſer Tarif iſt ungefähr doppelt ſo hoch wie der Siraßenbahntarif. Es ergibt ſich daraus, daß die Große Berliner Straßen⸗ bayn als Omnibusunternehmerin hier nicht inbetracht kommt. Ich faſſe die Antwort dahin zuſammen, daß wir erſtens die Gewähr haben, daß die Omnibus⸗Aktien⸗ geſellſchaft nunmehr ihren Pferdeomnibusbetrieb in Cyarlottenburg aufnehmen wird, daß zweitens auch von der Omnibus⸗Aktiengeſellſchaft alsbald mindeſtens zwei Kraftomuibuslinien in Charlottenburg einge⸗ richtet werden, und daß dritiens zwei Limen von Privatunternehmern bereits geuehmigt ſind, deren Eröffnung allerdings noch zweifelhaft iſt, und daß ferner beim Polizeipräfidium zwei Anträge von Privat⸗ unternehmern mit 6 Linien ſchweben, die ev. im nächſten Jahre zur Einführung gelaugen ſollen. Ich möchte, damit die Herren ſich die Rechtslage nochmals ins Gedächtnis zurückrufen, aufgrund deren die Stadtgemeinde bei der Eiuführung von Omuibus⸗ vetrieben mitzuwirken hat, folgendes mitteilen. Die Genehmigung zur Errichtung oder vielmehr zur In⸗ betriebſetzung von Omnibuslinien liegt ausſchließlich in Händen der Polizei, und die Siadtgemeinde wirki nur bei der Feſtſetzung der Tarife mit. Die Be⸗ dürfnisfrage wird alſo ausſchließlich von der Polizei beſtimmt. Sie ſetzt auch feſt, in welcher Weiſe die Tracierung der einzelnen Linien ſattzufinden hat, ſodaß wir in der Beziehung auf den guten Willen der Polizeiverwaltung angewieſen ſind. Nun iſt allerdings nicht zu verkennen, daß die Polizeiver⸗ waltung allgemein den Wünſchen der Stadtgemeinde entgegenkommt, und daß, ſoweit dort Widerſprüche zu erwarten ſind, dieſe hoffentlich mit unſerer Hilfe zu beſeitigen ſein werden. Das bezieht ſich insbe⸗ ſondere auf die beiden Kraftomnibuslinien der All⸗ gemeinen Omnibus⸗Aktiengeſellſchaft, von denen ich vorhin geſprochen habe. (Auf Antrag des Stadtv. Hirſch erfolgt die Beſprechung des Gegenſtandes der Anfrage.) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, die Antwort des Magiſtrats hat mich, wie ich ſagen kann, recht wenig befriedigt. Auch von dieſer Seite ſind ja mehrfach Vorſchläge gemacht worden, den Aulo⸗ mobilomnibusverlehr einzuführen. Auch in dem Kommunalverein für die öſtlichen Stadtbezirke Char⸗ lottenburgs — das möchte ich in Ergänzung deſſen anführen, was Herr Kollege Spiegel vorhin geſagt hat — iſt die Frage von uns eingehend erörlert worden; es iſt gewiſſermaßen ein Plan aufgeſtellt worden, wonach die Verkehrsverhältniſſe Charlotten⸗ burgs verbeſſert werden ſollen. Meine Herren, die Antwort des Magiſtrats kommt doch ſchließlich im großen ganzen darauf hinaus, daß in Charlottenburg der Pferdeomnibusbetrieb, der in Berlin jetzt all⸗ mählich aufhört, eingeführt wird. Die Pferde, die die Omnibusgeſellſchaft in Berlin entbehren kann, ſchickt ſie dann nach Charlottenburg vielleicht auch die ſchlechten Pferde, wie Herr Kollege Holz eben zwiſchenruft; das iſt möglich, wir wollen aber nach dieſer Richtung hin das Beſte hoffen, — vielleicht bekommt den Pferden das Charlottenburger Klima beſſer, und ſie werden wieder leiſtungsfähiger. Meine Herren, das ſcheint mir doch ein für die Stadt Cnarlottenburg nicht ganz angemeſſener Fortſchritt zu ſein. Zeit koſtet Geld; das gilt namentlich für uns, die wir in den Vororten wohnen und vielr Be ʒiehungen, zum Teil auch geſchäftlicher Nalur, zu Berlin haben. Ih möchte die Gründe, die der Herr Stadtſyndikus dafür angeführt hat. daß der Auto⸗ mobilomnibusverkehr zu teuer iſt, doch nicht ganz anerkeunen. Es iſt vorhin ſchon betont worden, daß vi ll icht jetzt die Berechnungen etwas ungünſtiger aufgeſtellt werden mit Rückſicht darauf, daß man die Tarife erhöhen will. Die Berechnung der Koſten eines Wagenkilometers iſt doch immerhin ſhr zwe fel⸗ baft, man kann auch für die Abuntzung des Materials ſeyr verſchiedene Werte einſetzen. Alſo ſo ganz glatt braucht die Rechnung noch nicht zu jein. Ich eriunere mich auch gelefen zu haben. daß die Omnibus⸗ geſellſchaft ganz erheblich Hohe Abſchreibungen macht mit Rückſicht auf die groß n Koſten, die der An 0 mobilomnibusverkehr mit ſich bringt. Trotzden werden immer neue Linien eingeführt. Im übrigen muß man nicht vergeſſen, daß vei der Hochbahn die Tarife auch höhere als bei der Straßenbahn ſind, und daß trotzdem ein ganz koloſfaler Verkehr ſtati⸗ findet. Ich glaube alſo, es wird ſelbſt bei einer Steigerung der Tarife, ſollte ſich eine ſolche nicht umgehen laſſen, doch eine ſo ſtarke Frequenz auf den Automobilomnibuslinien vorherrſchen, daß ſich deren Einführung immer noch mehr empfiehlt als die des Pferdeomnibusbetriebes. Ich möchte jeden⸗ falls zur Erwägung geben, die Beſtrebungen, hier möglichſt ſchnelle Verkehrsmittel einzuführen, nich! durch die bisher in Ausficht geſtellten Linien für er⸗ ledigt zu erachten. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, ich kann den Ausführungen des Herrn Vorredners in vollem Um⸗ fange veipflichten. Auch meine Freunde ſind durch die Erklärung des Magiſtrats in keiner Weiſe be⸗ friedigt. Die Antwort des Magiſtrats lommt doch im weſentlichen darauf hinaus, daß bei uns jetzt das eingeführt werden ſoll, was man in allen anderen Großſtädten längſt beſeitigt hat bezw. zu beſeitigen ſich bemüht. Es ſcheint faſt, als ob die Geſellſchaft die Gelegenheit benutzen will, alte, ausrangierte Wagen, die ſie in Berlin nicht mehr verwenden kann, nach Charlottenburg zu ſchicken, damit ſie hier Ver⸗ wendung finden. Es iſt uns mitgeteilt worden, daß zunächſt einmal eine Pferdeomuibuslinie errichtet werden ſoll zur Verbindung der weſtlichen Teile mit den Arbeitervierteln, namentlich mit der Maschſtraße. Meine Herren, was hat denn ein ſolher Omnibus, wenn die Konzeſſion wirklich erteilt wird, für einen