Zweck! Es kommt den Arbeitern, die zu ihrer Arbeitsſtelle wollen, doch nicht nur darauf an, daß ſie überhaupt Fahrgelegenheit haben, ſondern daß ſie möglichſt ſchnell zur Arbeitsſtätte kommen. So ſchnell, wie die alten in Berlin nicht mehr brauchbaren Omnibuspferde gehen, kann man ſchließlich auch zu Fuß zur Arbeitsſtelle geluéngen. Wenn etwas ge⸗ ſchaffen werden ſoll, dann ſollte der Magiſtrat darauf dringen, daß wir in Charlottenburg nicht gerade das bekommen, was man wo anders glücklicherweiſe über Bord geworfen hat. Dann hat der Vertreter des Magiſtrats mitge⸗ teilt, daß zwei Linien von Privatunternehmern er⸗ öffnet werden ſollen. Ja, meine Herren, davon hat die eine Linie für Charlottenburg gar keinen Zweck. Es handelt ſich um die Linie Zoologiſcher Garten— Belitzhof. Das iſt keine Linie, die dem Verkehr derer dient, die an ihre Arbeitsſtätte wollen, mögen es Arbeiter, Beamte oder ſonſt was ſein, ſondern eine Linie, die weſentlich denjenigen dient, die im Sommer in den Grunewald hinaus wollen. haben nichts dagegen, daß auch dieſem Verkehrs⸗ bedürfnis Rechnung getragen wird. Aber in erſter Linie ſollte man doch da einſetzen, wo das Bedürfnis am allerdringendſten iſt. Die von der All gemeinen Omnibus⸗Geſellſchaft geplanten Linien würden, wenn ſie zuſtande kommen, zweifellos eine Entlaſtung des Verkehrs an einigen Stellen bedeuten, wo heute die Verbindungen ſehr mangelhaft ſind. Ich möchte den Magiſtrat aber bitten, ſeinen ganzen Einfluß dahin geltend zu machen, daß die 6 weiteren Strecken, die für Pferdeomnibus⸗ betrieb beantragt ſind, nicht genehmigt werden. (Zuruf vom Magiſtratstiſch.) — Warum? — weil wir Verkehrs bedürfniſſe be⸗ friedigen wollen, und weil der Pferdeomnitusbetrieb dem heutigen Verkehrsbedürfnis nicht mehr entſpricht. Es muß überhaupt einmal geſagt werden, daß wir in Charlottenburg inbezug auf die Verkehrsverhältniſſe von allen Berliner Vororten am ſchlechteſten ge⸗ ſtellt ſind (Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Untergrundbahn!) — abgeſehen von der Untergrundbahn, die leider nicht überall hinfährt. Aber auch da iſt ein großer Mangel, daß, wenn wir vom Wilhelmsplatz oder von der Bismanckſtraße nach dem Halleſchen oder Kottbuſer Tor wollen, wir regelmäßig den Um⸗ weg über den Potsdamer Platz machen müſſen. Der Magiſtrat ſollte ſeinen Einfluß geltend machen, damit wir direkte Verbindungen vom Wilhelmsplatz nach dem Kottbuſer Tor bekommen. Ich ſehe nicht ein, warum gerade die Charlottenburger immer erſt eine Vergnügungsfahrt machen ſollen, die allerdings nur 3 Minuten dauert: aber dieſe 3 Minuten ſind mitunter ſehr koſtbar. Die Straßenbahn befriedigt das Verkehrsbedürf⸗ nis in keiner Weiſe. Es iſt geradezu ſkandalös, wie man in der Berliner Straße auf die Elektriſche warten und ſehen muß, daß zwei, drei Wagen vor⸗ beifahren, die am Wilhelmsplatz bereits beſetzt ſind. Wenn man Glück hat, bekommt man ſchließlich noch einen Stehplatz; aber gewöhnlich kommt man mit dem erſten und zweiten Wagen gar nicht mit. (Sehr richtig!) Bei einem Verkehr, wie er in Charlottenburg ſtatt⸗ findet, kommt die N⸗Bahn alle 5 Minuten — das heißt, ſie ſoll alle 5 Minuten kommen; mir iſt es pafſiert, daß ich weit länger warten mußte — und die Q⸗ und 0⸗Bahn in Abſtänden von 7⅝ Minuten Wir müſſen verlangen, daß mindeſtens Dreiminuten⸗ 379 Wir verlehr auf allen Strecken in Charlottenburg einge⸗ richtet wird. Ich bedaure es ſehr, daß ſeinerzeit die Stadtverordnetenverſammlung und der Magiſtrat dem Nachtragsvertrag mit der Großen Berliner zu⸗ geſtimmt haben. Hätten wir es nicht getan, ſo hätten wir wahrſcheinlich die Geſellſchaft zwingen können, endlich gute Verkehrsverhältniſſe in Char⸗ lottenburg zu ſchaffen. — Ich weiſe ferner darauf hin, daß Charlottenburg der einzige von allen Ber⸗ liner Vororten iſt, wo überhaupt ein Nachtverkehr ſo gut wie gar nicht vorhanden iſt. Wir haben allerdings die N-Bahn, die ziemlich ſpät fährt, aber das iſt auch alles. Nach Schöneberg kann man noch bis 3 Uhr morgens mit der elektriſchen Straßenbahn fahren; auch nach anderen Vororten hat man weit beſſere Nachtverbindungen. Es kann jedem mal paſſieren, daß er nachts in Berlin zu tun hat, daß er durch irgend welche Angelegenheit ſpät aufgehalten wird. Wer dann nicht in der Lage iſt, ſich eine Droſchke zu leiſten, muß infolge der mangelhaften Verkehrsverhältniſſe nach Charlottenburg zu Fuß gehen. Ich hoffe, daß der Magiſtrat endlich dem An⸗ trage der Stadtverordnetenverſammlung folge geben und eine Verkehrsdep utation eimichten wird. Die Stadtverordnetenverſammlung hat eine ſolche Deputation ſeinerzeit einſtimmig beantragt. Wir haben nicht nur in Berlin, ſondern auch in einzelnen Vororten, z. B. in Rixdorf, ſchon längſt Verkehrs⸗ deputationen, und ich glaube in der Annahme nicht fehl zu gehen, daß die beſſeren Verkehreverhältniſſe in den übrigen Vororten darauf zurückzuführen ſind, daß dort Deputationen beſtehen, die ſich der Ver⸗ keyrsfrage widmen. Wenn wirklich die Große Ber⸗ liner ſich zu keinerlei Konzeſſionen herbeilaſſen will, dann ſollte der Magiſtrat endlich einmal Ernſt machen. Dazu aber iſt es nötig, daß er nicht mit irgend⸗ welchen Privatgeſellſchaften in Verbindung tritt, da⸗ mit dieſe ſich gnädigſt herbeilaſſen, in Charlottenburg Pferdeomnibusbetrieb einzurichten, ſondern der Ma⸗ giſtrat ſollte dann von Stadt wegen die Errichtung von Automobilomnibuslinien in die Hand nehmen. (Sehr richtig!) Die Möglichkeit dazu haben wir, und wir würden einen ſchweren Fehler begehen, wenn wir hier nicht zugreifen und endlich einmal den großen kapital⸗ kräftigen Geſellſchaften zeigen würden, daß wir Ernſt machen. Solange dieſe Geſellſchaften ſehen, daß ihnen von der Stadt keine Konkurrenz gemacht wird, ſolange werden ſie ſich nicht dazu bequemen, auch nur den beſcheidenſten Anforderungen inbezug auf den Verkehr gerecht zu werden. Ich möchte dringend bitten, daß der Magiſtrat ſich mit den bisher ein⸗ gelaufenen Antworten nicht begnügt, ſondern ener⸗ giſcher, als es geſchehen iſt, für die Hebung des Verkehrs in Charlottenburg ſorgt. Stadtſyndikus Dr. Maier: Meine Herren, die Debatte läuft darauf hinaus, daß hier der Kampf dem Pferdeomnibusbetrieb gepredigt wird. Wenn Sie den Pferdeomnibusbetrieb in Charlottenburg bekämpfen, werden Sie nach meinem Dafürhalten die Verkehrsverhältniſſe für lange Zeit auf einem ſehr ſchlechten Standpunkte belaſſen; (ſehr richtig!) denn ich halte es für ganz und gar ausgeſchloſſen, daß der Automobilomnibusbetrieb, ſelbſt wenn ihn die Stadtgemeinde etwa in die Hand nehmen ſollte, hier weſentlich reüſſieren könnte. Ich bin feſt über⸗