— 380 — zeugt, daß die Stadtgemeinde erhebliche Zuſchüſſe leiſten müßte und den Automobilbetrieb auch nur dort einrichten könnte, wo bereits ein ſtarker Verkehr ſtattfindet. Das Verkehrsbedürfnis wird aber doch gerade in den Gegenden beſonders ſcharf betont, wo eine Verbindung mangels eines ſtarken Verkehrs übe haupt noch nicht eriſtiert. Alſo ich glaube, daß wir auf den Pferdeomnibus nicht verzichten können. Es kann ferner gar keine Rede davon ſein, daß die Berliner nun ihre ausrangierten Pferde nach Charlottenburg bringen werden. Der Pferde⸗ omnibus, der hier eingeführt werden ſoll, iſt ein Zweiſpänneromnibus, und zwar handelt es ſich um die bekannten kleinen Zweiſpänner, die ausgezeichnet fahren (Heiterkeit.) und die natürlich in unſeren Straßen, wo wir einen derartigen Verkehr wie in der Leipziger⸗ und Friedrichſtraße bisher noch nicht haben, ohne große Schwierigkeit verkehren und große Wegeſtrecken mit einiger Schnelligkeit zurücklegen können. Es iſt des⸗ halb eine ungerechtfertigte Forderung, den Pferde⸗ omnibusbetrieb auszuſchalten. — Wir werden ſelbſt⸗ verſtändlich auch die Frage prüfen, haben ſie bereits geprüft, ob die Stadtgemeinde ſelbſt etwa als Unter⸗ nehmerin auftreten könne und ob ſich Eigenbetrieb rentieren werde. Es haben ſich bisher im weſent⸗ lichen die Angaben der Omnibusgeſellſchaft inbezug auf das, was ich über den Verſchleiß und über die Betriebskoſten geſagt habe, beſtätigt. Über die allgemeinen Verkehrsfragen und über die Einrichtung einer Verkehrsdeputation will ich mich hier nicht auslaſſen. Darüber liegt ja ein beſonderer Antrag vor, und dieſer Antrag wird in der Stadtverordneten⸗ verſammlung demnächſt zur Erörterung gebracht werden. Nur das eine möcht ich ſagen, daß es un⸗ gerechtfertigt iſt, wenn man darauf hinweiſt, daß unſere Verkehrsverhältniſſe ſo erheblich ſchlechter wären als in anderen Vororten. Im Gegenteil, es wird inbezug auf unſere Verkehrsverbindungen mancher Vorort mit ſcheelen Augen auf Charlotten⸗ burg ſehen, und zwar in erſter Linie, ſoweit die Untergrundbahn in Betracht kommt. Die Unter⸗ grundbahn iſt ein Verkehrsmittel, wie es eben kein anderer Vorort in dem Umfange wie Charlottenburg beſitzt. Was den Straßenbahnverkehr anbetrifft, ſo iſt der Abſtand auf den einzelnen Linien durch Vertrag feſtgelegt, und wir ſind nicht in der Lage, dieſe Abſtände, die damals von der Stadtverordneten⸗ verſammlung für ausreichend erachtet worden ſind, z ſo ohne weiteres abzuändern. Selbſtverſtändlich halten wir den Verkehr im Auge, und wir ſind be⸗ ſtrebt, ſo weit wie möglich eine Verbeſſerung des Verkehrs auf den einzelnen Strecken herbeizuführen. Die Verkehrsbedingungen nach Schöneberg ſind des⸗ halb ſo ſehr viel günſtiger, weil die Potsdamer ſtraße benutzt wird. Die Potsdamerſtraße iſt eine der Hauptverkehrsſtraßen Groß⸗Berlins, und es iſt natürlich, daß dieſer Verkehr es der Straßen⸗ bahngeſellſchaft rentabel erſcheinen läßt, die Wagen recht lange und mit kurzen Abſtänden verkehren zu laſſen. Der Hauptgrund, weshalb Charlottenburg inbezug auf den Straßenbahnbetrieb ungünſtig ſteht, liegt darin, daß wir durch den Tiergarten von Berlin getrennt ſind, wo ein Verkehrszuſtrom zur Straßenbahn nicht ſtattfindet, und daß Charlottenburg im übrigen auf die einzige Verkehrsverbindung über die Potsdamer Straße angewieſen iſt. Eine Ueber⸗ laſtung dieſes Verkehrs durch weitere Straßenbahn⸗ linien läßt aber die Polizei nicht zu. Meine Herren, wenn Sie ſich vergegenwärtigen, daß für die beiden neuen Kraftomnibuslinien, die die Omnibus⸗Aktien⸗ geſellſchaft einführen will, vorgeſchrieben iſt, daß die Wagen durch die Königin⸗Auguſtaſtraße fahren ſollen, alſo durch ganz verkehrsarme Gegenden, und die Von der Heydt⸗Brücke überwinden müſſen, dann werden Sie ermeſſen, mit welchen Schwierigkeiten die Verkehrs⸗ geſellſchaften gegenüber der Polizei zu kämpfen haben. Dort iſt mit dem ſchweren Kraftomnibus eine Brücke mit einer Steigung von 1:40 zu über⸗ winden! Gerade hiergegen kämpfen die Omnibus⸗ geſellſchaften, Sie wollen eine derartige Trace für ihre Linie von der Polizei nicht feſtlegen laſſen. Sowohl mit dieſer wie auch mit der andern Linie ſind ſie auf das Schöneberger Ufer, Lützowufer und auf die Königin⸗Auguſtaſtraße verwieſen worden: die Potsdamerſtraße iſt zu befahren verboten worden. Ueberdies iſt ihnen von der Polizei unter⸗ ſagt worden, den Kurfürſtendamm zu benutzen, und zwar am Eingange des Zoologiſchen Gartens. Alſo gerade dort, wo der ſtärkſte Verkehr ſtattfindet, wo alſo der Omnibus Verkehr aufnehmen könnte, ver⸗ bietet die Polizei die Einrichtung eines Verkehrs⸗ mittels, weil die Straße nicht in der Lage ſei, einen ſtärkeren Verkehr aufzunehmen. Unter dieſen Schwierigkeiten leidet der Charlottenburger Verkehr außerordentlich. Meine Herren, es liegt nicht daran, daß wir es an Energie fehlen laſſen, auf die Straßenbahn⸗ und Omnibus⸗Aktiengeſellſchaft ein⸗ zuwirken. Die Verhältniſſe ſind derartig, daß nur unter Schwierigkeiten dieſe Widerſtände der Verkehrs⸗ geſellſchaften und der Polizei zu überwinden ſind. Stadtv. Dr. Crüger: Meine Herren, ich ſpreche nur namens eines Teils meiner Freunde, und da bin ich in der ſeltenen, aber dafür umſo angenehmeren Lage, mich im großen und ganzen einverſtanden erklären zu können mit den Herren von rechts und links, Herrn Kollegen Stadthagen und Herrn Kollegen Hirſch. Ich muß auch meiner⸗ ſeits die Anſicht, die insbeſondere Herr Kollege Hirſch hier vertreten hat, als durchaus zutreffend anerkennen, wenn ich auch nicht die Schwierigkeiten verkennen will, auf die ſeitens des Magiſtrats hin⸗ gewieſen worden iſt. Ganz gewiß, Charlottenburg hat ſchlechte Verbindungsſtraßen mit Berlin, es liegt in der Beziehung ungünſtiger als Schöneberg. Aber mir ſcheint, als wenn dieſe Schwierigkeiten, die beim Polizeipräſidium oder an anderer Stelle u finden ſind, unermüdlich ſeitens der Kommune Charlottenburg bekämpft werden müſſen. Wir haben ja ſchon manche Schwierigkeiten überwunden, und ich ſehe nicht ein, weshalb es nicht auch möglich ſein ſollte, hier einmal Breſche zu legen, um dann dafür Sorge tragen zu können, daß wir nach Berlin hinein bezw. von Berlin nach Charlottenburg hinaus in ſchnellerem Tempo kommen. Ich fürchte, daß die Verbindungen, die jetzt geſchaffen werden ſollen, die Omnibuslinien gerade den Anſprüchen nach einem ſchnelleren Tempo, die wir ſtellen und zu ſtellen berechtigt ſind, nicht genügen werden. Aller⸗ dings, es gibt eine verſchiedene Omnibusſchnelligkeit. Wenn ich aber an die Schnelligkeit der Berliner Omnibuſſe denke, dann glaube ich nicht, daß wir von der Omnibusverbindung als von einem ſchnellen Beförderungsmittel ſprechen können. Wenn es dem Magiſtrat allerdings gelingen ſollte, dahin zu wirken, daß als Vorbild die Londoner Omnibuſſe enommen werden, daß die Omnibuſſe hier etwa ſo fchren würden wie die in London, dann würde ich