—— 381 — auch mit mir über einen Pferdeomnibusbetrieb reden laſſen; dann hätten wir ein Beförderungs⸗ mittel, mit dem man ſchnell von der Stelle kommt. Dazu gehört aber ein gutes Pferdematerial, und ich glaube, Sie werden mit mir darin übereinſtimmen, daß das Pferdematerial ſich bei den Berliner Omnibuſſen nicht verbeſſert hat. Ich weiß noch, als ich vor vielen Jahren hierher kam, wie erſtaunt ich über das ſchöne Pferdematerial war, und heute macht es zum großen Teil genau denſelben jammer⸗ vollen Eindruck wie bei den Omnibuſſen der kleinen Provinzſtädte. Dazu kommt, daß nicht bloß auf das Pferdematerial Rückſicht genommen werden muß, ſondern es muß auch für den häufigen Wechſel der Pferde Sorge getragen werden, damit die Pferde imſtande bleiben, die ſchweren Vehikel mit Schnelligkeit fortzubewegen. — Ich habe den Aus⸗ führungen des Herrn Magiſtratsvertreters nicht ganz folgen können. Wenn aber von dieſen großen, mit zwei Pferden beſpannten Omnibuſſen noch hohe Brücken genommen werden ſollen, meine Herren, dann können wir uns denken, wie die Verbindung in Zeiten, die wir eben hinter uns haben, ſein wird. Daß der Omnibusverkehr in ſolchen Tagen voll⸗ ſtändig verſagen wird, liegt auf der Hand. Wir brauchen uns nur die Zeit zu vergegenwärtigen, wo in Berlin noch die Pferdeeiſenbahn den Verkehr aufrechterhielt. Wir werden die gleichen Verhältniſſe wieder erleben. Nun wird geſagt: beſſer Pferde⸗ omnibuſſe als überhaupt nichts. Ja, meine Herren, vielleicht iſt es beſſer, wir bleiben noch mal ein Jahr ohne Verbindung, als daß wir uns mit dem Pferdeomnibus jetzt begnügen. Ich fürchte, wenn wir ſolch eine zweifelhafte Pferdeomnibuslinie bekommen, daß wir damit die Einführung von elektriſchen Omnibuſſen noch erheblich weiter hinausſchieben werden. Das iſt meine Befürchtung, wenn wir jetzt eine halbe Maßregel ergreifen. Daher würde ich mehr dafür ſein, wir begnügen uns mit den ſchlechten Verhältniſſen vielleicht noch ein Jahr und haben dann die Hoffnung, auch wirklich etwas Volles und Ganzes in verkehrstechniſcher Beziehung zu erhalten. Ich möchte aber das Augenmerk noch auf einen anderen Punkt hinlenken. Es iſt darauf aufmerkſam gemacht worden, daß die elektriſchen Straßenbahnen nach Charlottenburg hinaus nur zum ganz geringen Teil auch Nachtbetrieb haben, daß es eigentlich nur die N-Linie iſt, die bis morgens um 2 Uhr den Verkehr aufrechterhält. Ich habe mich ſchon häufig gefragt, weswegen eigentlich unſere Stadtbahn nicht den Nachtverkehr nach Charlottenburg durch⸗ geführt hat; ich glaube, der letzte Zug geht von Bahnhof Friedrichſtraße ſchon 2 Uhr ab. Gewiß, die Stadtbahn gehört nicht zu den rentablen Unter⸗ nehmungen. Aber ich meine doch, derartige Unter⸗ nehmungen haben nicht den Zweck, eine große Rente abzuwerfen; (ſehr richtig!) ſie ſollen dem Verkehr dienen. Daher würde ich es für ganz zweckmäßig erachten, wenn man einmal den Verſuch machen wollte, auf die betreffende In⸗ ſtanz dahin einzuwirken, daß der Stadtbahn⸗ verkehr nach Charlottenburg in erheblich größerem Umfange als bisher auch des Nachts aufrechterhalten werde. Ich muß ge⸗ ſtehen, es macht einen vollſtändig kleinſtädtiſchen Eindruck, wenn man nachts um 1 Uhr in Charlotten⸗ burg nicht mehr im ſtande iſt, eine Bahn zu be⸗ nutzen. Meine Herren, wer weiß, was wir danach noch bei der Untergrundbahn erleben werden! Vielleicht wird ihr die Geſchichte auch ſchon zu teuer, den Verkehr in der Nacht bis 2, 3 Uhr aufrecht⸗ zuerhalten, und ich möchte deswegen ſchon jetzt Ihre Aufmerkſamkeit darauf lenken, damit wir nicht un⸗ liebſame Uberraſchungen auch ſeitens dieſer Verkehrs⸗ einrichtung zu gewärtigen haben. Herr Kollege Hirſch hat, wie ich glaube, nicht Unrecht, wenn er die Anregung, eine Verkehrs⸗ deputation einzuſetzen, wieder aufnimmt. Es handelt ſich hier für uns nicht einfach um eine Frage der Bequemlichkei“, ſondern tatſächlich um eine Eriſtenzfrage; denn die Leute, die nach Char⸗ lottenburg hinausziehen wollen, vergewiſſern ſich darüber, wie die Verbindung von Berlin nach Char⸗ lottenhurg iſt, und wenn es bekannt wird, daß die Verkehrsverhältniſſe wenig Ausſicht auf Verbeſſerung haben, dann, glaube ich, kann dies recht nachteilig für die Entwicklung Charlottenburgs werden. (Sehr richtig! und Bravo!) Stadtv. Bartſch: Meine Herren, ich kann es nicht unterlaſſen, auf die bedauerlichen Verkehrsver⸗ hältniſſe am Nonnendamm hinzuweiſen. Dort, wo täglich Zehntauſende von Perſonen verkehren würden, iſt nicht das allergeringſte Verkehrsmittel vorhanden. Auch hier wäre es angebracht, daß ſchnelle Verkehrs⸗ mittel geſchaffen werden. Die Arbeiter, die dort in den Fabriken beſchäftigt ſind, haben kein Ver⸗ kehrsmittel, um zu ihrer Arbeitsſtelle zu gelangen. Auch auf den Fürſtenbrunner Weg mochte ich hin⸗ weiſen, wo die großen Kirchhöfe liegen. Dort iſt gleichfalls nicht die allergeringſte Verkehrsgelegenheit vorhanden, und es wäre zweckmäßig, hier für eine Verbindung zu ſorgen. Stadtſyndikus Dr. Maier: Meine Herren, wir ſind ja nach dem Vertrage mit der Großen Berliner Straßenbahn berechtigt, zu fordern, daß eine Stra⸗ ßenbahn durch den Nonnendamm gebaut wird. Naturgemäß kann der Bau der Bahn nicht früher erfolgen, als bis die Regulierung des Nonnendamms ſtattgefunden hat. Wir können doch nicht eine ſo außerordentlich lange Straße wie den Nonnendamm bis an die Gemarkung Spandaus regulieren, bloß damit eine Straßenbahn gebaut werde Es iſt ſehr betrübend, daß ſich dort eine Kolonie gegen unſern Willen hat begründen können und wir nun für die Verkehrsverbindung einer fremden Kolonie ſorgen müſſen. Aber der Vorwurf trifft nicht uns, ſondern eine auswärtige Gemeinde. Ich möchte bitten, dieſen Vorwurf hier nicht dem Magiſtrat gegenüber zu erheben. Was die Verkehrsverbindung nach dem Für⸗ ſtenbrunner Weg und den Friedhöfen anbetrifft, ſo iſt das ein Gegenſtand, über den ſchon ſeit langem mit der Straßenbahngeſellſchaft verhandelt wird. Augenblicklich ſind wiederum neue Verkehrszählungen abgeſchloſſen, die gemeinſchaftlich mit der Großen Berliner Straßenbahn vorgenommen worden ſind, um wenigſtens bis zu den Friedhöfen die Straßen⸗ bahn fortzuſetzen. Sie ſehen, auch auf dieſem Ge⸗ biete iſt der Magiſtrat tätig geweſen und hat die Sache nicht auf ſich beruhen laſſen. Vorſteher⸗ Stellv. Kanfmann: Das Wort iſt . weiter verlangt; wir verlaſſen dieſen Gegen⸗ tand.