— 394 — dort iſt ein ſchmaler Fußweg durch die Anlagen hin⸗ durch, auf dem ſich die Radfahrer bewegen, außerdem das andere Publikum, das von den Radfahrern hin und wieder angefahren wird. Ich glaube daher, daß eine Eingabe an anderer Stelle, eine ebenſo ſchöne wie der Magiſtrat ſie ge⸗ macht hat, vielleicht eine noch ſchönere, doch nicht zu einem negativen Ergebnis führen wird. Ich wüßte nicht, was es der Sache nützen kann, wenn wir noch ein Jahr warten. Daß dann weſentlich andere Ver⸗ hältniſſe an den maßgebenden Stellen vorliegen, das glaube ich nicht. Es handelt ſich alſo darum. die maßgebende Stelle — ich ſage es ganz offen —, unſern Kaiſer und König von dem wichtigen Verkehrs⸗ bedürfnis in Kenntnis zu ſetzen, und bei dem Ver⸗ ſtändnis, das er Verkehrsfragen ja entgegenbringt, zu veranlaſſen, den eventuellen Widerſpruch — wir wiſſen es ja nicht genau, ob von Seiner Majeſtät widerſprochen worden iſt — vielleicht fallen zu laſſen. Ich glaube, daß der Magiſtrat gut tun wird, falls er es nicht bereits in der früheren Eingabe getan hat, eine Skizze, einen Plan beizulegen, wie er ſich die Ausführung denkt. Ich bin überzeugt, daß es bei der Breite der Straße wohl möglich ſein wird, den ganzen Reitverkehr, der ſich jetzt dort abſpielt, beſonders in den Frühjahrsmonaten, ganz unbehindert zu laſſen. Stadtu. Dzialoszynski: Meine Herren, wir befinden uns in einer ſehr böſen Kalamität in der hier beſprochenen Angelegenheit. Vergegenwärtigen Sie ſich die augenblickliche Situation: Eharlottenburg endigt an der Hardenbergſtraße; die Hardenbergſtraße legt ſich quer wie ein Balken vor alle die Straßen, die in ſie einmünden; alle Straßen, die in die Hardenbergſtraße einlaufen, lanfen ſich dort wie Sackgaſſen tot. Es gibt bloß zwei Verbindungen von Charlottenburg nach Berlin: das iſt der Kur⸗ fürſtendamm und die Berliner Straße, auf dem ganzen aroßen Straßenzug der Hardenberaſtraße aibt es ſonſt keine Verbinduna für den Fahrverkehr. Schon dieſe eine Feſtſtellung reicht aus für die Behauptung, daß hier in der Tat ein unerträgliches Verkehrshinderni⸗ vorhanden iſt, das unter allen Umſtänden beſeitigt werden muß. und zwar in energiſchſter Weiſe beſeitigt werden muß, daß wir uns nicht mit platoniſchen, mit dilatoriſchen Er⸗ klärungen begnügen dürfen, ſondern auch tätig ſein müſſen. Die Verhältniſſe werden immer ſchlimmer, meine Herren. Die eine Offnung des Verkehrs, die Berliner Straße, iſt noch in der Lage, den Verkehr aufzunehmen; aber die andere Iffnung, dte den Verkehr vermitteln ſoll, der Kurfürſtendamm zwiſchen der Kaiſer Wilhelm⸗Gedächtniskirche und der Brücke, iſt der reine Rangierbahnhof: es iſt kaum noch möglich, die Straße zu paſſieren. Dazu kommt noch, meine Herren, daß ſich dort ein Reitweg be⸗ findet, den kein Menſch benutzt ich bin ſelbſt Reiter und kenne die Verhältniſſe einigermaßen; aber ich habe in den letzten Jahren überhaupt keinen Reiter geſehen, der dieſen Reitweg benutzt; mindeſtens müßte alſo dieſer Reitweg zwiſchen der Kaiſer Wilhelm⸗Gedächtniskirche und der Brücke beſeitigt werden. 4 (Sehr richtia!) Aber ganz abgeſehen davon, ob kaſſiert oder nicht, es muß eine dem Kurfürſtendamm und der die Wagen geſchaffen werden. man den Reitweg Fahrſtraße zwiſchen Berliner Straße für Nun iſt hier geſagt worden: wir müſſen die Sache im Auge behalten. Seit fünf Jahren behält der Magiſtrat die Angelegenheit im Aug die Ver⸗ hältniſſe werden immer ſchlimmer und unerträglicher, wir haben in dieſem Jahre die Ausſtellungshalle be⸗ kommen, welche einen koloſſalen Automobilverkehr nach Charlottenburg gezogen hat, aber die Sache wird immer noch im Auge behalten! Ich weiß nicht, wie lange, wie viele Jahre, wie viele Jahr⸗ zehnte wir die Sache noch im Auge behalten ſollen. So kann die Sache nicht weiter behandelt werden. Nun ſagt der Herr Oberbürgermeiſter: wir haben keine geſetzliche Handhabe. Gewiß, wir haben keine geſetzliche Handhabe. Aber wir können doch wohl davon ausgehen, daß diejenige Stelle, welche die Frage zu entſcheiden hat, ob der Verkehr von Charlottenburg an dieſer Stelle immer noch ein⸗ geſchnürt bleiben ſoll. doch ein ausgeprägtes hohes Verantwortlichkeitsgefühl hat, ein ſo hohes Verant⸗ wortlichkeitsgefühl, daß wir damit rechnen können, daß dieſe Stelle, wenn ihr die unerträglichen Zu⸗ ſtände in klarer Weiſe vor Augen geführt werden, ſehr wohl ſich entſchließen wird, hier einzugreifen und den Wünſchen, die die Charlottenburger Bürger⸗ ſchaft mit Recht ausſpricht, Rechnung tragen wird. Wir wiſſen ja gar nicht, ob der Miniſter, an den ſich der Magiſtrat gewandt hat, der Aller⸗ höchſten Stelle die Verhältniſſe ſo geſchildert hat, wie ſie hier in der Tat liegen, und aus dieſem Grunde würde die Immediateingabe ſehr wohl an⸗ gebracht ſein. Nun rechne ich ja mit der Möglichkeit, daß die Immediateingabe zurückgewieſen wird. Dann würde ich aber der Meinung ſein, daß wir uns nicht darauf beſchränken ſollen, paſſiv zu bleiben und die Sache weiter einige Jahre im Auge zu be⸗ halten, ſondern daß die Immediateingabe öfter wiederholt wird, vielleicht alle drei Monate. (Heiterkeit.) — Ja, meine Herren, die Verhältniſſe ſind eben unerträglich, und da iſt es ſehr wohl anzunehmen, daß die Anſichten ſich an Allerhöchſter Stelle ändern, und daß wir doch durchkommen. Die Reiter werden in der Galoppallee gar nicht behindert, wenn ſie eine chaufſierte Strecke von 20 Metern paſſieren ſollen: das iſt ganz bedeutungslos, darüber kann man ſehr wohl galoppieren Es iſt auch kein Unglück, wenn man das Pferd zügelt und im Schritt oder Trab die kleine Strecke hinüberreitet. Jedenfalls iſt dieſer Umſtand nicht geeignet, die Befriedigung dieſes vitalen Verkehrsbedürfniſſes länger hinaus⸗ zuſchieben. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren. ich brauche wohl nicht zu verſichern, daß meine Freunde gegen den Antrag auf Immediateingabe ſtimmen werden. Aber ich will hier die Sache lediglich von dem Standpunkte der Herren aus betrachten, welche den Antraa auf Immediateingabe geſtellt haben. Und da müſſen wir uns die Frage vorlegen: welche Stelle iſt das Hindernis? Sind das Hindernis die Herren Miniſter, oder liegt es in der Perſon Seiner Majeſtät? Iſt das letztere der Fall,. dann hat doch die Immediateingabe abſolut keinen Sinn und Zweck; denn dann wird ſie doch ohne weiteres abgelehnt. (Stadtv. Protze: Sehr richtigl) 7 Iſt das erſtere der Fall, dann könnte man ſa mog⸗ licherweiſe hoffen, durch eine Immediateingabe. die ev. in perſönlicher Audienz durch den Herrn Ober⸗ bürgermeiſter übergeben und vertreten wird, einen Erfolg zu erzielen. Wenn aber das Hindernis in