—— 395 —— der Perſon Seiner Majeſtät ſelbſt liegt, dann iſt durch die Immediateingabe zunächſt nichts zu erreichen, ſie wird abſchlägig beſchieden. Zweitens aber — darin hat der Herr Oberbürgermeiſter, wie ich ſagen muß, vollkommen recht — iſt damit die Sache dann ein für allemal, auch für ſpäter, entſchieden. Denn was der Herr Vorredner eben angeführt hat, daß man alle drei Monate eine abgelehnte Immediateingabe wiederholen ſoll, (Heiterkeit) daran kann doch wirklich nicht im Ernſte gedacht werden. Der Herr Vorredner iſt doch auch Juriſt und weiß, daß man ſolche Leute, die auf eine ent⸗ ſchiedene Sache immer wieder zurückkommen, als Querulanten nicht nur bezeichnet, (Heiterkeit.) ſondern auch behandelt. (Erneute Heiterkeit.) Die Stadtgemeinde könnte ſich wirklich nicht darüber wundern, wenn ihr eine entſprechende Behandlung nachher zuteil würde. Die Herren Vertreter des Magiſtrats werden darüber vielleicht beſſer unter⸗ richtet ſein als wir, ob das Hindernis die Miniſter oder die Perſon des Königs ſind. Iſt das letztere der Fall, ſo verſchließt die Stadtgemeinde durch eine Immediateingabe ſich den Weg, für ſpäter noch einmal an die Inſtanz zu gehen. Denn liegt einmal der ablehnende Beſcheid auf die Immediateingabe vor, dann hat es wirklich keinen Sinn, nach einem Jahre oder anderthalb Jahren den gebotenen Inſtanzenweg noch einmal zu beſchreiten, während, wenn die Ver⸗ hältniſſe in dem Maße, wie die Entwicklung weiter ſchreitet, ſchreiender werden, die Mißſtände fühlbarer werden, es durchaus im Bereiche der Möglichkeit liegt, noch einmal den Inſtanzenweg zu beſchreiten und dann ihn mit Erfolg zu beſchreiten. Deswegen, meine Herren, möchte ich gerade von Ihrem Standpunkte aus Sie bitten, von dem Wege der Immediateingabe abzuſehen. Auf die Gründe, die uns weiterhin noch bewegen, gegen eine ſolche Eingabe zu ſtimmen, gehe ich nicht erſt ein. Stadtv. Dr. Zepler: Herr Kollege Dr. Borchard hat bereits erklärt, daß meine Fraktion ſich gegen die Immediateingabe ausſpricht. Ich kann ſie auch nicht befürworten, wie ſehr ich auch die Wichtigkeit des Gegenſtandes anerkenne. Hoffen wir vielmehr bei der bekannten Impulſivität der maßgebenden Stelle, daß ſich ein Moment finden wird, wo deren Ohr uns gnädi r ſein wird. Vielleicht können wir die Sache auf eine andere Weiſe zur Regelung bringen. Ich bin zwar kein Freund einer großen Flotte oder von Kirchc auten; aber es wäre vielleicht nicht ganz unangebracht, wenn man auf irgend eine Weiſe das Angebot machte und ſich bereit erklärte, einen Betrag für die Flotte (Heiterkeit.) oder für Kirchenbauten zu ſtiften. (Erneute Heiterkeit.) Der Gegenſtand iſt ſo wichtig, daß auch vielleicht unſere Fraktion ſich unter Umſtänden bereit erklären würde, von unſeren ſonſtigen Prinzipien abzugehen. (Große Heiterkeit.) Es wäre vielleicht gut, das in einer Audienz direkt zur Sprache zu bringen, und ich würde vorſchlagen, eventuell neben dem Herrn Oberbürgermeiſter Herrn Rechtsanwalt Dzialoszynski zu entſenden (wiederholte große Heiterkeit und Zurufe: wieviel?) — Vielleicht 1000 Mark!! - (Andauernde große Heiterkeit. — Glocke des 2 Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtv. Dr. Zepler, Ihre Bemerkung halte ich für unzuläſſig; ſie wider⸗ ſpricht auch der Ordnung. die in dieſem Saale zu herrſchen hat. Ich rufe Sie zur Ordnung! (Stadtv. Dr. Zepler: Ich weiß nicht, welche Bemerkung?) Das Wort hat jetzt Herr Stadtv. Kaufmann. Stadtv. Kaufmann: Die Ausführungen des Herrn Stadtv. Zepler können doch wirklich nicht ernſt genommen werden, wie ſie auch wohl nicht ernſt ge⸗ meint waren. Anders verhält ſich Herr Kollege Borchardt. Er erklärt — und das finde ich be⸗ greiflich —, daß ſeine Freunde gegen jede Immediat⸗ eingabe immer ſtimmen werden. Er will uns aber nun davor warnen, dieſen Schritt zu tun und führt als Grund dafür an, daß, wenn wir einmal dieſen Schritt ohne Erfolg getan hätten, dann für alle Zeit die Sache abgeſchnitten wäre. Nun bitte ich, ſich doch einmal zu vergegenwärtigen, wie die Angelegen⸗ heit tatſächlich liegt. Vor Jahren hat die Allerhöchſte Stelle das Geſuch abgelehnt, daß eine Regulierung vorgenommen werden möchte, und ſeit Jahren warten der Magiſtrat und ſonſt der Allerhöchſten Stelle naheſtehende Perſonen auf eine günſtige Gelegenheit, um mit dieſem Projekt wieder einmal herauszu⸗ fommen. Meine Herren, dieſes Abwarten halte ich nicht für notwendig. Die Verhältniſſe haben ſich inzwiſchen weſentlich geändert, und ich habe das Vertrauen zur Allerhöchſten Stelle, daß ſie unter Berückſichtigung dieſer Veränderungen erneut vorge⸗ tragenen Gründen zugänglich ſein wird. Durch die Verbreiterung der Bismarckſtraße iſt ein neues Ver⸗ kehrsmoment geſchaffen; durch die Steigerung des Automobilverkehrs iſt in der Hardenberg“, Berliner⸗ und Bismarckſtraße ein ganz verändertes Bild ent⸗ ſtanden; die Ausſtellungshalle, die vorhin ſchon an⸗ geführt wurde, wird zu einer Verkehrsvermehrung führen — es muß unbedingt für die Sicherung des Verkehrs in der Bismarck⸗, Berliner⸗ und vor allen Dingen in der Hardenbergſtraße geſorgt werden. Das kann nur dann geſchehen, wenn wir den ſchweren Laſtenverkehr von dieſen Straßen entfernen, und der iſt nur dann zu entfernen, wenn er ſeinen natür⸗ lichen geraden Weg nehmen kann. Ich glaube, meine Herren, gerade die Angſtlichkeit, die man in den Mi⸗ niſterialinſtanzen bei dieſer Angelegenheit bekundet, daß man ich nicht recht getraut, mit irgend einem Projekt, das nicht aus der Impulſivität der Aller⸗ höchſten Stelle entſprungen iſt, hervorzutreten, ſollte uns dazu führen, im Vertrauen auf dieſe Impulſivität und auf die Möglichkeit einer Meinungsänderung fußend, ein recht gut begründetes Immediatgeſuch nach dieſer Richtung hin zu ſtellen. Wir verſchlechtern unſere Poſition damit nicht. Ich hoffe, es führt dazu, daß man vielleicht den Herrn Oberbürgermeiſter und den Herrn Stadtbaurat zu einer Beſprechung zuzieht, und die Herren werden dann die Dinge viel flarer darſtellen können, als es bis dahin durch ein ſehr ſorgfältiges, ſehr vorſichtiges Hintaſten geſchehen iſt, und der maßgebenden Stelle einen richtigen IIberblick über die tatſächlichen Verhältniſſe verſchefſen. Wir vergeben uns nichts, meine Herren, ich bitte Sie daher, meinem Antrage, den Magiſtrat zu er⸗ ſuchen, ein Immediatgeſuch in der von mir ange⸗ deuteten Richtung motiviert zu ſtellen, zuzuſtimmen. Die Verſamm⸗ (Die Beratung wird geſchloſſen. des Stadtv. lung beſchließt nach dem Antrage