9 Als Vertreter des Magiſtrats find abgeordnet die Herren Stadtbaurat Bredtſchneider, Stadtſchulrat Dr. Neufert, Stadtſyndikus Dr. Maier, Stadtrat Scholtz. Als Beiſtzer walten die Stadtverordneten Herren Dr. Borchardt und Münch. Herr Stadtv. Münch führt die Rednerliſte. Entſchuldigt ſind die Herren Stadtv. Hirſch, Mickler, Dr. Roſe. Ausgelegt wird eine Einladung zum Beſuche der Ausſtellung von Schülerarbeiten des Knabenhand⸗ fertigkeitsunterrichts am Sonntag, den 13. d. Mts., in der Aula des Realgymnafiums hierſelbſt. Gegen den Beſchluß der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung, durch den die Wahl der jüngſt eingetre⸗ tenen vier Herren Stadtverordneten ſeitens der Stadt⸗ verordnetenverſammlung für gültig erklärt worden iſt, hat ein Herr Krieger Klage beim Bezirksausſchuß erhoben. Der Herr Vertreter des Stadtverordneten⸗ vorſtehers, Herr Stadtv. Kaufmann, der die Bear⸗ beitung dieſer Sache ausſchließlich übernommen, hat mit der Vertretung der Stadtverordnetenverſammlung vor dem Verwaltungsgerichte den Rechtsanwalt Herrn Juſtizrat Holz betraut. Wir kommen zur Tagesordnung. Punkt 1: Abſtimmung darüber, ob ein vom Vorſteher in per Sitzung vom 19. Dezember 1906 er⸗ teiſter Ordnungsruf gerechtfertigt war⸗ Druckſache 1. Diejenigen Herren, welche den in der vorigen Sitzung erteilten Ordnungeruf für gerechtfertigt er⸗ achten, bitte ich die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Ich bitte um die Gegenprobe. (Erfolgt.) Der Ordnungsruf iſt von der Verſammlung für ge⸗ rechtfertigt erklärt. Nunmehr bitte ich den Herrn Altersvorſteher, Herrn Stadtv. Barnewitz. dieſe Stelle hier einzu⸗ nehmen und die Wahl eines Vorſtehers der Ver⸗ ſammlung zu leiten. Altersvorſteher Barnewitz (den Vorſitz über⸗ nehmend): Meine Herren, ich möchte zunächſt dem alten Vorſtande für ſeine Amtsführung unſern beſten Dank ausſprechen. Wenn wir auf das verfloſſene Jahr zurückblicken, ſo dürfen wir mit Freude anerkennen, daß vieles und Großes für unſere Stadt geleiſtet worden iſt. Die Untergrundbahn, die Bismarckſtraße, die Grol⸗ manſtraße — all das ſind Bauten und Unter⸗ nehmungen, die von großem Segen für unſere Stadt ſein werden. Auf lange Jahre hinaus wird die Tätigkeit unſerer Verwaltung als eine reiche und nutzbringende ſich fühlbar machen. Wir kommen jetzt zu Punkt 2 unſerer Tages⸗ ordnung: Wahl der Mitglieder des Vorſtandes der Stadtverordnetenverſammlung, und zwar ſchreiten wir zunächſt zur Wahl des Vorſtehers. Ich bitte die Herren Ruß und Sellin, die Stimmzettel zu verteilen. Meine Herren, ich mache Sie darauf aufmerkſam, daß unbeſchriebene Zettel nicht gültig ſind. Gültige 1 Stimmzettel müſſen den⸗Namen eines iNitgliedes dieſer Verſammlung tragen. (Die Stimmzettel werden verteilt. Die Wahl erfolgt. Das Ergebnis wird ermittelt.) Das Reſultat der Wahl iſt folgendes: es ſind 64 Stimmzettel abgegeben worden; davon hat ein jeder h Herren Kaufmann und Roſenberg 32 Stimmen erhalten. Nach § 32 der Städteordnung müſſen, wenn bei der erſten Abſtimmung die abſolute Stimmenmehrheit nicht erreicht wird, diejenigen Perſonen, welche die meiſten Stimmen erhalten haben, auf eine engere Wahl gebracht werden. Eine abſolute Stimmen⸗ mehrheit hat keiner von den beiden Herren erreicht; wir müſſen alſo noch einmal wählen. Die Sitmm⸗ zettel müſſen die Namen Roſenverg oder Kaufmann erhalten; andere Zettel find ungültig. (Bewegung auf allen Seiten.) (Die Stimmzettel werden von neuem verteilt. Die Wahl erfolgt. Das Ergebnis wird ermittelt.) Meine Herren, das Reſultat iſt: 67 Stimmzettel ſind abgegeben worden; davon ſind auf Herrn Juſtizrat Roſenberg 34, auf Herrn Kaufmann 33 entfallen. 2 (Große Bewegung. Zurufe von den Liberalen: Das kann nicht ſtimmen!) Herr Juſtizrat Roſenberg iſt ſomit gewählt, und ich frage ihn, ob er die Wahl annimmt. (Lebhafte Zurufe von den Liberalen: Das kann nicht ſtimmen! och einmal zählen! Rufe: Zur Geſchäftsordnung!) Stadv. Sellin: (zur Geſchäftsordnung): Als Mitglied der Kommiſſion zur IIberwachung der Wahl fühle ich mich dadurch beleidigt, daß ſie jetzt bean⸗ tragen, die Wahl noch einmal vorzunehmen, (ſehr richtig!) und behaupten, es könnte nicht richtig und möglich ſein. Meine Herren, es iſt manches nicht möglich. Die Snmmzettel liegen da; aber ich bitte Sie, von einer nochmaligen Zählung abzuſehen. Sie haben uns das Vertrauen geſchenkt, und es wäre für mich beleidigend, wenn ein Mißtrauen obwalten ſollte. (Unruhe. — Wiederholte Rufe: Zur Geſchäftsordnung!) Stadtv. Ruß (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren, ich bitte Sie dringend, damit wir Ordnung haben, doch ruhig die Zählung noch einmal vor⸗ nehmen zu laſſen. Sollten wir wirklich falſch gezählt haben, kann Ihnen (zur Freien Vereinigung) doch an einem ſolchen Ergebnis nichts liegen. eiterkeit. — Erneute Rufe: Zur Geſchäftsordnung! — Andauernde Unruhe.) Stadtv. Dzialoszynski (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren, es iſt ein Irrtum möglich; niemand iſt vor einem Irrtum geſchützt. Ich würde deshalb bitten, da hier die Möalichkeit eines Irrtums angeregt worden iſt, da auch der Vorfitzende einmal den Namen Kaufmann genannt und ſich nachher berichtigt hat, feſtzuſtellen, ob ein Irrtum vorliegt. Stadtu. Dr. von Liszt (zur Geſchäftsordnung): Es liegt uns durchaus fern, irgend einen Vorwurf erheben, Zweifel ausſprechen zu wollen; aber es wurde während der Zählung ſoviel zwiſchengerufen,