daß, meine Herren, man auf der rechten Seite, die aus politiſchen Organiſationen hervorgegangen iſt, nicht Vorwürfe richtet gegen die linke Seite, weil ſie auf dem Boden einer politiſchen Organiſation ſteht. Meine Herren, ich kann nur wiederholen, daß ich es vom Standpunkt meiner politiſchen Freunde unter allen Umſtänden für notwendig erachtet habe, dieſe Gelegenheit wahrzunehmen, um erſtens mal feſt⸗ zuſtellen, daß von ſeiten unſerer liberalen Fraktion nicht der Verſuch gemacht iſt, irgend eine Beein⸗ fluſſung auszuüben, und daß, wenn tatſächlich in dieſem Vorgehen des Herrn Kollegen Kaufmann eine ſolche Beeinfluſſung geſehen werden könnte, dann von der andern Seite, und zwar von Ihrer Seite (zur Freien Vereinigung), und zwar nicht bloß durch einen Führer der Fraktion, ſondern durch den Vor⸗ ſteher der Stadwerordnetenverſammlung vollkommen wettgemacht und ausgeglichen iſt, was etwa ſeitens des Herrn Stadtv. Kaufmann gefehlt ſein könnte. (Lebhafter Beifall bei den Liberalen.) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, der Vorredner äußerte den Wunſch, daß mit dieſer Akten über dieſen und die anderen Fälle, die uns in den letzten Monaten beſchäftigt haben, geſchloſſen werden könnten. Wir haben ja in der vorigen Beratung durch die Herbeiführung des Schluſſes der Debatte, nachdem 5 Herren von Ihnen (zu den Liberalen) geſprochen hatten und mehrere von uns (der Freien Vereinigung) noch auf der Rednerliſte ſtanden, die Akten allerdings ſehr ſchnell geſchloſſen. (Zuruf bei den Liberalen: Schnell?) — Für diejenigen, die unparteiiſch waren, wenigſtens ſehr ſchnell! — Ich freue mich, daß ich nunmehr durch die Angriffe, die der Herr Vorredner gegen unſere Fraktion gerichtet hat, allerdings heute Ge⸗ legenheit habe, auch auf die allgemeinen Sachen einzugehen, was unſere Fraktion, wie Herr Kollege Hubatſch Ihnen bereits auseinandergeſetzt hat, ihrer⸗ ſeits nicht erſtrebt hat. Meine Herren, ich möchte daher zunächſt auf dieſe Punkte eingehen. Zunächſt hat der Herr Vor⸗ redner davon geſprochen, daß Ihre Fraktion (die Liberale Fraktion) keine politiſche wäre, unſere (die Freie Vereinigung) dagegen eine politiſche. (Widerſpruch bei den Liberalen.) Der Herr Vorredner hat ſich ja auch bei einer früheren Verhandlung dagegen verwahrt, daß Sie mit dem Berliner Kommunalfreiſinn identifiziert würden. Wie der Berliner Kommunalfreiſimn dieſe Verwahrung aufnehmen wird, iſt nicht unſere Sache. Sie haben nun allerdings in der letzten Zeit, bei den letzten Wahlen, zwei Herren, von denen der eine der nationalliberalen Organiſation angehörte, der andere ihr auch zur Zeit angehört, als Kandidaten aufgeſtellt. (Ruf bei den Liberalen: Na alſo!) Ja, aber bereits vorher haben Sie ſich ver⸗ ein igte Liberale genannt, und Sie nennen ſich auch jetzt wieder ſo, trotzdem die Nationalliberalen nicht mit Ihnen zuſammengehen. (Zuruf bei den Liberalen: Mit den Konſervativen!) (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg: Ich bitte, geſprüche zu unterlaſſen! Stadtv. Dr. Stadthagen: Daher haben die Herren Freifinnigen nicht das Recht und handeln Herr Beſprechung die die Zwie⸗ 18 nicht ordnungsmäßig, wenn ſie ſich in der Oeffent⸗ lichkeit als vereinigte Liberale und nicht als vereinigte Freiſinnige bezeichnen, Bezeichnen ſie ſich, wie es der Währheit eutſpricht, als ver⸗ einigte Freiſinnige, dann wird ihnen keiner das verwehren. 94 (Zurufe bei den Liberalen.) Früher haben wir immer vergeblich gefragt: wo ſind die Nationalliboralen in der Liberalen Fraktion? Allerdings hieß es manchmal, es wäre einer unter Ihnen; wir konnten aber nicht erfahren, wer das ſei. Jetzt haben Sie allerdings zwei Nationalliberale in der Fraktion. Von meinem nationalliberalen Standpunkt aus freue ich mich dar⸗ über; ich würde mich noch mehr freuen, wenn Ihre ganze Fraktion aus Nationalliberalen beſtände, das können Sie mir glauben. (Heiterkeit.) Aber, meine Herren, wi: unpolitiſch Sie bis vor kurzem haben verfahren wollen — wie Sie es in Zukunft halten werden, weiß ich ja nicht —, geht daraus hervor, daß Sie in einem gegen unſere Fraktion gerichteten Flugblatt (Zurufe bei den Liberalen) ausdrücklich erklärt haben, daß Sie es ablehnen müßten, gewiſſe wichtigere Fragen von einem an⸗ deren Standpunkte als von dem politiſchen zu be⸗ trachten. Nun, meine Herren, von einem politiſchen Standtpunkt eine Frage betrachten, heißt eben: von dem Standpunkte einer politiſchen Partei, und wenn Sie es von dem politiſchen Standpunkt einer politiſchen Partei, meinetwegen der freiſinnigen Volkspartei, tun, dann weiß ich nicht, wie die nationalliberalen Herren ſich dazu ſtellen werden; dann führt das eben zu der Spaltung, die wir bei uns vermieden ſehen wollen. Wir be⸗ trachten die Fragen nicht von dem allgemeinen nationalliberalen Standpunkt, ſondern von dem allgemeinen kommunalen Standpunkt, und des⸗ wegen haben wir in unſeren Reihen auch keineswegs nur oder faſt nur Nationalliberale, ſondern wir haben Konſervative und wir haben auch eine ganze Reihe freiſinniger Herren unter uns. Ich möchte nun auf die juriſtiſche Seite der vorliegenden Anfrage näher eingehen. Ich glaube, der Herr Oberbürgermeiſter hat Herrn Kollegen Hubatſch doch etwas mißverſtanden. Wenn Herr Kollege Hubatſch auf den § 21 näher eingegangen iſt, ſo hat er es getan, um darzulegen, daß in ge⸗ wiſſen Fällen die Erſatzwahl ſtattfinden muß. Weiter hat damit nichts geſagt ſein ſollen. Er hat weiter die Frage geſtellt: mußte vor einem halben Jahre tatſachlich eine Erſatzwahl ſtattfinden? Er hat dieſen Puukt allerdings nicht ſehr eingehend be⸗ handelt mit Rückſicht darauf, daß er die Frage weniger auf den ſpeziellen Fall zurückführen wollte; das iſt der Grund 4. daß er eee a. dieſes Glied in der Kette nicht näher eleuchtet hat. Das iſt aber das Weſentliche, daß nun die Frage auftaucht: mußten vor einem halben Jahre, am 3. Juli alſo, die Stadtverordnetenerſatzwahlen ſtattfinden gemäß dem § 21? Daß ſie da ſtatt⸗ finden konnten, das beſtreitet ja zunächſt keiner; ſie hätten ja ſchon mehrere Monate vorher angeſetzt werden können. Wenn man ſich nun dieſe Frage vorlegt, die ja Herr Kollege Crüger allerdings nicht erörtert hat, dann kommt man doch zu dem Schluß: ein „Muß“ beſtand damals abſolut nicht. Und wenn Herr Stadtv. Crüger unſerem Herrn Vorſteher gewiſſermaßen einen Vorwurf daraus hat machen