in jenem Moment es auch für das Wichtigſte hielt, nun ſofort eine Ergänzung der Stadtverordnetenverſammlung vorzunehmen, dann muß ich dieſen Vorwurf für den Herrn Vorſteher ganz entſchieden ablehnen. Denn es hatte gar keinen Zweck, daß für die zwei Monate Ferien die fehlenden Herren Stadtverordneten gewählt wurden. Sollte ein Vorwurf daraus entſtehen, daß mal 2 oder 4 Stadtverordnete fehlen, dann müßte man dieſen Vorwurf allgemein auf Magiſtrat und Stadt⸗ verordnetenverſammlung übertragen; dann hätten wir alle gefehlt; denn dann hätten wir dieſe Erſatzwahlen Ichon 4 oder 5 Monate früher anſetzen müſſen, nämlich ſofort, als die Mandate erledigt waren. (Zuruf bei den Liberalen: Alſo eheſie ausgeſchieden ſind 1) Es iſt ja die alte Praris in den Stadtverordneten⸗ kollegien, daß man die Erſatzwahlen nach Möglichkeit mit den allgemeinen Ergänzungswahlen vereinigt, und nur dann, wenn eine größere Reihe von Mandaten frei geworden iſt, ſodaß eben Schwierigkeiten auf⸗ treten, werden ſie früher vorgenommen. Nun iſt aber das merkwürdige, daß vorher der Herr Stadtverordnetenvorſteher⸗Stellvertreter Kauf⸗ mann es abſolut nicht für nötig gehalten hat, eine Anregung zur Anberaumung des Termins zu geben. Mit einem Male — Ende Mai wird es ja wohl geweſen ſein — hielt er die Zeit für gekommen, wie der Herr Vorredner ſagte: eventuell für ſeine Fraktion für günſtig. Nun, meine Herren, mag ſein, mag nicht ſein, daß ſie für ſeine Fraktion günſtig war; jedenfalls hat er ſeinerſeits nicht als Vorſteher, ſondern als Vorſteher⸗Stellvertreter den Weg ge⸗ wählt, ſich mit dem ſtellvertretenden Magiſtrats⸗ dirigenten in Verbindung zu ſetzen und mit ihm daruber zu ſprechen, daß möglichſt bald die Wahlen angeſetzt werden möchten. Nun iſt ja in den Verhandlungen, die früher geführt ſind, in kleinerem Kreiſe, davon geſprochen worden, wie mir bekannt iſt, daß der Herr Vertreter des Magiſtratsdirigenten angenommen hat, der Kampf zwiſchen den beiden Fraktionen beſtände nicht mehr. Wie dieſe Annahme möglich iſt, iſt mir un⸗ erfindlich, nachdem einige Monate vorher nach dem Scheitern von Kompromißverhandlungen bei der Wahl unſeres Kollegen Jachmann auf das energiſchſte gekampft worden iſt. Alſo, meine Herren, die Situation lag nach dieſer Richtung hin ganz klar, und ich meine, wenn ein Magiſtratsdirigent oder ſein Stellvertreter von irgend einer Seite plötzlich angegangen wird, einen früheren Beſchluß, die Wahl aufzuſchieben, aufzuheben, dann hätte er doch zu⸗ nächſt alle Veranlaſſung, ſich mit den maßgebenden Vertretern der Stadtverordnetenverſammlung in Ver⸗ bindung zu ſetzen, — und dazu rechne ich nicht nur den Herrn Stadtverordnetenvorſteher⸗Stellvertreter, ſondern ich rechne in erſter Linie dazu den Stadt⸗ verordnetenvorſteher ſelber. Meine Herren, wenn alſo der Herr Magiſtratsdirigent in Vertretung ſich mit beiden Herren in Verbindung geſetzt hätte, mit beiden die Sache beſprochen hätte, dann wäre die Sache ſicherlich ganz aufgeklärt worden. Ich glaube, der Herr Vorſteher hätte dann ſeine ſachlichen Be⸗ denken, die ihn gegen den Termin vom 3. Juli er⸗ füllten, dort hervorgehoben, wie er ſie auch in dem telephoniſchen Geſpräch mit Herrn Bürgermeiſter Matting hervorgehoben hat, das ja ſofort dazu führte, daß Herr Bürgermeiſter Matting fagte: Ich werde den Termin ſofort wieder aufheben, die Gründe haben ja etwas für ſich uſw. Handelte es ſich doch darum, daß die Wahl kurz vor den Schul⸗ wollen, daß er nicht 19 ferien hätte ſtattfnden müſſen, ſogar in unſeren erien. § Sodann hat der Herr Oberbürgermeiſter be⸗ ſtritten, daß der § 58 der Städteordnung zu der Auffaſſung führen müßte, die unſere Fraktion ver⸗ tritt. Ich verſtehe das nicht. Der § 58 ſpricht allerdings nicht von dem Dezernenten, er ſpricht aber von dem Bürgermeiſter, alſo von dem Magiſtratsdirigenten. Wenn der Magiſtratsdirigent nur in den Fällen, in denen ein nachteiliger Zeit⸗ verluſt eventuell entſtehen könnte, befugt wäre, allein vorzugehen, nun, meine Herren, dann iſt es doch ein Dezernent eo ipso; das, glaube ich, folgt doch aus dem Sinn der Städteordnung ohne weiteres. Nun hat ja aber auch ſchon Herr Kollege Crüger ausdrücklich angeführt, daß Herr Bürger⸗ meiſter Matting nicht als Dezernent. ſondern als Vertreter des Magiſtratsdirigenten die Verfügung gezeichnet hat — ſo habe ich ihn wenigſtens ver⸗ ſtanden. Dann trifft ja der § 58 vollkommen zu, der ganz klar im allgemeinen regelt, wann der Magiratsdirigent ſelbſtändig vorzugehen hat und wann nicht. Jetzt handelt es ſich einfach um die Frage, die allerdings ſowohl der Herr Oberbürgermeiſter wie Herr Stadtv. Crüger nicht unterſucht haben, ob ein nachteiliger Zeitverluſt entſtanden wäre. Meine Herren, ich will Sie nicht mit der Statiſtik der Stadtverordnetenerſatzwahlen betäſtigen; Sie brauchen aber nur die Statiſtik nachzuſehen, dann werden Sie finden, daß in den vorliegenden Fällen keines⸗ wegs ein größerer Zeitverluſt entſtanden wäre als in ſo und ſo vielen früheren Fällen. Warum alſo Anlaß vorgelegen hat, die Wahl ſo früh anzuberaumen, hat bisher noch kein Menſch geſagt, weder vom Magiſtratstiſch noch aus der Verſammlung heraus. Meine Herren, allerdings muß ich Ihnen dabei noch etwas ſagen. Wenn der Führer einer Fraktion einen derartigen Vorſchlag macht, und er findet Gegenliebe beim Magiſtrat, ſo iſt er aller⸗ dings in der Lage, gewiſſe Vorteile im Wahlkampf zu erzielen. Und, meine Herren, das hat hier ſtattgefunden; Sie können das gar nicht ableugnen. Denn die Herren Ihrer Fraktion haben mit einem Male im Anfang Juni Zirkulare verſchickt an die ganze Stadt: es finden Stadtverordnetenwahlen ſtatt. Wir dachten damals gar nicht an Stadt⸗ verordnetenwahlen: denn die beiden Fraktionen hatten ſich ja durch den Mund ihrer Führer ge⸗ wiſſermaßen geeinigt, die Sache auf ſich beruhen zu laſſen. (Widerſpruch und Unruhe bei den Liberalen.) Meine Herren, ich ſpreche ruhig die volle Wahrheit; (Zurufe bei den Liberalen: Irrtum!) ich ſehe gar nicht ein, warum ich hinter dem Berge halten ſollte: Sie haben die Erſatzwahlen gewünſcht, Sie haben ein Zirkular erlaffen, das zu großer Tätigkeit auffordert, uſw. Sie werden ja ſagen, Sie wären früher aufgeſtanden. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Wir ſind auch manchmal früher aufgeſtanden; da hat es ſich aber nur um Tage gegenüber einer län⸗ geren Wahlkampagne gehandelt. Ich glaube, wir ſtehen alle beide früh auf, wenn es ſich um Wahlen handelt. Da Sie aber früher Kenntnis gehabt haben von der Anſetzung eines ziemlich nahen Ter⸗ mins, ſo haben Sie früher arbeiten können, während für die andere Fraktion, der dies nicht bekannt war, gar kein Anlaß zur Wahlarbeit vorlag. i