rungen des Herrn Kollegen Stadthagen, der ſich hier wieder einmal als enfant terrible ſeiner Fraktion gezeigt hat. (Heiterkeit.) 4, Herr Kollege Stadthagen hat das treffende Wort geprägt, er hat davon geſprochen, daß die eine Fraktion früher aufgeſtanden wäre, und er hat hin⸗ zugefügt: wenn der Magiſtratsdezernent ſich mit beiden Herren, mit dem Vorſteher und deſſen Stell⸗ vertreter, in Verbindung geſetzt hätte, dann wäre alles in Ordnung geweſen. Alſo bloß Konkurrenzneid! Das iſt verboten, daß ſich der Herr Vorſteher mit dem Magiſtratsdezernenten in Verbindung ſetzt, das iſt verboten, daß ſich der Herr ſtellvertretende Vor⸗ ſteher mit dem Dezernenten in Verbindung ſetzt; aber wenn beide Arm in Arm zu dem Herrn Bür⸗ germeiſter kommen, dann kann gemacht werden, was da will. (Heiterkeit und ſehr gut!) Dann kann hinter den Kuliſſen nach allen Kräften gemogelt werden — ich rede nur ganz theoretiſch, es handelt ſich ja um eine theoretiſche Frage. (Große Heiterkeit.) Meine Herren, ich bin der Meinung, daß auch das nicht ſtatthaſt wäre. Auch dann könnte unter Umſtänden eine Beeinfluſſung ſtattfinden. Der Herr Vorſteher und der Herr Vorſteherſtellvertreter ſind doch nur die Vertreter zweier Fraktionen. Wir haben aber hier in der Verſammlung noch zwei andere Fraktionen. Wenn alſo überhaupt der Dezernent nicht ſelbſtändig die Termine anſetzen ſoll — ich laſſe die Frage ganz offen, ob er dazu berechtigt iſt oder nicht —, meine Herren, dann darf er ſie auch nicht anſetzen auf Veranlaſſung der Führer zweier Fraktionen, ſondern dann darf er ſie nur anſetzen nach Rückſprache mit den Vertretern ſämtlicher Fraktionen hier in der Stadtverordnetenverſammlung. Geſchieht das, dann kann man wohl ſagen, daß eine gewiſſe Gerechtigkeit dabei herrſcht. Was würden die Herren wohl ſagen, wenn plötzlich ein Mandat in der dritten Abteilung erledigt wäre und wir nun zu dem Herrn Dezernenten gingen und ihn aufforderten: Seien Sie ſo freundlich und ſetzen Sie die Wahlen dann an, wenn die Angehörigen der beſitzenden Klaſſen, die auch in der dritten Abteilung wählen, verreiſt ſind, damit uns der Sieg erleichtert werde! — Natürlich würden wir das nicht ſo offen ſagen; (große Heiterkeit.) Aber der Dezernent wurde ſchon vermuten, wes⸗ wegen wir zu ihm kommen. (Heiterkeit.) Was würden Sie dazu ſagen, wenn wir ein derartiges Manöver verſuchten?! Ich glaube, Sie würden das zum Anlaß nehmen, um gegen die Wahlen überhaupt zu proteſtieren. Und mit vollem Recht! Denn das wäre eine Wahlbeeinfluſſung aller⸗ ſchlimmſter Art. Meine Herren, wa⸗ Sie aber au der einen Seite verurteilen, das tun Sie gefälligſt nicht ſelbſt! Herr Kollege Dr. Crüger und Herr Kollege Dr. Stadthagen ſind ſodann auf die Zuſammen⸗ h ſetzung ihrer Fraktionen eingegangen. Geſtatten Sie mir auch darüber wenige Worte. Herr Kollege Stadt⸗ Fat hat mit Recht hervorgehoben, daß in ſeiner raktion Nationalliberale, Freiſinnige und auch einige Konſervative ſitzen. Ich glaube, meine Herren, ähnlich iſt auch Auch da ſind ja in neueſter Zeit einige national⸗ liberale Herren hinzugekommen. Mitglieder der Frei⸗ f und fertig ſind, die Überale Partei zuſammengeſetzt. fr 22 — ſinnigen Voltspartei ſind ſchon von Alters her darin, und zu meinem Bedauern finden ſich unter den Mitgliedern der liberalen Fraktion auch einige Herren, die, wenn ſie auch vielleicht nicht konſervativ organi⸗ ſiert und auch ſelbſt nicht glauben, daß ſie konſer⸗ vativ find, doch in ihren Anſchauungen den Konſer⸗ vativen nichts nachgeben. (Heiterkeit.) Ein weſentlicher Unterſchied iſt in den kommu⸗ nalpolitiſchen Anſchauungen der beiden Fraktionen überhaupt nicht vorhanden. Wenn Sie ſo freundlich ſein wollen, ſich einmal die Abſtimmungsliſten über alle wichtigen Fragen des letzten Jahres durchzu⸗ ſehen, dann werden Sie finden, meine Herren, daß mit Ausnahme eines kleinen Teiles der liberalen Fraktion — und der Sozialdemokraten natürlich — die übrigen Herren der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung immer reaktionär geſtimmt haben. (Heiterkeit) und zwar Herr Kollege Stadthagen in holder Ein⸗ tracht mit Herrn Kollegen Crüger. (Erneute Heiterkeit.) Die Liberale Fraktion, um darüber noch einige Worte zu ſagen, iſt allerdings urſprünglich einmal ſtolz darauf geweſen, eine politiſche Fraktion zu ſein. Ich erinnere mich ſehr wohl noch der Zeiten — es ſind ungefähr 7 Jahre her —, als die Liberale Fraktion ein kleines Häuflein bildete, kleiner an Zahl war, als wir heute ſind, und gerade gegenüber der damals mächtigen Fraktion Ströhler immer ihre politiſche Ueberzeugung betonte. Das hat ſich heute geändert. (Zurufe bei den Liberalen: O nein!) — O ſa! Heute finden ſich doch unter Ihnen noch nationalliberale Herren und auch andere; heute ſind Sie alſo nicht mehr ebenſo zuſammengeſetzt, wie Sie es damals zu meiner Freude waren. Heute ſind Sie tatſächlich, nicht dem Namen nach, aber in der Tat eine unpolitiſche Fraktion. Sie haben die Erb⸗ ſchaſt des Herrn Ströhler angetreten, (Heiterkeit) und alles das, was Sie früher der Fraktion Ströhler vorgeworfen haben, alles das tun Sie ſelbſt — ſo⸗ weif die Untugenden dabei in Betracht kommen. (Große Heiterkeit.) Meine Herren, wenn es gewünſcht wird, kann ich das noch im einzelnen nachweiſen. Wir verfügen über ein reiches Material. Weswegen wir uns hauptſächlich über die In⸗ terpellation freuen, das iſt, weil wir dadurch Ge⸗ legenheit haben, einmal dem Wunſche Ausdruck zu geben, daß dieſe Art Nebenregierung, wie ſie ſich auch darin wieder zeigt, daß man verſucht hat, den Magiſtratsdezernenten zur Aufhebung eines Termins zu bewegen, endlich ein Ende haben möge. Meine Herren, jeder von Ihnen wird wohl das Gefühl haben, daß ſehr viele Beſchlüſſe eigentlich ſchon fir wenn die betreffenden Vorlagen in die Stadtverordnetenverſammlung kommen, daß die Stadtverordnetenverſammlung über Vieles gar nicht gefragt wird, ſondern daß hinten herum, bevor über⸗ aupt die Sachen an uns heran kommen, ſoviel er⸗ ledigt worden iſt, daß wir oft genug nur dazu d ſind, um Ja und Amen zu ſagen. (Zuruf bei den Liberalen: Beiſpielel) Meine Herren, dieſe Art Nebenregierung muß ein⸗ mal hier gekennzeichnet werden, und es wäre er⸗ eulich, wenn der Erfolg der Interpellation darin beſtande, daß dieſer Nebenregierung ein Ende ge⸗ macht würde⸗