26 ordnetenwahl anberaumt wird. Dieſe Empfindlich⸗ keit iſt merkwürdig! Nicht bloß das Recht, ſondern ſogar die Pflicht der Statverordneten — eine Pflicht, der der Herr Stadtverordnetenvorſteher ſelbſt Aus⸗ druck gegeben hat, indem er mit dem Herrn Bürger⸗ meiſter geſprochen hat — verlangt es für die Be⸗ ſchleunigung der Erſatzwahlen einzutreten. Ich glaube alſo, daß wir über die Rechtsfrage ohne weiteres hinwegkommen können, und daß wir darüber einig ſein können, daß weder ſeitens des Herrn Bürgermeiſters noch ſeitens des Magiſtrats irgend ein Verſtoß gegen eine Beſtimmung des Geſetzes nachzuweiſen iſt. Nun hat Herr Kollege Stadthagen aber ſich bemüßigt gefühlt, hier als Unpolitiſcher eine politiſche Rede zu halten und ſeine politiſchen Anſchauungen zum Gegenſtand der Beratungen zu machen. freue mich, daß Herr Kollege Spiegel dieſe bereits einer ausgezeichneten Würdigung unterzogen hat, ſodaß mir nichts zu tun übrig bleibt. Ich will nur noch einmal hervorheben: wenn Herr Kollege Stadt⸗ hagen hier, wie er getan hat, uns als vereinigte Freiſinnige bezeichnet, ſo weiß ich überhaupt nicht, was das heißen ſoll. Weder heißt unſere Fraktion offtziell ſo, noch ſind wir vereinigte Freiſinnige, wie Herr Kollege Spiegel bereits geſagt hat. Was wir aber ſind, und was wir immer hervorgehoben haben, und weswegen wir politiſch ſind und bleiben werden, das iſt, daß wir eine liberale Weltanſchauung haben, und daß unſere Grundſätze ganz andere ſind wie die Grundſätze auf der anderen Seite, daß, wenn es ſich um das Wohl und Wehe einer Perſon oder Sache handelt, wir uns von einer Weltanſchauung leiten laſſen, die von wirklich liberalem Geiſt durchdrungen iſt. (Stadtv. Dr. Stadthagen: Wir auch!) Ich beſtreite das nicht, daß Sie ſich davon leiten laſſen; aber die liberale Weltanſchauung findet bei uns einen ganz anderen Ausdruck als bei Ihnen, wo man ſie oft nicht ſieht. Wenn man aber über⸗ haupt von einer liberalen Weltanſchauung ſpricht, wie Herr Kollege Stadthagen es tut, ſo meine ich, daß es doch ſeltſam iſt, wenn man Herrn Kollegen Stadthagen jetzt in der Arena ſieht um als Haupt⸗ Perſ agitator andere Liberale zu beſtimmen, für einen Konſervativeu einzutreten, daß er ſelber ſagt: Politik iſt nicht notwendig, aber alle Nationalliberalen auf⸗ fordert, in ſeine Fraktion einzutreten! Das hat Herr Kollege Crüger ganz richtig beleuchtet, und wir ſehen aus Preßartikeln, die mehr oder weniger auf Freunde des Herrn Kollegen Stadthagen zurückzuführen ſind, daß gerade die Fraktion des Herrn Kollegen Stadt⸗ hagen ſich rühmt, mehr oder weniger aus National⸗ liberalen zu beſtehen. Kurz und gut, ich meine, Herr Kollege Stadthagen hat ſeiner Fraktion keinen großen Dienſt geleiſtet, wenn er ſich bemüht hat, die Weltanſchauung ſeiner Fraktion in Gegenſatz zu bringen zu der Weltanſchauung unſerer Fraktion, und ich ſchließe, meine Herren: wir ſind und bleiben eine liberale Partei deshalb, weil wir uns nicht bloß von einer orthodoren liberalen Politik, ſondern von einer Geſinnung leiten laſſen, die alle wirklich Liberalen akzeptieren müſſen. Stadtv. Roſenberg: Ich habe nicht die Abſicht, mich zur Sache zu äußern. Ich möchte nur einige wenige Worte ſprechen, weil Herr Stadtv. Dr. Crüger ſo freundlich geweſen iſt, mich in zwei Punkten anzugreifen. Der eine Punkt betraf mein telephoniſches Geſpräch mit Herrn Bürgermeiſter Matting. Ich darf konſtatieren, daß aus den Worten des Herrn Stadv. Holz meine Verteidigung eigentlich ſchon hervorgeht; was ich Herrn Bürgermeiſter Matting geſagt habe, iſt bekannt. Mein Verhalten war in jeder Beziehung bei dieſem Vorfall korrekt. Der andere Vorfall betraf den Punkt, daß ich es abgelehnt habe, die Stadtverordnetenverſammlung in dem Streitverfahren, das Herr Krieger gegen die Stadtverordnetenverſammlung eingeleitet hat, zu vertreten. Herr Kollege Crüger, darauf muß ich Ihnen erwidern: ich gehörte ja zu der überſtimmten Minorität und habe in der Verſammlung gegen die Majorität geſprochen; infolgedeſſen habe ich ſofort, wie mir mitgeteilt wurde, daß die Klage eingegangen ſei, dem Herrn Bureauvorſteher geſagt: ich halte mich in dieſer Angelegenheit für rechtlich verhindert und bitte, die Sache meinem Herrn Stellvertreter zu Ich übergeben. Ich habe alſo auch hier durchaus korrekt gehandelt. Weiter habe ich nichts zu ſagen. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, den ſehr heftigen Angriffen, die namentlich von dem Herrn Oberbürgermeiſter gegen mich gerichtet find, muß ich natürlich kurz entgegentreten. Herr Oberbürgermeiſter hat mir namentlich vor⸗ geworfen, daß ich die Daten nicht ganz richtig genannt hätte, ich hätte von Anfang Juni geſprochen, und die Verfügung wäre vom 15. oder 16. Juni — der Herr Oberbürgermeiſter, der die Akten vor ſich hatte, wußte augenſcheinlich die Daten auch nicht genau. Ich habe ganz allgemein von Anfang Juni geſprochen. Die Herren wiſſen ganz genau, wann das Flugblatt erſchienen iſt. (Widerſpruch und Zurufe bei den Liberalen.) Es iſt mir vorgeworfen, daß ich Herrn Bürger⸗ meiſter Matting einen ſtarken Vorwurf gemacht hätte damit, daß er den Streit der Parteien hätte kennen müſſen, ihn aber nicht gekannt hat. Meine Herren, ich habe Herrn Bürgermeiſter perſönlich — ich habe das ausdrücklich vermieden — überhaupt keinen Vorwurf gemacht; ich kann auch meinerſeits der Wertſchätzung, die Herr Kollege Hubatſch und noch andere Herren hier ausgeſprochen haben, der erſon und der Amtsführung des Herrn Bürger⸗ meiſters Matting mich nur vollkommen anſchließen. Er hat aber meines Erachtens in dieſem Falle wie ich annehme: ſelbſtverſtändlich ohne jede Abſicht — ſo gehandelt bei der Anſetzung des erſten Termins⸗ daß daraus de facto, wenn es bei dem Termin geblieben wäre, für eine Fraktion ein Vorteil entſtanden wäre. Und das behaupte ich aller⸗ dings, — das ſteht allerdings auch in der Klage, die ich, das kann ich Herrn Kollegen Holz be⸗ merken, bisher überhaupt noch nicht geſehen habe, ebenſowenig wie ich den Zeitungsartikel genauer gekannt habe, der vorhin zur Verleſung kam — meine Herren, das halte ich durchaus aufrecht, daß eine Fraktion durch die Anſetzung dieſes Termins einen Vorteil gehabt haben würde, da ſie eben durch die vorherige Rückfrage bereits über die Sache informiert war. Und das wollen wir für die Zukunft vermeiden. Nun ſagt Herr Stadtv. Hirſch, der Vorſchlag⸗ den ich gemacht hätte bezüglich des Zuſammen⸗ arbeitens des Magiſtrats mit den beiden Vorſtehern⸗ würde doch der Sache nicht abhelfen. Meine Herren, ich beurteile allerdings die Stellung unſerer beiden Herren Vorſteher als Vorſteher anders. Mit dem Moment, wo ſie als Vorſteher fungieren, nehme ich von beiden Herren Vorſtehern an, daß ſie zum Beſten der ganzen Stadt und ohne irgend