—— 27 chtnahme auf einzelne Fraktionen bei einer derartigen wichtigen Frage, wie es die Wahl⸗ anſetzung iſt, verfahren würden, wenn ſie als Stadt⸗ verordnetenvorſteher zuſammen mit dem Magiſtrat dieſe Frage beraten würden. Meine Herren, das halte ich für ſelbſtverſtändlich. Sollten die Herren Stadtverordnetenvorſteher es dann vielleicht für nötig erachten, bei der betreffenden ſpeziellen Wahlfrage, um die es ſich handelt, noch weitere Herren hinzu⸗ zuziehen, ſo haben wir ja ein Bureau, und wir haben außerdem einen Seniorenkonvent, und es wird Sache der beiden Herren ſein, ob ſie es vor ihrem Gewiſſen verantworten können, allein zu entſcheiden, oder ob ſie ein weiteres Gremium hinzuziehen wollen. Nun iſt geſagt worden, daß ich hier als enfant terrible meiner Partei aufgetreten ſei. Meine Herren, das mag ja ſein; (Große Heiterkeit.) aber ich muß doch feſtſtellen: die Herren von der liberalen Fraktion haben es doch für nötig gehalten, ſich mit jeder meiner Ausführungen ſehr eingehend zu beſchäftigen, und ich glaube, mancher der Hiebe hat ganz gut geſeſſen. (Sehr gut! bei der Freien Es iſt weiter geſagt, wir auf dieſer Seite ver⸗ treten nicht eine liberale Weltanſchaunng. Ich glaube, ich habe es von unſeren Fraktionsfreunden, die der konſervativen Partei angehören, oft gehört: wir vertreten durchaus eine liberale Weltanſchauung. (Stadtv. Dr. Crüger: Die Konſervativen!) Jawohl! das iſt etwas ganz anderes, als die An⸗ gehörigkeit zur konſervativen Partei. Sie vertreten ja auch den Standpunkt, daß man eine konſervative Weltanſchauung haben kann abgeſehen von der Zugehörigkeit zur freiſinnigen Partei. Nun iſt uns — ich kann darauf eingehen, weil Herr Stadtv. Holz es auch getan hat — vorgeworfen, uns Nationalliberalen ſpeziell, wir träten ja für den konſervativen Kandidaten Boddin ein. Meine Herren, weil wir eben nicht der ſozialdemokratiſchen Weltanſchauung, ſondern in einer weiteren Zukunft der liberalen Weltanſchauung Rechnung getragen wiſſen wollen, darum treten wir f ein, der die antiliberale Weltanſchauung in der ſozialdemokratiſchen Partei in unſerem Wahlkreiſe einzig und allein zu bekämpfen in der Lage iſt. (Stadtv. Hirſch: Bravo!) Die Freiſinnigen können unmöglich in die Stichwahl mit den Sozialdemokraten kommen; deswegen iſt — (Große Unruhe bei den Liberalen. Zuruf: Unpolitiſch!) (Glocke des Vorſtehers.) welche Rückſi Vereinigung.) unberg: Aber meine Herren, ich Borſteher Roſe daß die Reichstagswahlen nicht glaube beſtimmt, zur Sache gehören. Stadtv. Dr. Stadthagen: Ich bin nur darauf eingegangen, weil Herr Kollege Holz darauf ein⸗ gegangen iſt. 2 2 Zum Schluß darf ich vielleicht dem Herrn Vor⸗ ſteher bemerken, daß ich vorhin von ihm mißver⸗ ſtanden bin. Ich habe nicht der liberalen Fraktion den Namen „liberale Fraktion“ vorgeworſen habe auch, glaube ich, nach dem ſtenographiſchen Bericht nicht das Wort „liberale Fraktion“ gebraucht, ich habe nur von denjenigen geſprochen, die ſich „vereinigte Liberale“ nennen, und habe dies aller⸗ dings auch im Hinblick auf die jetzigen Verhältniſſe in der Außenwelt getan, da auch unter Aufrufen ür den Kandidaten mit dieſen Namen die liberale Stadtverordneten⸗ Fraktion ſteht. Vorſteher Roſenberg: Ich habe das auch an⸗ genommen, Herr Stadtv. Stadthagen, und es nur, um jeden Zweifel zu beſeitigen, feſtgeſtellt. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ich nehme gerne Akt davon, daß Herr Stadtv. Ir. Stadthagen erklärt hat, daß er dem Dezernenten keinen Vorwurf macht, daß er es für ſelbſtverſtändlich erachtet, daß der De⸗ zernent ſich leiten läßt von durchaus objektiven Er⸗ wägungen. Ich begrüße das. Aber ich muß Herrn Stadtv. Dr. Stadthagen doch ſehr bitten, doch mehr zu achten auf das, was er ſagt — jetzt wieder trotz dieſer Erklärung. Sie haben geſagt, Herr Dr. Stadt⸗ hagen: die liberale Fraktion habe ihre Agitation beſſer betreiben können als die andern Fraktionen, da ſie durch die vorherige Rückſprache aufmerkſam gemacht war. Nun bitte ich Sie, mein verehrter Herr: am 15. Juni hat Herr Kaufmann dieſe Rück⸗ ſprache mit dem Herrn Dezernenten gehabt und an⸗ geregt, ob es nicht möglich ſei, die Wahlangelegenheit noch vor den Ferien zu erledigen, und am 16. Juni iſt die Verfügung erlaſſen! Es liegen nicht 24 Stunden dazwiſchen. In dieſen 24 Stunden hat doch keine Agitation ſtattfinden können! Ich bitte Sie alſo wirklich, zurückzuommen von dieſem Glanben. Er ſtimmt nicht, er iſt nicht richtig, hier liegt bei Ihnen eine Vermutung vor, die ſich durch keine Tatſachen rechtfertigen läßt. Ich bitte Sie, von Ihrem Irrtum zurückzukommen. Stadtv. Dr. Hubatſch: zuerſt noch einmal zurückzukommen auf de von dem wir ausgegangen ſind, ſo meine ich: eine öffentliche Stadtverordnetenverſammlung iſt nicht der geeignete Ort, eine ſchwierige Interpretations⸗ frage zu löſen. Ich bleibe einſtweilen noch bei der Anſicht, die ich ausgeſprochen habe; aber ich will verſuchen, durch ein weiteres Studium in dieſer Frage mir ſelbſt größere Klarheit zu verſchaffen. Die Hauptſache aber, weshalb ich um das Wort ebeten habe, iſt die, eine Erklärung abzugeben. Herr Stadtv. Dr. Crüger hat vorhin aufgrund ver⸗ ſchiedener Zeitungsartikel und aufgrund der einge⸗ reichten Klage beim Bezirksausſchuß eine ganze Reihe von Anklagen gegen unſere Fraktion ausgeſprochen. Ich möchte hier ausdrücklich im Namen meiner Fraktion erklären, daß wir die Verantwortung für dieſe Zeitungsartikel durchaus ablehnen. Die meiſten von uns haben von dieſen Zeitungsartikeln erſt ſehr ſpät Kenntnis genommen; ich habe ſie überhaupt noch nicht geleſen. Und was die Klage anbetrifft, ſo iſt unſere Fraktion an dieſer Klage gänzlich un⸗ ſchuldig. Ich möchte aber noch einmal erinnern an alte Zeiten. Herr Kollege Crüger wird ſich wohl be⸗ ſinnen, daß, als die jetzige liberale Fraktion noch klein war und gegen eine ſtarke Fraktion zu kämpfen hatte, wenn da einmal in einer hieſigen Zeitung, in der Neuen Zeit, böſe Artikel gegen Ströhler und ſonſtige Herren geſtanden hatten und in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung die liberale Fraktion inter⸗ pelliert wurde: wie könnt ihr ſolche Nachrichten ver⸗ breiten?! — daß da mit einer ſtarken Entrüſtung die Verantwortung von der raktion abgelehnt wurde. Meine Herren, dasſelbe möchte ich heute ebenfalls tun. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, Herr Kollege Dr. Spiegel hat meine Behauptung, daß die Herren Meine Herren, um n Punkt,