von der liberalen Fraktion in den meiſten kommunal⸗ politiſchen Fragen mit der Freien Vereinigung zu⸗ ſammen ſtimmen, beſtritten und hat von mir verlangt, daß ich dieſe Behauptung beweiſe. Ich bin dazu ſehr gern bereit, möchte aber vorausſchicken, daß ich ausdrücklich geſagt habe, daß eine kleine Zahl der Herren der liberalen Fraktion mit uns ſtimmt: der Vorwurf trifft die große Mehrheit. Meine Herren, ich habe hier nur aus dem letzten Jahre mir die Akten vorgenommen und habe ſchon beim flüchtigen Durchſehen der Akten eine ganze Reihe vou Anträgen herausgefunden, die von unſerer Seite eingebracht ſind, die abgelehnt ſind gegen unſere Stimme, zum Teil auch gegen die Stimmen einer kleinen Anzahl der liberalen Herren, im übrigen aber abgelehnt von den vereinigten Herren der Freien Vereinigung und der liberalen Fraktion. Ich erinnere zunächſt an unſere Anträge be⸗ züglich des Wahlrechtes; da waren es gerade die Herren von der liberalen Fraktion — Herr Kollege Otto, der leider heute nicht hier iſt, war damals der Redner der Fraktion — (Stadtv. Dr. Crüger: In der erſten Leſung ich!) — in der erſten Leſung Herr Kollege Crüger (Stadtv. Dr. Crüger: Nicht wahr, ich auch!) — alſo zwei Sünder, (Heiterkeit) die ſich auf das allerſchärfſte gegen unſern Antrag ausgeſprochen haben! Einige wenige, unter andern Herr Kollege von Liszt ſtimmten für unſere Anträge. Wir haben dann Anträge eingereicht, die ſich auf die Beſſerung der Lage der Arbeiter bezogen. Dieſe Anträge ſind dann abgelehnt worden mit Hilfe des größten Teiles der liberalen Fraktion. (Zurufe bei den Liberalen.) — Ja, meine Herren, wenn Sie dafür geweſen wären — Sie bilden doch mit uns die Mehrzahl der Verſammlung —, dann wären dieſe Anträge angenommen:; aber Sie haben abgelehnt den Antrag, den wir eingebracht haben, auf Einführung eines Minimallohnes — da war es auch wieder Herr Dr. Crüger, der dagegen geſprochen hat — (Zuſtimmung des Stadtv. Dr. Crüger) dann den Antrag auf Einführung eines Maximal⸗ arbeitstages für die Arbeiter — aus prinzipiellen Gründen hat ſich damals wieder Herr Dr. Crüger dagegen erklärt. (Zuſtimmung des Stadtv. Dr. Crüger.) Sie haben alle dieſe Anträge abgelehnt. Wir haben, wie ich aus den Akten erſehe, bei den Etatsberatungen einen Antrag geſtellt, der Ma⸗ giſtrat möge erneut die Anſtellung von Bau⸗ kontrolleuren in Erwägung ziehen, — abgelehnt mit Hilfe der Herren der liberalen Fraktion! Wir haben in derſelben Sitzung einen Antrag geſtellt, wonach die Kinder der Volksſchulen freie Lernmittel be⸗ kommen ſollen — dieſer Antrag iſt abgelehnt in namentlicher Abſtimmung — (Zurufe bei den Liberalen.) Kriegen ſie? — wo denn? — Da müſſen Sie ſie ge⸗ rade liefern! Erzählen Sie doch keine Märchen, daß die Kinder der Volksſchulen freie Lernmittel be⸗ kommen! Der Antrag iſt abgelehnt; von den Libe⸗ ralen haben nur dafür geſtimmt in namentlicher Abſtimmung die Herren Bollmann, Dzialoszynski, Dr. de Gruyter, Dr. Penzig, Dr. Rothholz und Dr. Spiegel, — alle übrigen Herren haben gegen unſern r4. geſtimmt. (Stadtv. Kaufmann: Für den Kompromiß!) 28 — Für den Kompromiß. Ich habe immer nur be⸗ hauptet, daß Sie mit den Herren von der freien Vereinigung zuſammen geſtimmt haben. (Zurufe bei den Liberalen. — Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg: Ich bitte, meine Herren, keine Zwiegeſpräche! Stadtv. Hirſch: Sie haben weiter unſern Antrag auf Einführung einer Wertzuwachsſteuer abgelehnt, — wieder Herr Dr. Crüger, der ſich prinzipiell gegen die Wertzuwachsſteuer gewandt hat! Ich erinnere ferner daran, daß der Umfall im Schulkonflikt befürwortet wurde von den Herren der liberalen Fraktion. Auch in dieſem Falle haben Sie zuſammen mit den Herren von der Freien Vereinigung geſtimmt; wiederum nur ſehr wenige Herren der liberalen Fraktion, darunter unter andern Herr Ge⸗ heimrat von Liszt, haben mit uns geſtimmt. In dem Fall Penzig, der uns noch ganz kürzlich be⸗ ſchäftigt hat, wo wir beantragt haben, einen ſtärkeren Proteſt gegen die Regierung zu erheben und deshalb einen Sozialdemokraten in die Schuldeputation zu wählen, (Heiterkeit) meine Herren, da waren Sie es wieder, die Seite an Seite mit den Herren von der Freien Vereinigung gegen unſern Antrag geſtimmt ha ben! (Erneute Heiterkeit.) Ich glaube, wohl, daß dieſe wenigen Beiſpiele genügen, um die Behauptung — — (Zurufe bei den Liberalen: Vorſteherwahl!) Bei der Vorſteherwahl hat doch gerade ein Herr von Ihnen dafür geſorgt, daß Herr Kollege Roſen⸗ berg zum Vorſteher gewählt wurde! (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten und der Freien Vereinigung.) Wie meine Freunde geſtimmt haben, weiß ich nicht; ich war nicht hier; die Wahl iſt ja wohl, ſoviel ich weiß, geheim. (Heiterkeit.) Außerdem handelt es ſich bei der Vorſteherwahl nicht um eine kommunalpolitiſche Frage. Meine Herren, ich glaube, daß dieſe Aufzählung beweiſt, daß Sie in den meiſten Fällen mit den Herren der Freien Vereinigung zuſammen ſtimmen, und daß ein prinzipieller Unterſchied —. Ihnen nicht beſteht. Auch in allgemein polttiſchen Fragen nicht. Herr Kollege Stadthagen hat durchaus recht, wenn er bei ſeinen letzten Ausführungen, in denen er ja leider von dem Herrn Vorſteher unterbrochen worden iſt — ich weiß nicht, ob ich darauf erwidern darf, ſoweit Herr Kollege Stadthagen darauf ein⸗ gegangen iſt — Herr Kollege Stadthagen hat das Kompromiß der Nationalliberalen mit den Konſerva⸗ tiven in dieſem Wahlkreiſe verteidigt, um den So⸗ zialdemokraten zu verdrängen — was ihm natürlich nun und nimmer gelingen wird. Aber wir wollen ihnen in den 48 Stunden, die uns noch von der Wahl trennen, dieſen Glauben nicht nehmen. Ja, meine Herren, machen es denn die Freunde der liberalen Fraktion in andern Wahlkreiſen anders? Sehen Sie doch nach Breslau — — (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher Roſenberg: Das geht aber jetzt zu weit; Sie kommen ſogar auf Reichstagswahlen in andern Wahlkreiſen (Heiterkeit.)