mmmmmm — 31 möchten. Meine Herren, ich kann ſeiner Fraktion nur empfehlen, gleichfalls für eine beſſere Aufklärung ihrer Zeitungen zu ſorgen. Speziell in der letzten Zeit haben z. B. in der „Neuen Zeit“ ſo vollkommen den Tatſachen nicht entſprechende Mitteilungen ge⸗ ſtanden, daß man es kaum begreift, da manche der Herren ganz genau Beſcheid gewußt haben. Dann möchte ich auch hier feſtſtellen und klar⸗ legen, daß niemals. meines Erachtens auch nicht in dem Artikel, den Herr Dr. Crüger verleſen hat, in der National⸗Zeitung behauptet worden iſt, daß die Freie Vereinigung die Organiſation der national⸗ liberalen Partei in Charlottenburg ſei. Das iſt in keiner Weiſe darin geſagt, ſondern es ſteht darin, daß die organiſierten Nationalliberalen — das war damals vor der Wahl — ſämtlich dieſer Fraktion angehören, in welcher außerdem ihrer ganzen Tendenz nach auch Angehörige anderer politiſcher Parteien ſich befinden. Meine Herren, das iſt doch ein ganz gewaltiger Unterſchied. Wenn Sie den nicht verſtehen, dann, glaube ich, wollen Sie ihn nicht verſtehen. (Oho! bei den Liberalen.) Auf die Außerungen des Herrn Dr. Spiegel, die er mit der bekannten Überhebung hier vorgetragen hat, gehe ich nicht weiter ein. Auf derartige Sachen zu erwidern, möchte ich verzichten. Nur eine Außerung, die auch Herr Kollege Dr. Crüger ausgeſprochen hat, möchte ich hier klarſtellen, nämlich bezüglich meiner Worte, die ſich auf die liberale Weltanſchauung ge⸗ wiſſer konſervativer Kreiſe bezogen. Die hätte Herr Stadtv. Dr. Crüger wirklich ſchon früher finden können. Ich bin nicht der Erfinder dieſer Auffaſſung: er hätte ſie von vielen Konſervativen hören und auch in der Preſſe finden können, ſelbſt in der Flugſchrift, glaube ich, die wir vor einigen Monaten erlaſſen haben kurz und gut, an vielen Stellen. So eitel bin ich nicht, für mich in Anſpruch zu nehmen, dieſes Wort geprägt zu haben, was allerdings für gewiſſe konſer⸗ vative Kreiſe eine Berechtigung hat. Unſere Partei richtet ſich nun einmal nicht nach der Frage: liberale Weltanſchauung oder nicht —, ſondern nach ganz anderen Prinzipien, nach dem kommunalen Beſten. Nun hat der Herr Oberbürgermeiſter, der augen⸗ blicklich bedauerlicherweiſe nicht anweſend iſt, ſich ge⸗ müßigt gefühlt, die liberale Fraktion zu verteidigen. Ich weiß nicht, warum; er hat davon geſprochen, ich hätte geſagt, die liberale Fraktion hätte einen gewiſſen Vorſprung durch die Anſetzung des Termins gehabt, und meint, es ſeien doch überhaupt nur 24 Stunden geweſen. Erſtens habe ich geſagt: ſie würde ihn gehabt haben, wenn es bei dem Termin geblieben wäre. Nun weiter, meine Herren, wer ſagt Ihnen denn, daß der Herr Stadtverordnetenvorſteher am 16. Juni es erfahren mußte, daß die Wahl auf den 3. Juli angeſetzt war! Der Herr Stadtverordneten⸗ vorſteher hat ja die Sache nicht vom Herrn Bürger⸗ meiſter Matting erfahren, ſondern er hat ihn gefragt und es ſich durch ihn beſtätigen laſſen; erfahren hatte er es auf andere Weiſe. Es iſt vorhin angedeutet worden: vom Stadtverordnetenbüreau; ich weiß nicht, ob es zutrifft; das tut ja auch nichts zur Sache. Offiziell hätte er es vielleicht am 20. Juni erſt zu er⸗ fahren brauchen, und dann wäre nicht mehr eine Differenz von 24 Stunden, ſondern von 4 Tagen vorhanden geweſen, die bei der ganzen Differenz von 3 Wochen doch eine recht erhebliche Rolle geſpielt hätten. Das werden die Herren Wahlprakliker von der liberalen Partei recht gut wiſſen. Ich habe dabei ganz davon abgeſehen, daß die Fraktion ſich eben ſchon Anfang Juni für die Wahlen vorbereitete in der Erwartung, eine frühe Anſetzung des Termins herbeiführen zu können. Sodann, meine Herren, möchte ich nur noch einen Punkt des Herrn Kollegen Hirſch klarſtellen, der beide Fraktionen betrifft — entſchuldigen Sie, meine Herren, daß ich auch für Ihre Fraktion da mitſpreche. Er hat uns beiden vorgeworfen, daß wir durch die Anberaumung von Wahlterminen, die für uns günſtig wären, das Fraktionsintereſſe zu fördern ſuchten, während es nach ſeiner Anſicht doch auf das Intereſſe der ganzen Bürgerſchaft ankäme. Meine Herren, unſeren beiden Fraktionen kommt es genau ebenſo auf das Wohl der ganzen Bürgerſchaft an; aber jede Fraktion wird natürlich glanben, durch ihr Angehörige die Intereſſen der Bürgerſchaft am beſten vertreten zu ſehen. (Stadtverordneter Hirſch: Na alſo!) Herr Stadtv. Hirſch wird jedenfalls glauben, daß die Intereſſen der Bürgerſchaft am beſten vertreten wären, wenn hier nur Sozialdemokraten ſäßen. (Stadtv. Hirſch: Sehr richtig!) Stadtv. Hirſch: Durch ſeine letzten Ausführungen hat Herr Kollege Stadthagen das bekräftigt, was er angeblich widerlegen wollte: er hat in Wirklichkeit zugegeben, daß der Verſuch, den Termin zu verlegen, lediglich Fraktionsintereſſen entſprungen iſt. Herr Kollege Dr. Crüger hat gegen mich den Vorwurf erhoben, ich hätte meine Ausführungen in ſcherzhafter Weiſe gemacht, und er ſchließt das aus meinem freundlichen Geſicht. Meine Herren, man fann es mir doch nicht verdenken, daß, wenn ich mich über etwas freue — und ich freue mich über die heutige Debatte wirklich —, ich dann auch ein freundliches Geſicht mache. Jedenfalls waren meine Ausführungen durchaus ernſt gemeint. Ich muß es deshalb auch zurückweiſen, wenn Herr Kollege Dr. Crüger ſagte: wenn Sie einmal mit einem ſtädtiſchen Arbeiter darüber ſprechen und ihm klar macken, daß er von der Stadt in ſeinen Rechten verletzt wird. dann wird dieſer ſtädtiſche Arbeiter das nicht glauben. Nein, Herr Kollege Crüger, es iſt gerade umgekehrt! Sie haden keine Vorſtellung davon, wieviel Arbeiter, die bei der Stadt beſchäftigt find, und auch kleinere Beamte, mit mir bezw. meinen Freunden reden und wieviel Mühe es uns manchmal koſtet, den Leuten klar zu machen, daß ihre wenigſtens auf dem Papier ſtehenden Rechte nicht verletzt find. Würden wir alle Beſchwerden, die uns zugehen, vorbringen, wir könnten ſämtliche Sitzungen der Verſammlung damit aus⸗ füllen. Ich habe auch meine Rede nicht gehalten mit Rückſicht auf die bevorſtehende Wahl, der Anlaß dazu iſt ja gar nicht von meiner Seite gekommen, ich habe lediglich in der Debatte das Wort ergriffen. Herr Kollege Dr. Spiegel iſt durch meine zahl⸗ reichen Beweiſe noch nicht davon überzeugt, daß ich Recht habe. Er dreht jetzt den Spieß um und ſagt, es hätte ſich bei all dieſen Anträgen nur um ſpezifiſch ſozialdemokratiſche Fragen gehandelt. Meine Herren, ich konſtatiere demgegenüber, daß nicht ein einziger der Anträge, die ich aufgezählt habe, ein ſpezifiſch ſozialdemokratiſcher Antrag iſt; man müßte denn jeden von Sozialdemokraten geſtellten Antrag als ſozialdemokratiſchen bezeichnen. Alle die Anträge enthalten Forderungen, die früher einmal, als es noch Liberale gab, die es noch in der Tat und nicht nur dem Namen nach waren, von Liberalen erhoben worden ſind. Herr Kollege Dr. Spiegel ſagt, daß ſeinen Freunden die Ablehnung unſeres Antrages auf Gewährung freier Lernmittel ſehr ſchwer gefallen