40 intereſſieren. Nur eines kann ich dabei nicht unter⸗ worden iſt — durch Ihre Munifizenz, wenn ich nicht drücken, was die Unterſchriften anlangt. Es befindet ſich nämlich unter den Herren auch ein Deputations⸗ mitglied — nicht etwa ein Mitglied der Kranken⸗ hausdeputation oder der Grundeigentumsdeputation, ſondern eben derjenigen Deputation, die hier in erſter Reihe engagiert iſt, der Straßenreinigungs⸗ deputation. Und demgegenüber legte ich mir die Frage vor: müßte nicht dieſer Herr eigentlich eher in der Lage und geneigt ſein, die Frage zu be⸗ antworten, als ſie zu ſtellen? (Heiterkeit und Sehr gut!) Aber ich mag darin irren und will das nicht weiter verfolgen. Was nun die Anfrage ſelbſt anlangt, ſo bezieht ſich der erſte Teil auf die Vergangenheit, der zweite auf die Zukunft. Ich will auch meinerſeits in dieſer Weiſe unterſcheiden und beginne mit der Vergangen⸗ heit. Dieſem Teil aber gegenüber wollen Sie ge⸗ ſtatten, daß ich eines ausſcheide. Sie fangen nämlich an nach berühmten Muſtern — vielleicht nach dem Muſter: „iſt dem Herrn Reichskanzler bekannt“ uſw. —: „Iſt dem Magiſtrat bekannt, daß bei Eintritt des Tauwetters in der Neujahrswoche viele Straßenübergänge unpaſſierbar blieben?“ Ich ſage: ſtreichen Sie gefälligſt die Worte: „Iſt dem Magiſtrat bekannt“; denn dem Magiſtrat iſt alles bekannt — (große Heiterkeit) — erlauben Sie, meine Herren, ich bin noch nicht zuende — dem Magiſtrat iſt alles bekannt, was auf ſeinen Straßen paſſiert. (Aha! Rufe: Na, na!) Sie müſſen bedenken, kein Stadtrat von Charlotten⸗ burg betritt die Straßen anders als mit einem kommunal geſchulten Auge, welches wie das Auge des Feldherrn über alles hinſchweift, was irgend ein kommunales Intereſſe bietet. (Heiterkeit.) Die beſten Quellen für uns im Magiſtrat, um be⸗ kannt zu werden mit den Vorgängen draußen, ſind unſere eigenen Mitglieder. Davon nur zwei Proben, meine Herren. Der Herr Oberbürgermeiſter war neulich zu einem Muſikabend in der Ausſtellungs⸗ halle am Zoologiſchen Garten. Als er wieder glücklich im Überzieher iſt und hinausgeht, fällt ihm auf, daß die Beleuchtung dort nicht ganz der Bedeutung der Gegend entſpricht — und noch ſind keine 12 Stunden verfloſſen, da bringt er die Sache im Magiſtrat zur Sprache und leitet eine Nachprüfung, eventuell ander⸗ weitige Beleuchtung dort ein. Und weiter: Ein paar Stadträte haben das Unalück, in einer von Hunden ſehr reich bevölkerten Gegend zu wohnen, (Heiterkeit) und hatten ſchon öfter daran ſchweres Argernis ge⸗ nommen, daß dieſe Geſellen die Bürgerſteige zu Zwecken benutzten, für die ſie ganz und gar nicht beſtimmt ſind. (Erneute Heiterkeit.) Schon wenige Tage darauf wird der Gegenſtand im Magiſtrat behandelt — und was iſt die Folge? Man kommt alsbald auf den ſehr bedenklichen Punkt, ob nicht die Hundeſteuer zu erhöhen ſein möchte. (Sehr richtig! Bravo!) Vielleicht erfahren Sie davon gar bald Näheres. Alſo, meine Herren, an guten Quellen fehlt es uns nicht, ſelbſt wenn ich von der Deputation abſehe, die hier eigentlich berufen iſt, in erſter Linie die Straßenreinigung zu überwachen, und ſelbſt wenn ich davon abſehe, daß uns in neuerer Zeit noch eine von Tatendurſt überſchäumende Kraft zugeführt irre zugeführt worden iſt — in der Geſtalt eines funkelnagelneuen — der Titel iſt etwas lang — „Straßenreinigungsoberinſpektors“. Wenn ich nun dieſe Worte: „Iſt dem Magiſtrat belannt“ ausſcheide, dann verwandelt ſich die erſte Frage in die poſitive Behauptung, es ſind viele Straßenübergänge in der Neujahrswoche unpaſſierbar geblieben. Iſt das richtig? Nun, meine Herren, könnte man ja ſtreiten über „viele“ Straßenübergänge, auch über „unpaſſierbare“. Iſt z. B. ein Straßen⸗ übergang unpaſſierbar, wenn ich, um den Übergang paſſieren zu können, zwei, drei Schritte rechts oder links abweichen muß von der geraden Linie? Aber das zu beanſtanden, verſchmähe ich; denn der Magiſtrat empfindet gar nicht das Bedürfnis und die Neigung, irgendetwas in dieſer Angelegenheit Ihnen vorzu⸗ enthalten und über Worte zu ſtreiten. Ich will zu⸗ geben — zwar nicht, was Sie vielleicht gewünſcht haben, daß viele Straßenubergänge unpaſſier bar geweſen ſind; aber ich will zugeben, daß einzelne, meinetwegen auch, wenn Ihnen das lieber iſt, manche ſchwer paſſierbar geweſen ſind. Vereinigen wir uns auf dieſer Mittellinie. Da werden Sie unn zunächſt fragen, worauf dieſe Erſcheinung zurückzuführen iſt. Keinenfalls, meine Herren, eiwa ausſchließlich auf den Geſichts⸗ punkt, der in der Anfrage Ausdruck gefunden hat, nämlich auf das Tauwetter allein, an und für ſich. Nein, es war die ungeheure Plötzlichkeit, mit der das Tauwetter einſetzte, und der ungeheure Gegenſatz gegen das ſcharfe Froſtwetter, welches unmittelbar voran⸗ gegangen war, eine Plötzlichkeit, eine Schroffheit, ein Adſtand, die ſelten in ſolchem Maße wiederkehren. Nun iſt aber ein Hauptfaktor außerdem ſchon damals, vor den ſpäteren Ereigniſſen, der Schnee geweſen, der in nicht geringen Quantitäten ſchon Anfangs Januar niedergefallen war, und der ſich ja für die Straßenreinigung bei uns, beſonders auf ſo ungehener breiten Straßen, wie ſie der Herr Vorredner bezeich⸗ nete, ſehr empfindlich bemerkbar macht, die Straßen⸗ reinigung ganz außerordentlich erſchwert. Sie werden einwenden: ſelbſt das ſind keine Gründe, aus denen der Magiſtat ſich gewiſſermaßen bankerott erklären darf, — und das iſt vollauf zu⸗ zugeben; wir müſſen auch mit ſolchen Verhältniſſen fertig zu werden wiſſen. Aber, meine Herren, eine gewiſſe Grenze gibt es in dieſer Beziehung; es gibt ſie für alle Gemeindeanſtalten, es gibt ſie für das Krankenhaus, es gibt ſie für die Feuerwehr und auch für die Straßenreinigung. Nehmen Sie an, daß an einem Weihnachtheiligabend der Tannenbaum, der wohl ſeinen Segen ſtiftet, aber auch viel Unheil mit ſich bringen kann, an 10, 12 Stellen gleichzeitig eine Feuersbrunſt hervorruft, ſo find wir der Aufgabe nicht mehr gewachſen, in der richtigen Weiſe alsbald Abhilfe zu eu Wir können alſo immer nur mit einem gewiſſen Mittelmaße der Anforderungen, die an unſere Gemeindeanſtalten vorausfichtlich ge⸗ ſtellt werden, bei der Bemeſſung der Abwehrvorrichtungen rechnen. Sind wir aber an dieſer Grenze angelangt, ſo dürfen wir freilich doch noch nicht und nimmer⸗ mehr etwa die Hände in den Schoß legen und ſagen: ja, nun mag es brennen, wir können nicht mehr löſchen, — ſondern wir müſſen zu außerordentlichen Mitteln greifen. Nun, meine Herren, wir haben zu außerordent⸗ lichen Mitteln gegriffen, und zwar ganz gründlich. Ich habe hier eine Liſte der Hilfsarbeiter und der Schneefuhren, die wir in Bewegung geſetzt haben