Die dritie Aufgabe würde vielleicht die ſein, ſich zu erkundigen, wieweit die Arbeitsnachweiſung, das Arbeitsbüchlein Erfolge gehabt haben, die von der Kolonie Hoffnungstal ausgegeben werden. Diejenigen Herren von Ihnen, die damals an dem Beſuche der Kolonie teigenommen haben, werden ſich ja wohl noch erinnern, mit welcher Freude wir dieſes Heftchen in Empfang nahmen, wobei man ſich ſagte: jetzt iſt man in der glücklichen Lage, einem, der an die Tür klopfen und wirklich Arbeit ſuchen wird, eine ſolche Anweiſung auf Arbeit in die Hand zu drücken, und er wird ſie mit Frende entgegennehmen. Die Aus⸗ führungen des Herrn Paſtors u. Bodelſchwingh zei⸗ gen, daß eigentlich cin großer Gebrauch davon nicht gemacht wird. Denn er ſelber hat unter anderem in einem von ſeinen Proſpekten zugegeben, daß im Jahre 1905 600 000 ſolcher Heftchen ausgegeben worden ſind, und auf dieſe 600000 Heftchen haben ſich — ſage und ſchreibe — 36 Mann in Hoffnungstal gemeldet. (Hört, hört!) Ich glaube alſo, auch dieſe Idee iſt jedenfalls beſſer mit dem Gemüt vorempfunden, als wirklich durchdacht. Und nun fand ich jüngſt in der Preſſe noch eine weitere Notiz, die von dem Vorſtande der Kolonie Hoffnungstal ſelber ausgehen ſoll, die mich wiederum eiwas ſtutzig gemacht hat. Der Vorſtand der Kolonie Hoffnungstal hat den Zeitungen mitgeteilt, daß ar⸗ beitsſcheue Männer ſich nach Berlin in der irrigen Meinung begeben, daß man ſich durch Vermittelung des ſtädtiſchen Aſyls in Hoffnungstal einen bequemen Tag machen könnte. Wir teilen darum mit, — heißt es weiter — daß in Hoffnungstal nur ſolche Perſonen auf⸗ genommen werden können, welche klar beweiſen können, daß ſie arbeitswillige Leute ſind und folgende Zeugniſſe bei ſich führen: 1. Quittungskarte, 2. Abmeldungeſchein von der letzten Arbeits⸗ ſtätte, 3. glaubwürdige Arbeitsbeſcheinigung des letzten Arbeitgebers, 4. Wanderſchein des Deutſchen Herbergs⸗ vereins. 7 Diejenigen Perſonen, welche vorſtehend aufgeführte Papiere nicht beſitzen, werden auch dann, wenn ſie durch den Verwalter des ſtädti⸗ ſchen Aſyls zugewiefen ſind, nicht unter die Zahl derarbeitswilligen Koloniſten aufgenommen, ſondern in der Steinklopfbnde des Vereins be⸗ ſchäftigt, bis ſie den vollen Beweis geliefert haben, daß ſie fleißige, arbeitswillige Leute ſind und unverſchuldet in Not geraten. Der Wander⸗ ſchein des Deutſchen Herbergevereins kann ent⸗ weder in ſämtlichen Herbergen zur Heimat Deutſchlands für 20 Pf. erworben oder in Hoffnungstal durch eine zweitägige Arbeit im Steinklopfſchuppen verdient werden. (Hört, hört!) Ich muß geſtehen, daß dieſe Bewertung der Ar⸗ deit im Steinklopfſchuppen auf 10 Pf. pro Tag mich doch auch etwas ſcheu gemacht hat. (Sehr richtig!) Wenn man weiß, meine Herren, wie leicht ge⸗ rade diejenigen, die auf der Walze ſind, die nicht gerade zu den beſten Elementen, zu den Arbeitswilligen im Sinne des Herrn Paſtors v. Bodelſchwingh gehören, ſich in den Beſitz von Fleppen aller Art ſetzen, alſo 5 — aber der wirklich arbeitswillige tüchtige Mann, der unverſchuldet in Not geraten iſt, die ſämtlichen Pa⸗ piere, die hier verlangt werden, alle wird aufweiſen können, ſo ſcheint mir doch auch in dieſer Kolonie Hoffnungstal ein gutes Stück von Bureankratismus eingezogen zu ſein. Alle dieſe Umſtände laſſen mich alſo zu dem Schluſſe kommen, daß wir wirllich nicht ohne weiteres bereit ſein ſollten, die verhältnismäßig hohe Summe von 10 000 ℳ für eine ſolche an ſich ja gewiß unterſtützungswürdige Unternehmung auszugeben, ſon⸗ dern daß wir uns die Sache noch ſehr genan einmal in einem Aueſchuß anſehen. Ich beantrage alſo einen Ausſchuß von 9 Mitgliedern. Bürgermeiſter Matting: Meine Herreu, daß Sie eine ſolche verhältnismäßig wichtige Vorlage, ſchon was die Summe, die von Ihnen verlangt wird, an⸗ langt, nicht ohne weiteres bewilligen, ſondern in einem Ausſchuß prüfen würden, war eigentlich vom Magiſt⸗ rat vorausgeſehen, zumal ja auch der Gegenſtand unſerer Vorlage mehrfach bercits Ihre Kritik heraus⸗ gefordert hat. Ich glaube alſo, der Magiſtrat wird gar nichts dagegen einzuwenden haben, hat wahr⸗ ſche inlich kaum etwas anderes erwarten können, als daß Sie die Vorlage einem Ausſchuß überweiſen würden. Nun gebe ich ſehr gern zu, daß Herr Stadtv. Dr. Penzig dem Ausſchuß eine ganze Reihe ſehr intereſſanler Aufgaben geſtellt hat. Das möchte ich zunächſt gelten laſſen von ſeiner Anregung zu 1 und von ſeiner Anregung zu 4. Dieſe beiden Aufgaben ſcheinen mir tatſächlich eine gewiſſe materielle Be⸗ deutung zu haben, und es wäre ſehr wünſchenswert, wenn der Ausſchuß ſie löſen könnte. Ich glaube allerdings nicht, daß ihm das gelingen wird, wenigſtens nicht in einem ſolchen Maße, daß alle die Bedenken, die trotzdem noch erhoben werden könnten, ohne Rück⸗ ſtand beſeitigt würden. Wenn das aber überhaupt dem Ausſchuß gelingen ſoll, ſo möchte ich anheim⸗ ſtellen, dem Alusſchuß eine gewiſſe Zeit zu laſſen. Der Magiſtrat wird vielleicht, wenn das Stenogramm der heuligen Verhandlung vorliegt, ſich mit Herrn Paſtor v. Bodelſchwingh direkt in Verbindung ſetzen. um die Aufklärungen, die Herr Stadtv. Dr. Penzig wünſcht, an der richtigen Quelle zu erhalten. Sonſt wüßte ich kaum, was die Frage 4 anbetrifft, wie er eine anderweitige Aufklärung bekommen würde. Was die Abnahme der Frequenz in den Obdach⸗ loſenheimen anbetrifft, ſo ſind die Zahlen zwar nicht von Herrn Paſtor v. Bodelſchwingh, ſondern an andern Stellen zu erlangen. Aber dazu gehört auch eine längere Zeit; denn das wird ohne eine größere ſtatiſtiſche Arbeit nicht abgehen. Nicht ganz zutreffend ſcheinen mir die Be⸗ mängelungen zu ſein, die Herr Stadtv. Dr. Penzig zu 2 und 3 gegen das Geſchäftsgebaren des Herrn Paſtors v. Bodelſchwingh geltend gemacht hat. Meine Herren, daß an ſich beim Kollektantenunweſen eine ganze Maſſe Betriebsunkoſten aufgewendet werden, die den Ertrag ſchmälern, iſt ja bekannt. Aber immerhin iſt zunächſt durchaus nicht von der Hand zu weiſen, ſelbſt an kleinen Türen zu klopfen, um derartige Beiträge zu ſammeln. Sich lediglich auf die ſtaatlichen und kommunalen Organe zu ver⸗ laſſen und zu ſagen: Staat oder Kreis mögen das aufbringen, das iſt ja viel billiger und viel bequemer, — das möchte ich aber doch nicht ohne weiteres für richtig anerkennen. Wenn ich nun aber ſchon es von Ordnungspapieren und dergleichen, wie ſelten] für angemeſſen halte, auch den einzelnen Bürger zur