Hebung der Volksſchule. In dieſem Jahre ſind 22000 ℳ mehr eingeſtellt worden als im vorigen Jahre. Wir beſchreiten damit den Weg, ſucceſſive das er⸗ weiterte Mannheimer Syſtem, wenn ich mich ſo ausdrücken darf, durchzuführen. Es iſt auch Für⸗ ſorge für Kindergärten uſw. getroffen worden. In idealer Beziehung möchte ich hervorheben, daß wir die Arbeitsſtunden für die Wintermonate neu ein⸗ gerichtet haben, daß neu im Etat durch Einſetzung von Beträgen Schülerrudern, Ferienwanderungen uſw. vorgeſehen ſind, Dinge, die tatſächlich auch wiederum auf ſoziale Fürſorge deuten. In dieſes Gebiet gehört auch die Vorſorge für die Säuglinge, für welche die 40 000 ℳ, die mehr eingeſtellt ſind, mit Freuden zu bewilligen ſein werden. Denn es iſt nachgewieſen, daß, ſeit wir die Stillprämien für Mütter eingeführt haben, eine Zunahme der ſelbſtnährenden Mütter um 20% eingetreten iſt; wir befinden uns alſo hier auf dem rechten Wege. Als eine ſehr gute ſoziale Fürſorge, die diesmal zum erſten Mal in dem Etat auftritt, will ich auch noch die Einführung der Generalvormundſchaft erwähnen, für die die Mittel vorgeſehen ſind. Nun möchte ich mir erlauben, dem Herrn Kämmerer in ſeinen Ausführungen zu folgen, und zwar zunächſt ſeiner Beleuchtung der Mehreinnahmen aus dem Jahre 1906 in betreff der Gewerbeſteuer, die vom praktiſchen Standpunkt mir die erklärliche Deutung geben, daß einem großen Teil derjenigen Gewerbetreibenden, die ihren Wohnſitz nach Charlotten⸗ burg verlegt haben, erſt im Laufe der Zeit klar ge⸗ worden iſt, daß ſie auch ihren gewerblichen Wohnſitz in Charlottenburg nehmen können. Eine Maſſe von Betrieben gelangen noch in Berlin zur Perception; die Gewerbetreibenden erlangen erſt, nachdem ſie in Charlottenburg ihren Wohnſitz genommen haben, davon Kenntnis, daß wir nur 100% erheben, während ſie in Berlin 150% zahlen, und verlegen infolge⸗ deſſen ihren gewerblichen Sitz auch nach Charlotten⸗ burg. Ich hoffe, daß dies auch in Zukunft uns eine Erhöhung der Gewerbeſteuer ſichern wird. Daß für die Straßenreinigung größere Zu⸗ wendungen gemacht werden, iſt ſelbſtredend in unſer aller Sinne, denn wir wollen bei normalen Ver⸗ hältniſſen den höchſt möglichen Standpunkt auf dieſem Gebiete zu erreichen ſuchen, um Charlotten⸗ burg den Ruf einer der reinſten Städte zu erwerben. Abnorme Verhältniſſe, wie wir ſie noch in dieſem Winter gehabt haben, können natürlich nicht vor⸗ geſehen werden. Zum Kapitel der Gemeindeeinrichtungen erwähnte der Herr Kämmerer, daß der erhöhte Zuſchuß für das Schillertheater vom nächſten Jahre ab uns eine Laſt von 35000 ℳ für dieſes Inſtitut auferlegt. Ich möchte hier nun keinen Irrtum aufkommen laſſen in der Beurteilung unſeres Verhältniſſes zum Schiller⸗ theater. Richtig iſt, daß wir für eine ganze Reihe von Jahren 35000 ℳ jährlich in den Etat ein⸗ ſtellen müſſen, die wir aber nur vorlegen; denn wir bekommen ſie in ſpäteren Jahren zurück. Dieſe Mehreinſtellung für das Schillertheater rührt daher, daß wir die Anleihe, die uns zur Beſtreitung der Bedürfniſſe des Schillertheaters gewährt worden iſt, mit 2,1% amortiſieren, während in dem Pacht⸗ vertrag der Schillertheater⸗Aktiengeſellſchaft nur eine Amortiſationsquote von % vorgeſehen iſt; mithin 7 die Amortiſation zu unſeren Gunſten in viel langſameren Tempo als die unſerſeits erfolgende, und diejenigen Beträge, die wir zu Laſten dieſes 67 Kontos in den Etat einzuſtellen haben, erhalten wir ſpäter zurück, ſo daß ſie nur eine Vorlage und einen Zinsverluſt bedeuten, keinesfalls aber einen Zuſchuß der Stadtgemeinde an dieſes Inſtitut. Zu meiner Freude habe ich 22000 ℳ zur Eiu⸗ richtung eines Volksbades in dem zu erbauenden Ledigenheim eingeſtellt gefunden. Es werden dadurch, wenn ich den vulgären Ausdruck gebrauchen darf, zwei Fliegen mit einer Klappe geſchlagen: die Stadt⸗ gemeinde erhält eine Erweiterung der Volksbade⸗ anſtalt, deren ſie dringend bedarf, und das Ledigen⸗ heim erhält durch Vermietung der Räume einen Zu⸗ ſchuß von der Stadtgemeinde, den es zur beſſeren Balancierung ſeines Etats gebrauchen kann. Ich möchte hier einſchalten, daß die Angelegen⸗ heit des Ledigenheims ſich im beſten Fahrwaſſer be⸗ findet, und daß wohl mit Sicherheit anzunehmen ſein wird, im Frühjahr nächſten Jahres dieſes Haus dem Verkehr zu übergeben. Mit Freude haben wir den Dispoſitionsfonds in der Höhe von 550000 ℳ erblickt. Ob er ſo er⸗ halten werden wird, werden wir ja im Etatsausſchuß ſehen. Ich hätte ihn lieber noch höher gefunden; denn es werden zweifellos große Anforderungen an ihn geſtellt werden. Der Herr Kämmerer hat ja ſchon darauf hingewieſen, daß wir die Frage der Teuerung⸗zulage nicht mit dem 1. April als erledigt anſehen können; wir werden uns darüber zu unter⸗ halten haben, ob wir dieſe Frage von Quartal zu Quartal ſtets regeln wollen, um Schritt zu halten mit der Möglichkeit eines Rückganges der Teuerung. Ich glaube, das läßt ſich nicht ableugnen, daß wir insbeſondere in den verfloſſenen drei Monaten eine ganz außergewöhnliche Teuerung hatten; denn es iſt hier nicht allein von den Fleiſchpreiſen die Rede, die ja ſicher im Großverkehr zurückgegangen ſind, aber im Kleinverkehr nicht ſo außerordentlich nachgelaſſen haben, ſondern wir haben einen ſo ſtarken Winter gehabt, daß durch die Teuerung aller übrigen zum Lebensunterhalt notwendigen Dinge ſich die Folgen der Teuerung nicht ſo raſch werden verwiſchen laſſen. Wir werden uns darüber ja im Etatsausſchuß zu unterhalten haben. Der Herr Kämmerer erwähnte unſeren Schulden⸗ dienſt, woran ſich nichts ausſetzen läßt. Ich möchte nur die eine Bemerkung hinzufügen, die doch be⸗ friedigend lautet, daß wir, obgleich unſere Laſten auf dieſem Gebiete ſteigen, für den Schuldendienſt nur 21,4 % unſerer geſamten Steuereinnahmen aufzu⸗ wenden haben. Dieſer Satz iſt im Laufe der letzten zehn Jahre naturgemäß geſtiegen; aber es iſt in⸗ tereſſant, einen Vergleich mit Berlin zu ziehen, und dieſer Vergleich iſt deshalb um ſo intereſſanter, weil Berlin eine alte Stadt iſt, die bekanntlich viel mehr Bedürfniſſe aus laufenden Einnahmen befriedigt hatte, während wir als neue Stadt in der raſch fort⸗ ſchreitenden Entwickelung vielmehr auf Anleihen an⸗ gewieſen warenr, (ſehr richtig!) und daß Berlin trotz dieſer Verhältniſſe — die letzte Ziffer, die mir in dieſer Beziehung authentiſch zur Verfügung ſteht im Jahre 1904 28,21% ſeiner Steuereinnahmen für den Schuldendienſt hat auf⸗ wenden müſſen. Das Kapitel „Straßenbau“ iſt ja tatſächlich ein Schmerzenskind für uns jahraus jahrein geweſen, und wir werden uns darüber ja im Etatsausſchuß noch reichlich unterhalten müſſen. Ich ſtehe ja auch auf dem Standpunkt — und da ſtimme ich wiederum mit Herrn Kollegen Hubatſch überein —: wir werden