Aber man darf 12 nicht zu ſehr Hoffnungen hin⸗ geben; denn ich habe in meinem Herzen gleich eine andere Kammer aufmachen müſſen und habe mir ſofort geſagt: dieſe Uberſchüſſe brauchſt du ſehr notwendig, denn im Jahre 1910 wird eine Amortiſationsrate von der neuen Anleihe, die ich vorhin andeutete, fällig, und die wird ſo hoch ſein, daß vorausfichtlich die ganzen IIberſchüſſe, auch wenn ſie ſehr reichlich ſein ſollten, dazu genommen werden müſſen. Erfreulich iſt aber, meine Herren, daß wir ſchon jetzt das Augenmerk darauf richten können, daß. wenn nachher mal die Amortiſation dieſer Anleihe in Kraft treten wird, wir ſagen können: wir haben die Mittel dafür ſchon im Etat beim Waſſerwerk und elektriſchen Werk vorgeſehen. Stadtv. Dr. Stadthagen. Meine Herren, der Vorſchlag, eventuell eine Verwendung des Aus⸗ gleichsfonds bereits im nächſten Jahre zur Straßen⸗ pflaſterung in Ausſicht zu nehmen, gibt mir perſönlich Veranlaſſung, über dieſen Ausgleichsfonds doch einige Worte zu reden. Ich habe um ſo mehr Anlaß. da⸗ rüber zu ſprechen, als dieſer Ausgleichefonds gewiſſer⸗ maßen mein Kind iſt. Er iſt ja oft ſchon früher vorgeſchlagen worden; im vorigen Etatsausſchuß war ich es aber, der ich mich mit der teilweiſen Ver⸗ wendung der vorvorjährigen Überſchüſſe für die Straßenpflaſterung nur einverſtanden erklärte, wenn wir ren Reſt des Betrages, der über eine Million ginge, zur Bildung eines Ausgleichsfonds benutzen, um für künftige ſchlechtere Jahre Vorſorge zu treffen. Der Herr Kämmerer griff damals den Vorſchlag ſofort auf und erklärte, in dieſem Sinne im Magiftrat vor⸗ ſtellig werden zu wollen, und wir haben ja dann die entſprechende Vorlage erhalten. Meine Herren, wenn wir aber ein ſo junges Kind nicht ernähren wollen, dann h.t, glaube ich, ſolch Ausgleichsfonds nicht viel zweck. Wenn wir einem einjährigen Kinde die Nahrung entziehen wollen, dann wäre es beſſer ge⸗ weſen, es wäre überhaupt nicht geboren worden. Ich meine, ein derartiger Ausgleichsfonds muß doch erſt erſtarken, um dann in wirklich ſchlimmen Zeiten eine Reſerve zu bilden. Nun wird ja von manchen Seiten allerdings unſer finanzieller Status als ſehr günſtig angeſehen. Die vortrefflichen Ausführungen des Herrn Kämmerers haben uns doch aber auch überzeugt, daß die Gefahr von Rückſchlägen immer vorhanden iſt, auf Grund des neuen Einkommenſteuergeſetzes, ganz beſonders zu Zeiten des Niederganges der Induftrie, die doch in Jahren auch vielleicht mal eintreten kann. Für ſolche Zeiln ſollten wir den Ausgleichsfonds aufbewahren, und ich möchte davor warnen, ihn jetzt ſchon anzugreifen. Ich möchte dann noch einem perſönlichen Wunſche von mir Ausdruck geben, der vielleicht hier wenig Zuſtimmung finden wird, deſſen Gegenſtand aber heute vom Herrn Kämmerer berührt worden iſt: er betrifft die Hundeſteuer. Ich perſönlich würde es b. dauern, wenn eine Erhöhung der Hundeſteuer ein⸗ treten ſollte; nicht aus dem Grunde, daß man eine Vermehrung der Hunde an ſich wünſchen kann, ſondern aus ſozialen Gründen. Die minderbe⸗ mittelten Klaſſen legen vielfach Wert darauf, ein Hanstier ſich zu halten, worüber man ſich aus cthiichen Gründen nur freuen kann; ſie ſind aber, wenn eine hohe Steuer darauf gelegt wird, weſentlich da in behindert. Bei einem großen Hunde ſpielt ja die Steuer gar keine Rolle. ürde man die Steuer nach der Größe der Hunde differenzieren können, ſo 70 wäre das ganz etwas anderes. Da das aber kaum möglich iſt, halte ich eine Erhöhung der Steuer im Intereſſe der minderbemittelten Klaſſen nicht für wünſchenswert. Ich gebe auch zu bedenken, daß eine Steuer von 30 ℳ beinahe 10 Pfg. für den Tag ausmacht. Die Koſten, die ein Hund der Gemeinde verurſacht, ſind, glaube ich, nicht ſo hoch. Man braucht hier nicht die im übrigen ja zweifelhafte ees Wirkung zu ſehr in den Vordergrund zu tellen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſteher Roſeuberg: Es iſt beantragt worden, einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und 15 ſtell⸗ vertretenden Mitgliedern einzuſetzen. (Der Antrag wird angenommen.) Vorgeſchlagen ſind als Mitglieder des Ausſchuſſes die Herren Stadtv. Dr. Borchardt, Dzialoszynski, Dr. Frentzel, Gredy, Jolenberg, Kaufmann, Klick, Mann, Mittag, Otto, Protze, Rackwitz, Roſenberg, Schwarz und Vogel; als ſtellvertretende Mitglieder die Herren Stadtv. Bartſch, Dr. Bauer, Becker, Bollmann, Braune, Dörre, Frantz, Holz, Jachmann, Dr. Landsberger, Dr. Penzig, Ring, Sachs, Sellin und Wöllmer. Da kein Widerſpruch erfolgt, erkläre ich die genannten Herren für gewählt. Ich mache die Herren Mitglieder des Aus⸗ ſchuſſes darauf aufmerkſam, daß gleich nach Schluß der nicht öffentlichen Sitzung eine Sitzung des Aus⸗ ſchuſſes ſtattfinden wird. Wir kommen zu Punkt 17 der Tagesordnung: Mitteilung betr. die Bauberichte für das 2. Halbjahr 1906. — Druckſache 70. Berichterſtatter Stadtu. Dr. Rothholz: Ich habe nichts Beſonderes zu bemerken und beantrage, von der Mitteilung Kenntnis zu nehmen. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Vorſteher Roſenberg: Das Protokoll vollziehen heute die Herren Stadtv. Barnewitz, Dr. Bauer und Wöllmer. Punkt 18 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Lohnbeträge bei zehnſtündiger Arbeitszeit. — Druckſache 84. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Spiegel: Meine Herren, das Kind, deſſen Geburt wir ſeit zwei Jahren er⸗ warten, iſt endlich da. Der Magiſtrat iſt unſerm Wunſche nachgekommen, uns eine Zuſammenſtellung über diejenigen Löhne zu geben. die in den ſtädtiſchen Betrieben im Monats⸗, Wochen⸗ und Tagelohn gezahlt werden, und er iſt über unſern Wunſch noch hinaus⸗ gegangen, indem er auch eine Zuſammenſtellung der⸗ jenigen Beträge gegeben hat, die im Stundenlohn gezahlt werden. Wir hatten nur den erſten Wunſch ausgeſprochen, weil es uns darauf ankam, feſtzuſtellen, welche Opfer für die Stadtgemeinde erforderlich ſein würden, wenn wir vom zehnſtündigen Arbeitstage zum neunſtündigen übergehen, ohne Rückſicht auf etwa noch zu faſſende andere Beſchlüſſe. Davon würden ja zunächſt nur diejenigen Löhne betroffen werden, die in feſtem Monats⸗, Wochen⸗ oder Tagelohn ge⸗ zahlt werden, während bei den Snundenlöhnen zu⸗