—— 77 Meine Herren, Sie ſehen: tatſächlich zeigen von den aufgenommenen ſieben Kurven ſechs Kunven anormale Verhältniſſe und davon zwei ſolche, die ſelbſt der aufnehmende Beamte als unzuläſſig be⸗ zeichnet; und ich möchte nun in der Tat wiſſen, wie der Magiſtrat dazu kommt, zum Schluſſe zu erklären: Hieraus ergibt ſich, daß die in der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung gemachten Außerungen tatſächlich nicht zutreffen. Meine Herren, ich überlaſſe Ihnen das Urteil, was hier nicht zutrifft. (Bravo Stadtrat Dr. Jaffe: Meine Herren, in der Stadtverordnetenſitzung vom 23. Januar hat Herr Dr. Spiegel folgendes hier erklärt: Ich möchte aber bei dieſer Gelegenheit da⸗ rauf hinweiſen, daß allgemeine Unzufriedenheit bei den Benutzern unſeres elektriſchen Stromes beſteht wegen des Strompreiſes, der erheblich höher iſt als der in den Nachbargemeinden, beſonders in Berlin, zu zahlende. Dazu kommt, daß man mit der Qualität des ge⸗ lieferten Stromes auch nicht ſonderlich zufrieden iſt, ſondern ſich vielfach über die Ungleich⸗ mäßigkeit desſelben beſchwert. Ich möchte deshalb die Gelegenheit benutzen, an den Herrn Dezernenten die Anfrage zu richten uſw. Darauf erwiderte ich, daß ich als Dezernent mit dieſen allgemein gehaltenen Klagen nichts an⸗ zufangen wüßte; ich bäte Herrn Dr. Spiegel, die Häuſer namhaft zu machen, in denen derartige Klagen laut geworden ſeien. Bei unſerer Ver⸗ waltung waren Klagen ſo gut wie gar nicht ein⸗ gegangen, gerade in den letzten Monaten, die dieſer Bemängelung durch Herrn Dr. Spiegel voran⸗ gegangen waren, überhaupt nicht Auf dieſe meine Erwiderung antwortete Herr Dr. Spiegel: Ich möchte die Verſammlung nicht mit der Aufzählung der Häuſer beläſtigen, die mir als Material zur Verfügung ſtehen. Ich werde dem Herrn Dezernenten jedoch nachher eine kleine Liſte überreichen und behalte mir eine Ergänzung für ſpäter vor Wenn aus dem Kreiſe der Konſumenten eine Klage an uns herantritt, ſo wird genau ſo ver⸗ fahren, wie hier in dieſem Fall verfahren iſt: zu⸗ nächſt wird an Ort und Stelle unterſucht, ob die Klagen nicht darauf zurückzuführen find, daß etwa die Lampen alt ſind und aus dieſem Grunde nicht die gehörige Leuchtkraft ergeben, und es wird dann durch einen Voltmeſſer feſtgeſtellt, ob die Spannungs⸗ ſchwankungen größer ſind, als ſie als zuläſſig be⸗ trachtet werden können. Wenn nun Herr Dr. Spiegel zunächſt be⸗ mängelt, daß unſere Ingenieure in die Häuſer ge⸗ ſchickt worden ſind und dort nicht mit jedem Mieter konferiert haben, ſo möchte ich darauf hinweiſen, daß, wenn in einem Hauſe überhaupt erhebliche Spannungsſchwankungen ſtattfinden, ſie ſich in allen Wohnungen bemerkbar machen müſſen. Unſere In⸗ genieure können auch nicht zu allen Mietern herum⸗ laufen, können auch nicht jeden ſo und ſo oft auf⸗ ſuchen, bis ſie ihn perſönlich treffen, ſondern die Unterſuchungen können nur feſtſtellen: ſind bei den einzelnen Mietern, ſoweit ſie aufgeſucht werden, Klagen laut geworden oder nicht? Und ſchließlich müſſen die Meßinſtrumente die Aufklärung darüber geben, ob zu ſolchen Klagen Berechtigung, Ver⸗ anlaſſung iſt. 1 bei den Liberalen.) Als man dieſe Klagen des Herrn Dr. Spiegel in der Stadtverordnetenſitzung hörte, mußte man ja meinen, unſer Elektrizitätswerk befände ſich in einem elenden Zuſtande, und alle Welt llage über unſer Elektrizitätswerk. (Sehr richtig! bei der Freien Vereinigung.) Was iſt aus dieſer ſchweren Anklage hervor⸗ gegangen? Eine Liſte von fünf Häuſern, in denen durch unſere Meßinſtrumente erheblich über das erlaubte Maß hinausgehende Spannungsſchwankungen nicht konſtatiert werden konnten, in denen ſeitens der Mieter Klagen nicht laut geworden ſind! Herr Dr. Spiegel hat die einzelnen Vorgänge bemängelt, die ſich in verſchiedenen Häuſern ab⸗ geſpielt haben. Ja, meine Herren, Herr Dr. Spiegel hat Ihnen ja von den verſchiedenen Häuſern bereits verleſen, was durch unſere Ingenieure feſtgeſtellt iſt. Bei Schlüterſtraße 24 iſt von Herrn Ober⸗ ingenieur Marggraff nachträglich in Parentheſe ge⸗ ſchrieben: „früher Wohnhaus des Herrn Ir. Spiegel“. Meine Herren, ich habe Ihnen die Originalberichte hergegeben; ich habe es nicht für richtig gehalten, dieſe Berichte kopieren zu laſſen. Die Berichte waren urſprünglich nur für das Bureau beſtimmt, ſie ſollten uns Direktiven geben; da ſie aber ge⸗ wiſſermaßen Beweiskraft haben, ſo habe ich vor⸗ gezogen, ſie nicht kopieren zu laſſen, ſondern ſie im Original herüberzugeben. Daher dieſe Bemerkung, ebenſo die Bemerkung über die Treppenbeleuchtung. In keinem dieſer Häuſer hat bei den Umfragen eine Klage feſtgeſtellt werden können. Im Hauſe Kurfürſtendamm 45 Hausbeſitzer Engel wohnt überhaupt nicht in dem Hauſe — iſt der Mieter in der erſten Etage perſönlich an⸗ getroffen worden und hat erklärt, er habe zu Klagen über die elektriſche Beleuchtung keine Veranlaſſung. Im Hauſe Kurfürſtendamm 36, in welchem Herr Dr de Gruyter wohnt, iſt das Hausmädchen angetroffen worden. Ganz ſo, wie es Herr Dr. Spiegel dargeſtellt hat, kann ſich der Vorfall nicht abgeſpielt haben; das Hausmädchen kann Herrn Dr. de Gruyter nicht derartig informiert haben, wenn ſie den betreffenden Beamten für einen Reiſenden gehalten haben will. Denn laut Ausſage des Mädchens ſind Klagen über das elettriſche Licht von ſeiten der Herrſchaft nicht laut geworden hat der Ingenieur hier zu Protokoll gebracht; er muß alſo wohl die ſachgemäße Frage an das Haus⸗ mädchen gerichtet haben. Es wird dieſer Aeußerung aber keine Beweiskraft beigemeſſen, ſondern die Beweiskraft liegt in den Diagrammen, die den Akten beiliegen. Bayreutherſtraße 38: Hausbeſitzerin Frau Groos perſönlich an⸗ getroffen; weder Frau Groos noch ihre Mieter haben zu Klagen irgend welche Veranlaſſung. Kielganſtraße 2 — ja, meine Herren, es hätte mich gar nicht gewundert, wenn in dem Hauſe Kiel⸗ ganſtraße 2 ſtärkere Spannungsſchwankungen vor⸗ handen geweſen wären! Denn ich habe in der Sitzung neulich Herrn Dr. Spiegel darauf ausdrücklich hin⸗ gewieſen, daß bei Häuſern, die nur einſeitige Stromzuführung haben — und das iſt bei dem Hauſe Kielganſtraße 2 der Fall — größere Spannungsſchwankungen vorkommen können. Aber auch in dieſem Hauſe iſt alles in Ordnung befunden. Wenn Herr Dr. Spiegel wußte, daß in ein⸗ zelnen Häuſern Klagen über das elektriſche Licht