Stadtrat Dr. Jaffe: Gefliſſentlich hat Herr Dr. Spiegel das Haus Bayreutherſtraße 38 aus⸗ gelaſſen. (Stadtv. Dr. Spiegel: Ich habe gar nichts aus⸗ gelaſſen!) Gewiß, Sie haben eben die Häuſer genannt, aber nicht das Haus Bayreutherſtraße! Sie haben vorhin in Ihrem Referat zugegeben, daß hier die Kurve tadellos iſt, daß die Wirtin alſo hier richtig ihr Urteil abgegeben hat, daß Sie alſo für dieſes Haus Ihre Behauptung nicht auſrechterhalten. Alſo wenn nun vom Magiſtrat geſagt wird: die Be⸗ hauptungen des Herrn Dr. Spiegel ſind nicht zu⸗ treffend, ſo geben Sie es wenigſtens in dem einen Punkte, für dieſes Haus, zu (Stadtv. Dr. Spiegel: Fur den Augenblick, für die Meſſung gebe ich das unumwunden zu!) Aber wenn nun von Spannungsſchwankungen hier geſprochen wird, ſo müſſen Sie ſich das nicht ſo vorſtellen, daß die Spannung dauernd hinauf und hinunter geht, ſondern s iſt eine Schwankung, die im Laufe von 24 Stunden ſtattfindet. Auch die Spannung in der Nacht, welche für den Konſumenten von keinem Intereſſe iſt, iſt hierbei mitberückſichtigt. Es gehört aber wirklich ein ſehr empfindliches Auge dazu, um überhaupt derartige unbedeutende Schwankungen wahrzunehmen. Nun iſt Herr Stadtv. Dr. Spiegel ſehr aus⸗ führlich auf das Haus Kielganſtraße 2 eingegangen. Ich fühle mich doch veranlaßt, Ihnen das Protokoll, das Herr Ingenieur Könitz als der Wahrheit ent⸗ ſprechend hier niedergelegt hat, wenigſtens in einigen Punkten noch vorzuleſen. Herr Könitz iſt dreimal in dem Hauſe geweſen: zweimal hat er den Beſitzer des Hauſes nicht angetroffen. Bei ſeinem dritten Beſuche wird er empfangen, und zwar zuerſt allein von dem Herrn, der auf meine beſtimmte Frage, ob er Zuckungen oder Unruhe in der elektriſchen Anlage ſeiner Räume bemerkt habe, ebenſo beſtimmt erwiderte, daß das nicht der Fall ſei. — Ja, meine Herren, das iſt eine klipp und klare Ausſage! — Der Sohn trat dann, nachdem er dieſe Erklärung abgegeben hat, auch in das Zimmer und be⸗ ſtatigte auf die ausdrückliche Erklärung ſeines Vaters, daß er ebenfalls Zuckungen nicht bemerkt habe. Ich fragte nochmals die Herren, ob das Licht in ſeiner Helligkeit nachgelaſſen habe, worauf beide Herren erwiderten, daß ein ſolcher Nachlaß gelegentlich von ihnen bemerkt worden ſei. ſ Ja, wer viel fragt, bekommt viel Antwort; wenn man die Leute fragt: haben Sie denn gar nichts auszuſetzen? denken Sie mal nach, ob Sie nichts bemertt haben! — dann wird doch wohl etwas herauskommen. Herr Dr. Spiegel hat ferner erklärt: unſer Werk wäre ſo diskreditiert, daß die Leute nicht nach Charlottenburg ziehen, weil das elektriſche Licht nichts tauge. Solange dieſe Anklagen nicht an mich heran⸗ gelreten ſind, ſo lange muß ich dieſe Angaben be⸗ zweifeln. Ich komme mit ebenſoviel Leuten in Berührung wie Herr Dr. Spiegel, und jedermann, der weiß, daß, wenn Klagen über das elektriſche Licht anzubringen ſind, ich der erſte bin, der ſie hören muß, der wendet ſich an mich, und ſolange ich derartige Klagen noch nicht zu Ohren bekommen habe und ich noch nicht gehört habe, daß die Leute unſer elektriſches Licht als minderwertig gegenüber dem Berliner betrachten und es anderem hintanſtellen, 81 ſo lange muß ich derartige Mitteilungen iguorieren, es ſei denn, daß mir geſagt wird: der und der hat das behauptet. (Sehr richtig!) Bürgermeiſter Matting: Ich möchte Herrn Stadtv. Dr. Spiegel noch entgegenhalten, daß er inſofern ſich entſchieden irrt und die Situation falſch auffaßt, wenn er die Sache ſo darſtellt, als ob ſeine Wahrheitsliebe gewiſſermaßen habe angezweifelt werden ſollen und ſeine Angaben auf ihre tatſächliche Richtigkeit haben geprüft werden ſollen. So kann ſich die Sache ja gar nicht abgeſpielt haben, und ich habe ja ſchon erklärt, wie ſie aller Wahrſcheinlichkeit nach vor ſich gegangen iſt Herr Stadtv. Dr. Spiegel hat jetzt eben — und das nehme ich auch als den Grund an, weshalb er ſich verletzt fühlt — geſagt: „Dem Magiſtrat ſtelle ich gegenüber meine Erfahrung, die ich aus eigener Beobachtung in der Sitzung am 23. Januar mitgeteilt habe“. In ſeiner Rede hat Herr Stadtv. Ir. Spiegel auf ſeine eigenen Be⸗ obachtungen, ſoviel ich weiß, nicht hingewieſen, ſondern hat allgemeine Bemerkungen über Klagen gemacht, die ihm zu Ohren gekommen ſeien. Ich habe, als Herr Stadtv. Dr. Spiegel ſagte: „Ich ſelbſt habe in dem Hauſe gewohnt, und ich ſelbſt habe die Beobachtungen gemacht“ ſofort geſagt: ſelbſt⸗ verſtändlich gegen dieſes Argument können wir mit den Berichten und mit den Protokollen unſerer Be⸗ ſolut gar nichts machen, denn wir können amten abſ unter keinen Umſtänden Herrn Stadtw. Dr. Spiegel das iſt nicht wahr, oder: gegenübertreten und ſagen: 1 Und ebenſo iſt ſelbſtver⸗ das glauben wir nicht. ſtändlich, wenn heute noch die Herren Stadtv. Dr. de Gruyter und Paetel als klaſſiſche Zeugen angeführt werden, daß das tatſächlich wahr iſt, wos hier von den Herren geſagt wird. Aber, meine Herren, das iſt erſt heute zutage gefürdert worden, wenigſtens nicht in der öffentlichen Sitzung von neulich. Ich glaube nicht, daß es in irgend einer Form zum Ausdruck gelangt iſt. (Zurufe bei den Liberalen.) Jedenfalls muß ich ſagen: nach meiner perſönlichen Erinnerung iſt mir abſolut unbekannt, daß Herr Stadtv. Dr Spiegel geſagt hätte: „Ich ſelbſt habe in dem Hauſe, in dem ich gewohnt habe, dieſe Be⸗ obachtung gemacht.“ Nun, aber, meine Herren, ſelbſt zugegeben, daß unſere Darſtellung, daß die Spannungsſchwankungen, die beobachtet worden ſind, nicht ſo erheblich geweſen ind, daß eine Ungleichmäßigkeit des Lichts dadurch ein wenig optimiſtiſch auf⸗ efaßt wäre, ſo, glaube ich doch, wird tatſächlich auch derr Stadtv. Dr. Spiegel zugeben können, daß nach den Feſtſtellungen, die gemacht worden ſind, ſo ſchwere gravamina gegen das Elektrizitätswerk, wie wir es wenigſtens nach ſeiner neulichen Darſtellung auffaſſen mußten, jedenfalls auch heute nicht haben feſtgeſtellt werden können, und ich glaube, man wird ſich hier wohl auf einen Ausgleich verſtändigen tönnen: wir werden zugeben können, daß nach beiden Seiten ein Gränchen Wahrheit und Unwahrheit, Richtigkeit und Unrichtigkeit liegt, und damit wird, glaube ich, die Sache wohl für heute als erledigt erachtet werden können. 5 herbeigeführt worden ſei, Stadtu. Otto: Meine Herren, meine Freunde fühlen ſich mit dem Herrn Bürgermeiſter durchaus eimig in dem Wunſche, die Angelegenheit mit größter Ruhe, sine ira et studio, zu behandeln, und ich