obdachloſe Perſonen darin aufgenommen werden können. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, der Antrag iſt bereits von uns im Etatsausſchuß geſtellt und dort leider abgelehnt worden. Trotzdem haben wir ihn von neuem eingebracht, und zwar aus dem Grunde, weil tatſächlich ein dringendes Bedürfnis vorhanden iſt, das Familienhaus auch gleichzeitig zu einem Aſyl für Obdachloie zu geſtalten. Wir haben uns mit dieſer Frage ja ſchon ſeit langen Jabren beſchäftigt, und zwar zu wiederholten Malen. Ich erinnere daran, daß wir bereits vor einer Reihe von Jahren eine Reſolntion angenommen haben, daß Charlottenburg ſich mit Berlin und anderen Nachburgemeinden in Verbindung ſetzen möge zwecks Errichtung eines gemeinſamen Aſyls für Obdachloſe für Groß⸗Berlin. Ich weiß nicht, ob der Magiſtrat dieſer Reſolution Folge geleiſtet hat, und was dabei herausgekommen iſt; ein poſitives Ergebnis hat jeden⸗ falls die Reſolution bisher nicht gezeitgt. Der Etatsausſchuß hat ja nun, ſoweit ich aus den Ausführungen des Herrn Referenten entnommen habe, den Magiſtrat erſucht, Erwägungen darüber einzuleiten, ob es ſich nicht empfiehlt, einen Zweckverband innerhalb Groß⸗ Berlins anzuſtreben, durch den in Charlottenburg obdachlos gewordene Ledige in einem Aſyl Auf⸗ nahme finden können. Dieſer Antrag des Etatsausſchuſſes entſpricht im weſentlichen der Reſolution, die wir vor einigen Jahren angenommen haben. Obwohl ich perſönlich auf dem Siandpunkt ſtehe, daß Zweckverbände auch auf dieſem Gebiete ſehr erwünſcht ſind, ſo glaube ich doch, daß in abſehbarer Zeit ein ſolcher Zweckverband noch nicht zuſtande kommt, und aus dieſem Grunde halte ich es für nötig, daß Charlottenburg allein vorgeht. Wir ſind ja im Begriff, das Familienhaus aus⸗ zubauen, und es wäre wohl eine Kleinigkeit, wenn die Aufnahmebeſtimmungen entſprechend geändert und bei dem Bauplan auch die Aufnahme von ledigen Obdachloſen vorgeſehen würde. Jedenfalls halte ich es für einen unwürdigen Zuſtand, daß wir dieſe un⸗ glücklichen Menſchen der Polizei überliefern, die ſie in Gewahrſam nimmt. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, ich habe den Herrn Dezernenten des Kapitel V mit Rückſicht auf ſeine mangelhafte Geſundheit zu dieſer ſpäten Siunde ſchon beurlaubt und muß um Entſchuldigung bitten, wenn meine Ausführungen nicht ſo ſachgemäß ſind, wie ſeine Mitteilungen geweſen wären. Ich erinnere mich einer Reſolution, welche den Magiſtrat auffordert, gemeinſam mit Berlin und den Nachvarorten ein Aſyl zu gründen, nicht, ſondern mir ſind die Beſtrebungen auf Gründung dieſes Zweck⸗ verbandes erſt bei dieſer Etatsberatung bekannt ge⸗ worden. Jedenfalls iſt mir über ein Ergebnis von Verhandlungen mit Berlin nichts bekannt. Ich mochte aber doch bitten, nicht heute ſchon einen Beſchluß dahin zu faſſen, daß wir nun für Charlottenburg ein eigenes Aſyl gründen ſollen. Denn daß wir gerade auf dieſem Gebiete für uns allein kaum etwas Fruchtbringendes ſchaffen können, liegt ja auf der Hand. Dieſe, wenn ich ſo ſagen ſoll, vaga⸗ bondierende Bevötkerung teilen wir eben mit Berlin und den anderen Vororten, und wenn etwas ge⸗ ſchehen ſoll, ſo kann es eben nur gemeinſchaftlich ſein. Ich möchte Sie bitten, es bei der Reſolution, die der Etatsausſchuß beſchloſſen hat, zu belaſſen. iſt über dieſen Antrag: Stadtv. Holz: Meine Herren, im Etatsausſchuß Der Magiſtrat wird erſucht, Erwägungen da⸗ rüber einzuleiten, ob es ſich nicht empfiehlt, einen Zweckverband innerhalb Groß⸗ Berlins an⸗ zuſtreben, durch den in Charlottenburg obdach⸗ 1o8 gewordene Ledige in einem Aſyl Aufnahme finden können, eingehend verhandelt worden, und zwar auf der Grund⸗ lage der Erwägungen, die Herr Kollege Hirſch hier zum Ausdruck gebracht hat. Bei näherer Prüfung der Sache bin ich der Meinung, daß der Magiſtrat ſich mit dieſer Reſolution befreunden würde, wenn wir vielleicht ein einziges Wort, das Wort „auch“, einfügen würden, wenn es nämlich heißen würde: Der Magiſtrat wird erſucht, Erwägungen da⸗ rüber einzuleiten, ob es ſich nicht empfiehlt, einen Zweckverband innerhalb Groß⸗ Berlins an⸗ zuſtreben, durch den auch in Charlottenburg obdachlos gewordene Ledige in einem Aſyl Auf⸗ nahme finden können. Dieſer Zweckverband ſoll es ermöglichen, in dem großen Berlin Perſonen, die in dieſe traurige Lage kommen, ein Obdach zu gewähren, und da Charlotten⸗ burg allein nicht in der Lage iſt oder wenigſtens in abſehbarer Zeit vielleicht nicht in die Lage kommen wird, ein derartiges Aſyl zu ſchaffen, ſo müſſen der⸗ artige Verhandlungen mit Berlin und den anderen Gemeinden Groß⸗Berlins geführt werden, und es würde ſehr erwünſcht ſein, wenn der Magiſtrat ſich mit den anderen Gemeinden Groß⸗Berlins ſofort in Verbindung ſetzen würde, um feſt ʒuſtellen, ob es nicht möglich ſein würde, auf dieſem Wege weiter zu kommen. Ich würde alſo bitten, die Reſolution mit der von mir gewünſchten Einfügung des Wortes „auch“ anzunehmen. Ich wollte dem Herrn Bürger⸗ meiſter nur erwidern, daß ein Beſchluß, mit den Gemeindeverwaltungen von Groß⸗Berlin ſich in Ver⸗ bindung zu ſetzen, am 1. Juni 1904 von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung gefaßt iſt. Wir finden auch in den Vorlagen für 1905 unter dem Fragebogen die Frage: Die Stadtverordnetenverſammlung hat den Magiſtrat am 1. Juni 1904 erſucht, mit den Gemeindeverwaltungen von Groß⸗Berlin behufs Errichtung eines gemeinſchaftlichen Aſyls für Obdachloſe für Groß-Berlin in Verbindung zu treten. Der Magiſtrat wurde angefragt, wie dieſe An⸗ gelegenheit ſteht. Ich möchte daran erinnern, daß der Antrag urſprünglich in dem Ausſchuß geſtellt war, der zur Vorberatung des Proiekts betr. Ausbau des Famillenhauſes eingeſetzt war; ich ſelbſt habe ihn geſtellt, und Herr Kollege Roſe hat ihn dann im Plenum als Referent begründet. Der Magiſtrat antwortete auf dieſe Frage: Wir haben bisher davon abgeſehen, mit den anderen Gemeinden in der Sache in Ver⸗ bindung zu treten, weil inzwiſchen die Frage, ob es überhaupt zweckmäßig iſt, Aſyle in der bisherigen Art zu errichten, erörtert wurde. Nachdem von Paſtor v. Bodelſchwingh, und mit ihm von vielen anderen, gegen dieſe Aſyle Bedenken erhoben worden ſind, erachten wir — zweckmäßig, einſtweilen nichts zu veran⸗ aſſen. Stadtv. Hirſch: