—0 Nr. 1 bis 10 Anlage — auf 37 300 ℳ. Wir haben ferner im Etatsausſchuß beſchloſſen, der Stadtverordnetenverſammlung folgende Reſolution zu empfehlen: Der Magiſtrat wird erſucht, einen Kurſus über Bürgerkunde an der Fortbildungsſchule ein⸗ zurichten. Ich will Sie hier nicht damit aufhalten, die Notwendigkeit und Nützlichkeit einer ſolchen Lehre des näheren zu begründen. Sie wiſſen, daß es gerade für das Alter der Schüler, die die Fort⸗ bildungsſchule beſuchen, in dem der Intellekt fähig iſt, die tieferen Gründe ſittlicher und rechtlicher Verhältniſſe zu begreifen, in dem aber andererſeits an den Willen der jungen Leute alle möglichen Verlockungen und Verſuchungen herantreten, außer⸗ ordentlich notwendig iſt, ihnen einen Einblick zu geben in das ſittliche und rechtliche Getriebe der ganzen Umwelt. Darum meinen wir, daß es notwendig iſt, die jungen Leute „wenigſtens fakultativ“ in einer Stunde in die Bürger⸗ und Lebenskunde einzuführen. Ich bitte Sie, den Antrag des Etats⸗ ausſchuſſes anzunehmen. Bei den Einmaligen Ausgaben hat der Etatsausſchuß nur gebeten. als Abſchnitt 10 einzuſtellen: Beſchaffung von 4 Schreibmaſchinen für die gewerbliche und kaufmänniſche Fortbildungs⸗ ſchule 1400 ℳ. Auch dies empfiehlt ſich ganz von ſeltſt. Bei den heutigen geſteigerten Anſprüchen an junge Leute, die im Buchhalterſtande, überhaupt im Kaufmannsfach fortkommen wollen, wird die Kenntnis der Schreib⸗ maſchinentechnik ohne weiteres verlangt. Ich bitte Sie, auch dieſem Antrage zuzuſtimmen. Im Etatsausſchuß wurde ferner angeregt, in der Beſoldungsdienſtordnung in Kapitel III die Sekretariateſtelle für die Kunſtgewerbe⸗ und Hand⸗ werkerſchule mit den Stellen der geprüften Sekretäre gleichzuſtellen. Dieſer Antrag iſt aber vom Etats⸗ ausſchuß abgelehnt worden. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Der Gedanke, in der Fortbildungsſchule, und zwar in der Fort⸗ bildungsſchule für männliche Perſonen, Bürgerkunde und Lebenskunde einzuführen, entſpricht durchaus den Erwägungen, die im Magiſtrat ſchon ſeit langer Zeit gepflogen worden ſind. Es ſind bisher ſchon Kapitel aus dieſen Gebieten im deutſchen Unterricht mit durchgenommen worden, und vor einem Jahre traten wir dem Gedanken nahe, einen wahlfreien Kurſus ausſchließlich für Bürger⸗ und Lebenskunde einzuführen. Es iſt damals der Direktor der Anſtalt beauftragt worden, einen Lehrplan dafür auszuarbeiten. Derſelbe liegt ſeit kurzem in den weſentlichen Elementen vor, und ich glaube nicht, daß von ſeiten des Magiſtrats etwas dagegen eingewendet werden könnte. Auch in der Fortbildungsſchule für Mädchen haben wir bereits Unterricht in Bürger⸗ und Lebenskunde eingefüyrt. Hier haben wir ſie organiſch mit dem deutſchen Unterricht zu verbinden geſucht, der in etwas anderer Weiſe, weniger abhängig von der Berufskunde, getrieben wird. Wir werden ja ſpäter ſehen, was ſich am meiſten empfiehlt, und dann auf dem beſſeren Wege weiter fortſchreiten. Dagegen habe ich gegen den Antrag des Herrn Refe renten, 1400 Mk. für Schreibmaſchinen ein⸗ zuſtellen, recht erhebliche Bedenken, nicht dagegen, 106 Beſoldungen laut doß der Unterricht an der Schreibmaſchine auf den Fortbildunsſchulen für männliche Perſonen eingeführt wind. Es gibt jedenfalls eine große Anzahl von jungen Leuten, die die Einführung des neuen Faches lebhaft begrüßen würden, obwohl zur Zeit ein Bedürfnis noch nicht gerade ziffermäßig nachgewieſen worden iß. Aber, meine Herren, wenn ſie meinen, es müſſe ein derartiger Unterricht eingeführt werden, dann können wir nicht mit nur 4 Maſchinen anfangen. Das geht meiner Anſicht nach nicht, ganz ſchwer⸗ wiegende pädagogiſche Gründe ſprechen dagegen. Denken Sie ſich ein Schulzimmer mit 4 Maſchinen: dazu gehören eben nur 4 Schüler, und wir brauchen für ſie ein Zimmer und einen Lehrer. Das iſt der allerteuerſte Unterricht, den man ſich nur denken kaun. Auch aus ökonomiſchen Gründen bitte ich Sie, meine Herren, den Antrag wenigſtens in der Form nicht anzunehmen. Es würde dann die einzelne Unterrichtsſtunde ja viel teurer kommen als an einem Gymnaſium oder Realgymnaſium. Wir haben gewöhnlich — man muß ſich ja eine Norm machen, mit welcher Zahl von Schülern man einen Kurſus eröffnet — 10 Schüler als das Mindeſtmaß an⸗ genommen. Wenn alſo Unterricht im Maſchinen⸗ ſchreiben erteilt werden ſoll, dann muß auch Gelegenheit vorhanden ſein, gleichzeitig mindeſtens 10 Schüler zu beſchäftigen; ſonſt iſt es zu teuer. Wenn Sie aber meinen ſollten, daß dieſe 4 Maſchinen nur aufgeſtellt werden ſollen, damit hier und da mal jemand darauf übt, ſo habe ich auch dagegen lebhafte Bedenken. Ein ſolches Uben auf einer koſtſpieligen Maſchine für 15, 16⸗jährige Jünglinge halte ich für ein außerordentlich gewagtes und gefährliches Experiment. Meine Herren, Sie können überzeugt ſein, daß alsdann von den 4 Maſchinen manchmal nur die Hälfte im Gange die andere reparaturbedürftig ſein würde. Es gehört unter allen Umſtänden auch eine Aufſicht dazu, und das macht die Sache koſtſpielig. Ich glaube, meine Herren, aus den Erwägungen, aus denen wir in der Deputation — meines Wiſſens, ohne von irgendwelcher Seite Widerſpruch zu finden — vor einem halben Jahre den Antrag des Direktors auf Einführung des Schreibmaſchinenunterrichts ab⸗ gelehnt haben, wegen Raummangels, können wir den Antrag auch zur Zeit noch vertagen. Wir find ja augenblicklich in eine etwas günſtigere Lage dadurch gekommen, daß vor wenigen Wochen beſchloſſen worden iſt, uns ein Haus in der Wallſtraße zur Verfügung zu ſtellen. Aber ich glaube, auch dieſe Räumlichkeiten werden nur für eine kurze Zeit ausreichen. Wir kommen dann wieder in Bedrängnis, und für ſo wichtig erachte ich die Einführung des Schreib⸗ maſchinenunterrichts nicht. Wenn Sie aber durchaus für Beſchaffung von Maſchinen eintreten wollen, ſo bitte ich, wenigſtens Schreibmaſchinen in einer ſolchen Zahl zu bewilligen, daß der Unterricht, wie ſonſt üblich, erteilt werden kann. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, die Stadtverordnetenverſammlung hat ſich ſchon früher auf den Standpunkt geſtellt, daß es wünſchenswert wäre, die obligatoriſche Fortbildungsſchule auch auf die weiblichen Handlungsgehilfen auszudehnen. Der Magiſtratsvertreter hat im vorigen Jahre erklärt, daß die Feſtſtellung der Volks⸗ 1.— von 1905 abgewartet werden ſollte, die achrichten würden demnächſt eingehen. Bei dieſer Gelegenheit werde eventuell beſprochen und beſchloſſen