—— 110 — Meine Herren, im Etatsausſchuß iſt der Vor⸗ ſchlag gemacht worden, dieſe 85000 ℳ in dem Etat Schuldendienſt des Jahres 1907 ganz zu ſtreichen und ſie dem in dieſem Jahre ſo knapp bemeſſenen Dispoſitionsfonds zuzuwenden. Der Magiſtrat hat dagegen Einwendungen erhoben, die auch vom Aus⸗ ſchuß anerkannt worden ſind. Es wurde nämlich vorgeſchlagen, die 85000 ℳ der Anleihe, die im Jahre 1908 aufgenommen werden ſol, ſelbſt aufzu⸗ bürden, oder aber die Summe wenigſtens in den Etat für 1908 einzuſtellen. Der Magiſtrat erwiderte darauf, daß zu dem erſten Beſchluß die Bewilligung der Regierung notwendig wäre und daß es zweifelhaft wäre, ob wir dieſe bekämen. Er warnte davor, die 85 000 ℳ in den Etat für 1908 aufzunehmen, weil der Schuldendienſt in dieſem Jahre bereits durch Tilgung der Anleihe von 1905, die in dieſem Jahre beginnt, erheblich belaſtet wird. Wenn Sie geſtatten, will ich Ihnen mit einigen Worten ſagen, wie ſich im nächſten Jahre der Schuldendienſt ſtellen wird. Es crhöht ſich der Schuldendienſt, der ſich augenblicklich nach Abzug des Sonderetats im Jahre 1957 auf 2400000 ℳ ſtellt, im Jahre 1908 auf 2866000 und im Jahre 1910 auf 3092000 ℳ. Wenn wir die Tilgung der neuen Anleihe, die im nächſten Jahre aufgenommen werden ſoll, hinzurechnen, ſo erhöhen ſich die Ausgaben des Schuldendienſtes im Hauptetat von 2400000 ℳ im Jahre 1907 auf 3492000 ℳ im Jahre 1910. Das iſt alſo ein Mehr von 1090000 ℳ. Meine Herren, es gibt das wohl zu denken. Wir hätten uns bei Aufnahme neuer Anleihen einigermaßen daran zu erinnern, wie erheblich ſich die Zahlen des Schuldendienſtes ſteigern. Wenn wir aber die Ge⸗ ſamtſchulden der Stadt Charlottenburg betrachten, ſo iſt das Bild doch nicht ſo ſchwarz; im Gegenteil Wir haben nämlich im ganzen bis jetzt ſeit dem Jahre 1885 in Charlottenburg für 102 Millionen Anleihen aufgenommen. Davon ſind im Laufe der Jahre etwa 9 Millionen getilgt worden. 11 Millionen hatten wir am 1. Jannar des Jahres bei den ver⸗ ſchiedenen Banken, bei denen die Emifſionen ſtattge⸗ funden haben, gut, ſodaß 82 Millionen Schulden geblieben find. Von dieſen 82 Millionen ſind 10 etwa auf Erwerbung von Grundſtücken verwandt und 30 in werbenden Anlagen: für Gasanſtalt, Elek⸗ trizitätswerk eic. Es bleiben demnach im ganzen noch 42 Millionen, die zu unproduktiven Zwecken verwandt ſind, und das ſcheint mir in anbetracht deſſen, daß wir einen Etat von etwa 30 Millionen jährlich in Einnahme und Ausgabe haben, keines⸗ wegs zu hoch. (Stadtv. Kaufmann: Sehr richtig!) Ich glaube, wir können unbeſorgt — wenn auch nicht weiter Schulden machen, ſo doch unbeſorgt in die Zukunft ſehen. Ich bitte Sie alſo, dem Beſchluß des Etats⸗ ausſchuſſes auf Erhöhung der Poſition von 80 auf 85000 ℳ zuzuſtimmen und im übrigen den ganzen Etat Kapitel XIII nach der Vorlage anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung ſtellt Kapitel XIII — Schuldendienſt — in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlage des Magiſtrats mit der vom Berichterſtatter vorgetragenen Abänderung feſt.) Vorſteher Roſenberg: Kapitel vIII. Straßenban. Wir kommen jetzt zu Berichterſtatter Stadtu. Wöllmer: Der Etats⸗ ausſchuß hat zunächſt folgende kleinen Anderungen beſchloſſen: Ausgaben. Abſch nitt 6 1— Techniſche Hilfe — erhöht auf 23 300 ℳ. Abſchnitt 8 Als Nr. 13 iſt neu einzuſtellen: Aus Anlaß der Regulierung der Straße 30 a — v—3 (verl. Scharrenſtraße) entſtehende Zinſen für die auf die Palis'ſche Grundſtücks⸗ ſtraßenfront anteilig entfallenden Grunderwerbs⸗ koſten 3240 ℳ. Zahlbar auf beſondere Anweiſung. Die bisherige Nr. 13 wird Nr. 14. Nr. Einnahmen. Abſchnitt 4 Nr. 55 ſoll lauten: Von dem Gaſtwirt Auguſt Konrad, hier, Tegeler Weg 95 200 ℳ. Zahlbar zu a am Jahresſchluſſe vom Kapitel IX Abſchnitt 4 Nr. 8, zu b halbjährlich im vor⸗ aus am 1. April und 1. Oktober j. I. Einmalige Ausgaben. Abſchnitt 11 ſoll lauten: Künſtleriſche Ausgeſtaltung der Charlottenburger Brücke (225000 ℳ), IV. Teilbetrag 20 000 ℳ. Im Etat ſtand urſprünglich 50 000 ℳ, der Etats⸗ ausſchuß kam zu der Überzeugung, daß in dieſem Jahre nur 20000 ℳ gebraucht werden, und hat demnach die 50 000 ℳ um 30 000 ℳ gekürzt. Abſchnitt 12 ſoll lauten: Aufſtellung einer öffentlichen Uhrenanlage vor⸗ behaltlich beſonderen Gemeinde Beſchluſſes 70 000 ℳ. Der Etatsausſchuß hat ſich grundſätzlich mit der Aufſtellung von Normaluhren auf den belebteſten Straßen und Plätzen Charlottenburgs einverſtanden erklärt. Da aber dieſe Frage in einen Zuſammen⸗ hang mit der Aufſtellung von Zeitungshäuschen zu bringen iſt, über die wir ſpäter beſchließen ſollen, ſo hat der Etatsausſchuß dieſen Zuſatz gemacht, um eine beſondere Vorlage des Magiſtrats zu erwarten. In Bezug auf die Neureguliernng von Straßen hat der Herr Kämmerer in ſeiner Etatsrede bereits das Kapitel Straßenbau das Schmerzenskind bei der diesjährigen Etatsaufſtellung genannt und hat ſeinem Bedauern Ausdruck gegeben, daß nur die Summe von etwa 462 000 ℳ für Neuregulierung von Straßen in den Etat eingeſetzt werden konnte. Den Etats⸗ ausſchuß hat derſelbe Gedanke beherrſcht, und er ge⸗ langte zu dem Beſchluß, Ihnen diesmal einen ähn⸗ lichen Antrag zu unterbreiten, wie Ihnen ein ſolcher im vergangenen Jahre bei der Etatsberatung vorge⸗ legen hat, nämlich aus dem Überſchuß des Jahres 1906, ſoweit dieſer über 1 Million betragen ſollte, bis 207 000 ℳ für Neuregulierung von Straßen in dieſem Etatsjahre zu verwenden. Demnach bringe ich als Antrag des Etatsausſchuſſes zum Vortrag: 4. Der Magiſtrat wird erſucht, denjenigen Betrag des Verwaltungsüberſchuſſes des Rechnungsjahres 1906, der die Summe von 1 Million Mark überſteigt, bis zur Höhe von etwa 207 000 ℳ zur Pflaſterung nachſtehend genannter Straßen zu verwenden: 1. Neupflaſterung der Kno⸗ belsdorffſtraße zwiſchen Danckelmann⸗ und So⸗