renten durchans der Meinung bin, daß die Zeit ſchon etwas vorgerückt iſt, und daß es deswegen wohl er⸗ wünſcht wäre, wenn wir alle uns etwas kurz faſſen, (ſehr gut! bei den Liberalen) ſo kann ich trotzdem (Stadtv. Dr. Crüger: Das glaube ich!) trotzdem nicht anerkennen, daß es nicht geradezu unſere Pflicht wäre, bei dieſer Gelegenheit etwas gründlicher über die Wertzuwachsſteuer zu ſprechen. Denn dieſe Steuer ſteht gegenwärtig nicht nur bei uns zur Debatte, ſie ſteht gegenwärtig in Groß⸗Berlin und auch in anderen Teilen Deutſchlands zur De⸗ batte, und ich glaube, die Bevölkerung Charlottenburgs würde es kaum verſtehen, wenn wir über dieſe Steuer hier lediglich deswegen, weil die Zeit zu vorgerückt iſt, eben nicht eingehender ſprechen wollten. Meine Herren, ich will verſuchen, mich möglichſt kurz zu faſſen (Heiterkeit — Stadtv. Dr. Crüger: Das war die Einleitung!) und das, was ich zu ſagen habe, möglichſt zuſammen⸗ zudrängen. Meine Herren, wir haben im vorigen Jahlre einen Antrag eingebracht — auch in Bezug auf die Wertzuwachsſteuer —: den Magiſtrat zu erſuchen, in Erwägung darüber einzutreten, ob ſich die Einführung einer Wert⸗ zuwachsſteuer für Charlottenburg empfiehlt, und der Stadtverordnetenverſammlung cventuell im Laufe des Etatsjahres 1906 eine entſprechende Steuerordnung vorzuſchlagen. Damals alſo, meine Herren, wollten wir gein er⸗ reichen, daß der Magiſtrat dieſe Sathe ernſtlich prüft und in Erwägung darüber eintr tt. Dieſes Mal lautet unſer Antrag anders; dieſes Mal ſtellen wir direkt den Antrag, den Magiſtrat um eine Vorlage zu erſuchen, durch welche die Wertzuwachsſteuer bei uns eingeführt wird. Wir haben alſo danach die Verpflichtung, nachzuweiſen, daß eine ſolche Steuer nicht nur nützlich und gerecht wäre, ſondern daß auch bei uns eine Notwendigkeit für die Einführung einer neuen Stener vorliegt. Man könnte ja ſagen — genan wie im vorigen Jahre —, der Etat iſt zur Balance gebracht, er iſt im Gleichgewicht, und deswegen haben wir keinen Anlaß. im gegenwärtigen Moment wiederum eine neue Steuer vom Magiſtrat zu verlangen, etwa Steuern auf Vorrat zu bewilligen. Aber, meine Herren, wer den Etatsberatungen aufmerkſam gefolgt iſt, und nicht nur den Etatsberatungen im letzten Jahre, ſondern auch ſchon im vergangenen Jahre, der wird ſeyr wohl wiſſen, daß der Etat doch nur mit großer Schwieriakeit zur Balauce gebracht iſt, und daß manche Wünſche zurückgeſtellt werden müſſen, weil, wie man ſich ausdrückte, kein Geld dafür vr⸗ handen iſt. In der erſten Sitzung, in welcher der Etat be⸗ raten wurde, waren die Reden einzelner Herren Kollegen getragen von einer gewiſſen Freudigkeit, einer gewiſſen Genugtuung darüber, daß es gelungen ſei, den Etat wiederum ins Gleichgewicht zu briugen mit Aufrechterhaltung von 100 % Zuſchlag zur Staatseinkommenſteuer, und es wurde die Hoffnung g ausgeſprochen, es würde vielleicht bei den günſtigen Verhältniſſen auch noch gelingen, in einigen Ctats Verbeſſerungen zu erreichen — nein, das iſt nicht ganz richtig; es wurden dieſe Hoffnungen nicht direkt ausgeſprochen, ſondern es wurde ſchon damals mit einer gewiſſen Reſignation darauf verzichtet. Herr Kollege Kaufmann ſagte: 122 Am weheſten iſt mir auch in dieſem Jahre das Kapitel der Gasanſtalten. 1900 000 ℳ Uber⸗ ſchuß ſind eine wunderbare Sache; ſie ſind er⸗ freulich, ſie ſind ſür unſern Etat nach meiner Anſicht unentbehrlich, und dennoch wird man hierbei das Gefühl nicht los, daß man durch dieſe indirekte Beſteuerung eines großen Ttiles unſerer Mitbürger ihnen eine außerordentliche Laſt auferlegt. Herr Kollege Kaufmann gab dem Gedanken Ausdruck, daß der Ieberſchuß der Gasanſtalten den Gedanken einer Herabſetzung des Gaspreiſes nahelegt; ja, er ſagte geradezu — er hatte d och eine gewiſſe Hoffnung —: ich glaube nicht, daß der Ausfall unerſchwinglich ſein wird. und auch die Reden anderer Herren ließen eine gewiſſe Hoffnung auf Flüfſigmachung von Mitteln für eine Reihe von Kulturzwecken erwarten. Nun, die Hoffnung auf die Herabſetzung des Gaspreiſes hat ſich nicht erfüllt. Der dahin geſtellte Antrag iſt abgelehnt worden, nicht etwa weil man ſich ſagte: er iſt nicht berechtigt, ſondern weil man ſich ſagte: dieſe 1900000 ℳ ſind für die Balancierung unſeres Etats notwendig, wir können ſie nicht ent⸗ behren. Wir haben weiter im Verlaufe der Etatsberatung auf ein ſolches Tempo von Schulbauten verzichten müſſen, wie es wohl allen erwünſcht wäre. Wir haben vor allen Dingen und ich glaube, das iſt einer ganzen Reihe von den Herren Kollegen beſonders ſchmerzlich — auf eine Reihe von Straßen⸗ regulierungen verzichten müſſen, die ganz ſicherlich eigentlich zu den notwendigen Ausgaben gehören. Sie ſehen alio, daß auch der gegenwärtige Etat recht wohl Zuführung reichlicherer Mittel vertragen hätte, daß Verwendung für dieſe Mittel reichlich vorhanden wäre. Aber, meine Herren, immerhin, der Etat balanciert momentan, und wir haben ja auch beantragt, in dem gegenwärtig vorliegenden Kapitel X irgend eine Summe bedeutend heraufzuſetzen; wohl aber beantragen wir, daß uns im Laufe dieſes Jahres eine Wertzuwachsſteuervorlage gebracht wird, damit ihre Erträgniſſe im nächſtjährigen Etat er⸗ ſcheinen. Denn, meine Herren, darüber dürfen wir uns gar keiner Täuſchung hingeben die Aufgaben der Stadt Charlottenburg — Aufgaben, welche viel Geld erfordern werden — ſind beſtändig im Wachſen be⸗ griffen; es wird immer ſchwerer ſein, unſern Etat zu balancieren. Ich erinmere an die Vorlage, die uns ja auch heute oder morgen noch beſchäftigen ſoll: Bewilligung von Mitteln zur Hebung der Gemeinde⸗ ſchulen; ich erinnere daran, daß wir ſeinerzeit dieſe Mittel nur zur Durchführung der geplanten Ver⸗ beſſerungen in einem Teile unſerer Schulen, in einem Teile unſerer Stadt bewilligt haben. Es hat mich ein gewiſſes Gefühl der Beſchämung beſchlichen, als ich leſen mußte, daß die Genehmigung der Regierung zur Einführung derjenigen Maßnahmen. die ſchon im vorigen Jahre getroffen wurden, davon abhängig emacht wurde, daß wenigſtens dieſe Maßnahme — die Beſchränkung der Frequenz in der Aufnahme⸗ klaſſe — für alle Gemeindeſchulen Charlottenburgs durchgeführt würde. Im allgemeinen iſt unſere preußiſche Regierung nicht gerade ein Pfadfinder auf dem Wege der Verbeſſerung unſeres Volkſchulweſens, und es iſt mir nicht angenehm, daß in einem Punkte die preußiſche Regierung ſich noch vorgeſchrittener