zeigte als die Stadtverordnetenverſammlung von Charlottenburg. Ich würde es begrüßen, wenn wir die weiteren Maßnahmen, die mit dem 1. April dieſes Jahres in Kraft treten ſollen, gleich auf fämtliche Gemeindeſchulen Charlottenburgs erſtrecken, nicht nur, wie die Vorlage, die uns gebracht ift, es will, auf die Schulen weſtlich von der Wilmersdorfer⸗ Straße. Weiter aber werden Mittel notwendig werden auf dem Gebiete der Fortbildungsſchulen, auf dem Gebiete der Krankenfürſorge, auf dem Gebiete der Säuglingspflege. Alles das ſind Gebiete, die mit dem weiteren Wachstum der Stadt, mit ihrer weiteren Entwicklung in erhöhtem Maße Aufwendungen ver⸗ langen werden. Vor allen Dingen auch das Gebiet der Armen⸗ verwaltung! Meine Herren, wir leben gegenwärtig, wie uns auch im Etatsausſchuſſe von dem Herrn Kämmerer ſehr nachdrücklich zu Gemüte geführt worden iſt, immer noch von der guten Zeit; wir haben Uberſchüſſe, bedingt durch die gute Konjunktur auf allen Gebieten des wirtſchaftlichen Lebens; aber wir können — führte der Herr Kämmerer nachdrücklich und, wie ich glaube, mit Recht aus keineswegs darauf rechnen, daß dieſe guten Zeiten dauernd ſein werden, daß wir mit ſolchen Überſchüſſen immer arbeiten werden, ſondern wir werden auf erhebliche Mindereinnahmen rechnen müſſen. Und gerade auf dem Gebiete der Armenverwaltung wird ſich, wenn die Zeiten ſchlechter werden, die Notwendigkeit ſehr erhöhter Mehrausgaben herausſtellen. Ich erinnere nur an die großen Ausgaben, die notwendig werden, wenn etwa eine ſtarke Arbeitsloſigkeit einſetzt. Charlottenburg hat leider in den letzten Jahren, in welchen wir eine einigermaßen günſtige Zeit hatten, das Problem der Arbeitsloſenunterſtützung wieder ganz aus den Augen verloren. Es iſt nicht mehr daran gerührt worden. Man begnügt ſich damit, zu ſagen: es liegt ja eine unmittelbare Notwendig⸗ keit nicht vor. Die Arbeitsloſigkeit iſt ja momentan nicht beſonders groß. Aber gerade weil nichts dafür getan iſt, um in irgend einer organiſchen Weiſe die Arbeitsloſenfürſorge zu fördern, gerade deswegen werden, wenn eine Arbeitsloſigkeit bei ſchlechterer Zeit hereinbricht, die Anforderungen an die Armen⸗ verwaltung um ſo mehr — ich will nicht ſagen: ins Ungemeſſene, aber ganz außerordentlich — ſteigen und uns erhöhte Ausgaben zu einer Zeit auferlegen, in welcher wir mit Mindereinnahmen zu rechnen haben. Ich will mich auf das Geſagte beſchränken und nicht hinweiſen auf das Wachstum der Löhne, auf die Lohnerhöhungen, denen ſich die Stadt mit der Zeit gar nicht entziehen kann, auf die Gehaltser⸗ öhungen und manches andere, was ja auch noch an die Stadt herantreten wird. Ich glaube, das Geſagte wird ſchon genügen, um zu zeigen, daß es tatſächlich notwendig iſt, die Finanzverhältniſſe Charlottenburgs auf eine — ich will nicht ſagen: geſunde Baſis zu ſtellen, denn ich will nicht ſoweit gehen, zu ſagen, daß die gegenwärtige Grundlage ungeſund und krank iſt, aber doch: um die Finanz⸗ verhältniſſe Charlottenburgs auf eine geſündere, auf eine feſtere Grundlage zu ſtellen als gegenwärtig. Soviel alſo über die Notwendigkeit einer Wert⸗ zuwachsſteuer, überhaupt über die Notwendigkeit, daran zu denken, ſtärkere Mittel aufzubringen. Wenn wir aber an die Auſbringung ſtürkerer Mittel denken, dann, meine Herren, bietet ſich die Wertzuwachsſteuer in allererſter Linie als diejenige Steuer dar, die geradezu ſich uns aufdrängen muß. 123 Der Grundwert der Gemeinde wächſt ja doch in allererſter Reihe gerade durch die Tätigkeit der Ge⸗ meinde. Die hohen Steigerungen. die der Grund⸗ wert erfährt, erfährt er doch nicht dadurch, daß der einzelne Grundbeſitzer beſondere Aufwendungen für ſeinen Grundbeſitz macht, ſondern er erfährt ſie durch die Tätigkeit der Gemeinde in allererſter Reihe. (Widerſpruch.) — Gewiß, meine Herren, das wird niemand leugnen, daß ein großer Teil des geſteigerten Grund wertes dadurch dem Grundwert zugewachſen iſt, daß man auf dieſem Grund und Boden die entſprechenden Aufwendungen gemacht hat Daran aber, denkt ja auch wohl niemand, derartige Wert⸗ ſteigerungen in irgend einer Weiſe noch beſonders zu belaſten und zu beſteuern; ſondern es handelt ſich um diejenigen Wertſteigerungen, die eben nicht durch Aufwendungen des Beſitzers, ſondern durch das allgemeine Emporblühen des Gemeinweſens und durch beſondere Aufwendungen der Gemeinde dem Bodenwert zugeführt werden. Daß es derartige Steigerungen gibt, meine Herren, dafür möchte ich Ihnen nur ans der Be⸗ gründung einer Vorlage, die uns letzthin beſchäftigt hat, einige Worte vorleſen oder Sie an die Vorlage erinnern. Es iſt eine Vorlage, die nicht für die Offentlichkeit beſtimmt war; ich werde daher auch ver⸗ meiden, das betreffende Grundſtück näher zu bezeichnen. Es wurde uns eine Vorlage vorgelegt, ein Grund⸗ ſtück für einen Preis anzukaufen, der etwas mehr als 10 % höher iſt als derjenige Preis, zu dem uns dasſelbe Grundſtück im Jahre 1900 angeboten worden iſt. Schon damals wollte die Stadt es kaufen; aber der geforderte Preis war zu hoch. Ietzt kauft die Stadt — wir haben ja in voriger Sitzung beſchloſſen, daß es gekauft wird — das Grundſtück zu einem um mehr als 10 % erhöhten Preiſe. In der Be⸗ gründung aber ſteht: Der Preis iſt allerdings hoch; wenn jedoch in Betracht gezogen wird, daß das Grundſtück im Laufe der Zeit, beſonders auch infolge der Durchlegung einer Straße — ich will die Straße nicht nennen — an Wert gewonnen hat, und wenn weiter berückſichtigt wird, daß wir das Grund⸗ ſtück brauchen, ſo dürfte der Preis nicht zu hoch ſein. — Alſo es wird uns hier klar geſagt, daß der Wert des Grundſtücks durch die Länge der Zeit geſtiegen iſt. Was heißt das? Das heißt und kann nur heißen, daß lediglich durch die Zeit ohne jede Tätigkeit des Beſitzers der Grundwert in Charlottenburg ſteigt, weil Charlottenburg ein emporblühendes Gemein⸗ weſen iſt, weil in Charlottenburg eine gewerbstätige Bevölkerung heranwächſt, die auf dem Boden leben muß, und deswegen die Grundrente, deren kapitali⸗ ſierter Wert ja den Grundwert darſtellt, ſteigen muß ohne jede Arbeit des Beſitzers. Und zweitens iſt der Grundwert geſtiegen⸗ wird uns geſagt, weil die Stadt eine Straße durchgelegt hat. Das iſt nur ein einzelnes kleines Beiſpiel für die Steigerung dieſes Grundwerts, aber ein Beiſpiel, das ich, gerade weil es hier bekannt war, herausgreifen wollte, das jedoch keineswegs in dem Sinne vereinzelt iſt, daß in Charlottenburg beim Grund und Boden derartiges nicht gang und gäbe wäre. Ich habe bereits im vorigen Jahre, als ich unſern damaligen Antrag begründete, darauf hinweiſen können, daß ſeit dem Jahre 1898 ganz andauernd bis zum Jahre 1906 in dieſen 7 Jahren der Grundwert um 400 Millionen Mark geſtiegen iſt, und zwar war er in den einzelnen Jahren geſtiegen um 54, um 30, um 35, um 68, um 26, um 50, um 52 Millionen, von