—— 126 — zugehen, als eine der erſten Gemeinden auf dieſem Gebiete hier zu experimentieren, wir ſollten doch ab⸗ warten, was andere Gemeinden, auch andere Vor⸗ orte von Berlin tun. Ich weiß nicht, ob für Herrn Kollegen Stadthagen ſchon das Beiſpiel Berlins, das ja ſehr eingehend ſich mit diefer Frage jetzt be⸗ ſchäftigt, maßgebend iſt. Ich möchte Herrn Kollegen Stadthagen aber dann darauf hinweiſen, daß auch bereits einige Vorortsgemeinden Berlins auf dieſem Gebiete vorgegangen ſind, daß bereits die Gemeinden Pankow, Weißenſee, Reinickendorf, Tegel — von dieſen vier weiß ichs im Moment genau; ich glaube, (s ſind noch mehrere eine Wertzuwachsſteuer ein⸗ geführt haben. Wir würden alſo durchaus nicht mehr bahnbrechend auf dieſem Gebiete vorgehen, wir würden hier ſchon Spuren kleiner Gemeinden folgen, die in weiterer Vorausſchauung, als ſeinerzeit Berlin und die größeren Vorortgemeinden bewieſen haben, darauf hindrängen, den auch dort dauernden Zuwachs des Wertes an Grund und Boden — den auch in dieſen Gemeinden nicht die Grundbeſitzer ſchaffen — für die Gemeinden zu einem Teile wenigſtens uutzbar zu machen. Meine Herren, damit möchte ich, momentan wenigſtens, ſchließen. Ich will nur noch ein Argument anführen, daß letzthin in den Verhandlungen in Berlin der Oberbürgermeiſter Kirſchner angeführt hat. Er rief dort den Stadtverordneten zu, daß dieſe Be⸗ ſteuerung im Zuge der Zeit liege, der Staat ſelbſt dränge auf die Einführung dieſer Beſteuerung hin. Auch wir, ſagte er in Bezug auf Berlin — und ich glaube, meine Herren, ich kann das auch in Bezug auf Charlottenburg wiederholen — auch wir werden in abſehvarer Zeit gezwungen ſein, unſern Etat der ſtaatlichen Behörde vorzulegen. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Auch für uns wird in ganz abſehbarer Zukunft die Zeit kommen, namentlich wenn wir in der Weiſe unſere Finanzpolitik weiter betreiben wie gegenwärtig, wo wir mit den 100% Zuſchlag nicht auskommen können. Dann aber, wenn wir unſern Etat dem Staate vorlegen müſſen, werden die ſtaatlichen Be⸗ hörden mit vollem Rechte uns immer wieder auf dieſen Weg hindrängen, einen Weg, der von ſelbſt ſich uns darbietet, für welchen große Maſſen der Bevölkerung, indem ſie ihn begreifen und erfaſſen lernen, immer mehr wirken, einen Weg auch, für den die meiſten Vertreter der nationalökonomiſchen Wiſſenſchaft zuweilen geradezu in begeiſterter Weiſe Propaganda machen. Es ſcheint mir Charlottenburgs nicht würdig zu ſein, wenn wir uns zu dieſer eminent ſozialen Maßregel, die zweifellos in Jahr und Tag Wirklichkeit werden wird, werden drängen laſſen müſſen durch die ſtaatlichen Organe Preußens, anſtatt daß wir in eigener, friſcher Initiative dieſen Weg beſchreiten. (Bravol bei den Sozialdemokraten.) Stadtu. Bollmann: Meine Herren, ich bin ein ebenſo warmer Freund der Wertzuwachsſteuer wie Kollege Dr. Borchardt, und ein Teil meiner Freunde iſt es auch. Wir halten aber die Einführung der Wertzuwachsſteuer für Charlottenburg allein nicht für durchführbar. Gegen die ein⸗ ſeitige Einführung ſind ja ſchon früher ſchwerwiegende Gründe ſowohl aus der Mitte des Magiſtrats wie auch aus der Mitte des Stadtverordnetenkollegiums angeführt worden, die man unbedingt einer gründ⸗ lichen Prüfung unterziehen muß. Unſere Stadt iſt eben in ganz anderen Verhältniſſen als die Plätze, die bereits die Wertzuwachsſteuer haben. Vor allen Dingen iſt die Nähe Wilmersdorfs für Charlottenburg verhängnisvoll; die Bautätigkeit — ſo wurde ſeiner⸗ zeit geſagt, und ich muß dem auch vorläufig zu⸗ ſtimmen — würde ſich unter Umſtänden nach dort hinüberziehen, und Charlottenburg könnte weſentlich darunter leiden Der Antrag, den ich mir heute zu ſtellen erlaubt habe, hat auch die Zuſtimmung der Mehrheit meiner Fraktion gefunden. Wir ſind der Anſicht, daß dieſer Antrag auch gegen den Vor⸗ wurf ſchützt, nicht rechtzeitig den Verſuch gemacht zu haben, eine Verſtändigung mit den Vororten herbei⸗ zuführen und uns eveniuell eine neue Einnahme⸗ quelle zu erſchließen. Ich möchte Sie dringend bitten, meine Herren, meinen Antrag anzunehmen, den ich mir nochmals zu verleſen erlaube: Der Magiſtrat wird erſucht, baldmöglich ſt mit den lommunalen Verwaltungen der weſt lichen Vororte in Verhandlungen über di Z3weckmäßigkeit der Einführung eine Wertzu wachsſteuer einzutreten. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, be⸗ fürchten Sie nicht, daß ich Ihnen hier eine ebenſo lange Rede über die Wertzuwachsſteuer wie Herr Kollege Borchardt halten werde. Ich glaube, ſachliche Erörterungen über dieſen Punkt müſſen doch einer ſpäteren Gelegenheit vorbehalten bleiben, wo wir ſpeziell uns über dieſen Gegenſtand unterhalten können. Es ſcheint ja zweifellos zu ſein, daß der Etat ſelber jetzt nicht geändert wird. Wir müſſen uns daher doch wohl etwas in der Debatte beſchränken. Herr Kollege Borchardt ſprach davon, daß ich im vorigen Jahre geſagt hätte: ja, wenn andere Ge⸗ meinden das einführen wollten, dann könnte es für Charlottenburg auch in Betracht kommen —, und er erwähnte, daß Berlin jetzt dabei wäre und daß einige andere Vororte es getan hätten. Meine Herren, Berlin hat dieſe Steuer noch nicht eingeführt; die Sache iſt in der Schwebe. Die Vororte, die Herr Kollege Borchardt erwähnte, liegen im Norden und 4p der Stadt, es ſind dort andere Verhältniſſe als hier. Wenn Herr Kollege Borchardt mir hätte ſagen können, daß Schöneberg und Wilmersdorf die Wert⸗ uwache ſteuer einzuführen im Begriff ſtehen, würde ich eine andere Stellung einnehmen. 7 Aber Herr Kollege Borchardt bemängelt weiter, daß wir es im vorigen Jahre dem Magiſtrat über⸗ laſſen wollten, die Angelegenheit im Auge zu be⸗ halten; er meinte, ein gelinder Anſtoß wäre nötig, um Leben in die Sache zu bringen. Meine Herren, dieſen gelinden Anſtoß gebe ich mit meinem Antrage, welcher lautet: 4 Der Magiſtrat wird erſucht, die Erfahrungen, welche in anderen Gemeinden mit der Wert⸗ zuwachsſteuer gemacht werden, andauernd zu verfolgen und zu gegebener Zeit der Stadt⸗ verordnetenverſammlung entſprechendes Material vorzulegen. 1244 Ich glaube, bei der jetzigen Situation iſt es das Richtige, dieſen etwas beobachtenden, aber der Sache doch immerhin den nötigen Wert beilegenden Stand⸗ punkt einzunehmen. Wir ſind in Charlottenburg an das Vorgehen der anderen Vororte gebunden. Aber wenn Herr Kollege Bollmann den Antrag ſtellt, unſererſeits, von Charlottenburg aus, an die anderen Gemeinden heranzutreten, ſo entſpricht das vielleicht der augenblicklichen Sachlage nicht. Ich glaube, bei den Schwierigkeiten dieſer ganzen Frage, bei den