haben volles Stimmrecht und ſind ihnen nach jeder Richtung gleichgeſtellt. Ferner — und das iſt eine Neuerung, die von großem Vorteil ſein wird — ſoll die Armendirektion das Recht haben, zu den einzelnen Sitzungen der Armenkommiſſionen Depu⸗ tierte zu entſenden, und die Armenkommiſſionen ſind verpflichtet, die betreffenden Deputierten zu den Sitzungen zuzuziehen. Beſonders möchte ich auf die Beſtimmung hinweiſen, daß die Auszahlungen der Unterſtützungsgelder nur entweder in den Räumen der Armen oder, wenn es ſich um Stiftungsgelder handelt, in der Stadthauptkaſſe ſtattzufinden haben, nicht, wie es früher vorgekommen iſt, auf öffent⸗ licher Straße oder in Kneipen erfolgen dürfen. Ferner ſind die Armenkommiſſionen angewieſen, eine ſtändige Fühlung mit der Privatarmenpflege und Fürſorgetätigkeit zu unterhalten, insbeſondere ſich mit der Vereinigung der Woghltätigkeitsbeſtrebungen in Einklang zu ſetzen und durch Fühlungnahme mit dieſer Vereinigung dafür Sorge zu tragen, daß wirklich nur würdige Arme Berückſichtigung finden. Ganz beſonders ſchöne Beſtimmungen enthalten die Paragraphen 15 und 16, in denen eine Reihe von Grundſätzen aufgeſtellt werden, welche ſich als Grund⸗ fätze modernſter Armenpflege charakteriſieren. Es ſei hier beſonders hingewieſen auf die Zuläſſigkeit größerer Unterſtützungen. Bei der vorgerückten Zeit möchte ich darauf verzichten, meine Herren, näher darauf einzugehen. (Bravo!) Ich möchte aber bemerken, daß die neue Geſchäfts⸗ anweiſung bei allen Vertretern der Preſſe, von links und rechts, vollſte Anerkennung gefunden hat. Mir liegt ein Ausſchnitt aus der Germania vor, welcher in rühmender Weiſe hervorhebt, daß gerade die Stadt Charlottenburg die ſozialpolitiſchen Grundſätze in moderner Armenpflege, insbeſondere in vor⸗ beugender Richtung, vorzüglich zuſammengefaßt habe. Ich bitte alſo, von dieſer Vorlage mit An⸗ erkennung Kenntnis zu nehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung nimmt von der Mitteilung des Magiſtrats Kenntnis.) Vorſteher Roſenberg: Punkt 15 der Tages⸗ ordnung: Mitteilung betr. Lohnbeträge bei 10ſtündiger Arbeitszeit. — Druckſachen 84 und 106. Dieſer Gegenſtand wird ausgeſetzt. Punkt 16 der Tagesordnung: Vorlage betr. Bewilligung eines Beitrages für das Rationaldenkmal in Memel. — Druckſache 133. (Stadtv. Hirſch: Ich beantrage die Vertagung!) Es iſt Vertagung beantragt. — Die Verſammlung iſt damit einverſtanden. Punkt 17 der Tagesordnung: Vorlage betr. Maßnahmen zur Hebung der Volksſchulen. Druckſache 134. Berichterſtatter Dr. Penzig: Meine Herren, was lange währt, wird gut. Wir können wenigſtens ſagen, daß dieſe Angelegenheit recht lange gewährt hat. Es war zunächſt ein Ausſchuß, der die Frage 135 der Abſchaffung der Vorſchulen ins Auge faſſen ſollte, der ſich im Jahre 1902 mit dieſer Sache be⸗ ſchäftigt hat. Aus dieſem Ausſchuß zur Abſchaffung der Vorſchulen iſt dann im Jahre 1903 eine ge⸗ miſchte Deputation hervorgegangen, die die Hebung der Volksſchulen im Auge hatte. Sehr oft hat dieſe Deputation nicht geſeſſen; ſie hat aber tüchtig ge⸗ arbeitet, und das Reſultat iſt dieſe Vorlage, eine Vorlage, von der ich ſagen muß, daß ich ſie als Dokument einer ganz intenſiven Vertiefung in dieſe ſehr ſchwierige und unangenehme Materie mit großer Freude begrüßt habe. Die ganze Vorlage baſiert, wie Sie ſehen, auf einer Umgeſtaltung des Mannheimer Syſtems des Herrn Dr. Sickinger. Der Grundgedanke iſt die vollkommene Trennung der Schüler nach der Differen⸗ zierung des Schülermaterials und gleichzeitig auch die Verſchiedenheit der Anſprüche an die Leiſtung n der Schüler und wiederum an dasjenige, was den Schülern geboten werden ſoll. Es ſind da phyſio⸗ logiſche und pſychologiſche Rückſichten maßgebend ge⸗ worden. Der Grundſatz iſt der einer Dreiteilung des ganzen Schülermaterials; in ſolche, die normal ſind, in ſolche, die mäßig befähigt ſind, und in ſolche, die der Nachhülfe dringend bedürfen. Dem⸗ entſprechend haben wir hier Normalklaſſen, dann ſo⸗ genannte B⸗Klaſſen, die im Mannheimer Syſtem Förderklaſſen heißen, und ſogenannte Hilfsklaſſen. Das Mannheimer Syſtem iſt aber keineswegs ſklaviſch nachgeahmt worden, ſondern es ſind gerade die für Charlottenburg treffenden und wichtigen Gefichts⸗ punkte hervorgehoben worden, während andere, wie z. B. die Abgangsklaſſen, die im Mannheimer Syſtem noch vorhanden find, unter den Tiſch gefallen ſind. Ich meine, daß unſeren Volksſchülern durch die Einführung dieſes Syſtems tatfächlich eine außer⸗ ordentliche Wohltat geſchehen wird. Das iſt nach den verſchiedenſten Rückſichten in dieſem Schriftſtück nachgewieſen worden. Wir haben die Herabſetzung der Frequenzziffer in den Normalklaſſen ſowohl wie in den übrigen Klaſſen, in den B⸗Klaſſen; wir haben eine Verkürzung der Unterrichtszeit; wir haben vor allen Dingen die Grundklaſſen mit ihren verſchiedenen Verbeſſerungen, die vorgeſchlagen ſind, den Kinder⸗ gärten und dergleichen. Ich ſetze voraus, daß Sie die Vorlage ge⸗ nügend geleſen haben, und möchte nur noch hinzu⸗ fügen, daß gewiſſe andere Fragen, die bei dieſer Gelegenheit ja ſehr leicht aufgeworfen werden können, hier abſichtlich vorläufig nicht behandelt worden ſind. Sie ſind zwar in der Deputation offenbar erwogen worden, haben ſich aber noch nicht zu feſten Anträgen verdichtet. Ich möchte darunter z. B. die Frage der cocducation, der gemeinſamen Erziehung der Geſchlechter, verſtehen, ferner die ganze Frage der Abſchaffung der Vorſchulen, von der die ganze Sache ausging, die Lehrſtoffverteilung und dergleichen. Dasjenige, was der Magiſtrat von Ihnen ver⸗ langt, iſt zunächſt nichts weiter, als daß Sie zu den ſehr ſorgfältig und überlegt ausgearbeiteten Theſen Ihre Zuſtimmung geben, und es iſt mir ein wahres Herzensbedürfnis, im Namen meiner Fraktion hier ebenfalls auszuſprechen, daß unſer Herr Stadt⸗ ſchulrat hier auf ſeinem eigenſten Gebiete ein Werk geſchaffen hat, daß zweifellos für unſere Stadt von der größten Bedeutung ſein wird. (Bravo!) Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, ich möchte die ſchleunige Erledigung der Vorlage durch die