—— 145 3000 für Errichtung von Werkſtätten für gelernte Ziele führt uns jedenfalls der vom Herrn Stadt⸗ Arbeiter beſtimmt werden. Ja, meine Herren, das wird nicht verhindern, daß nach wie vor der größte Teil der dort Aufgenommenen in der Steinklopfbude weiter beſchäftigt wird. Im vorigen Jahre hat in dieſer „gemütlichen“ Steinklopfbude ein Schuhmacher — nicht einmal ein Schneider — beim Steinklopfen einen Blutſturz bekommen. Das iſt die Gemütlich⸗ keit! Natürlich iſt der Mann ſehr bald heraus⸗ genommen worden. Sie ſehen aber, was für Unglück geſchehen kann, wenn die Leute ohne Wahl da hinein⸗ kommen. Ein Arzt unterſucht doch die Leute nicht; es kommt bloß auf den Hausverwalter an. Zu dem Poſten nimmt man gewöhnlich etwas energiſche Leute, und die wählen nicht lange, — ſo ähnlich wie in den Irrenanſtalten. Dann möchte ich noch darauf hinweiſen, daß jetzt auch vom Staate ein Wanderarbeitsſtätten⸗ Geſetz in die Wege geleitet worden iſt; es iſt im Abgeordnetenhauſe ſchon in erſter Leſung durch⸗ gegangen. Ich glaube doch, es würde zweckmäßig ſein, wenn man das abwartete und lieber hier in Charlottenburg ein Obdachloſenaſyl möglichſt bald errichtete. Dann wiſſen wir, wie die Wirkung iſt; wir können dafür ſorgen, daß die Einrichtung eine wirkliche Wohltat für die Menſchen wird, und brauchen nicht zu befürchten, daß die Leute in der Steinklopfbude Schaden nehmen müſſen. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, ich möchte Sie dringend bitten, die Angelegenheit von großen Geſichtspunkten aus zu betrachten, von denen aus der Herr Referent heute die Sache beleuchtet hat. Es hat allerdings ſicherlich der Angelegenheit nichts geſchadet, daß der Herr Referent in der vorigen Sitzung auf kleinere Geſichtspunkte eingegangen iſt; aber ſchließlich müſſen doch die großen Geſichtspunkte ausſchlaggebend ſein. Als das Ergebnis und als ein fruchtbares Ergebnis dieſes Eingehens auf kleinere Gefichtspunkte iſt meiner Anſicht nach der Beſchluß des Ausſchuſſes zu betrachten, eine Summe von 3000 ℳ abzuzweigen, um neben der ſogenannten gemütlichen Steinklopfbude auch eine Einrichtung zu treffen, wo empfindlicher organiſierte handwerks⸗ mäßig vorgebildete Leute unter Umſtänden Gelegen⸗ heit zur Arbeit finden können. Es war im Ausſchuß, allerdings vom Hörenſagen, die Meinung verbreitet, es ſeien derartige Einrichtungen heute ſchon vor⸗ handen, und die Steinklopfbude ſei nicht die einzige Arbeitsgelegenheit, die in Hoffnungstal gewährt werde. Wie dem aber auch ſein mag, es kann nur gut ſein, wenn eine derartige Summe abgezweigt wird, um die eventuell vorhandenen Einrichtungen noch zu vervollkommnen. — Ich ſpreche allerdings hier ſo, als ob ſchon der Magiſtrat dieſem Vorſchlage zuge⸗ ſtimmt hätte. Ich möchte betonen, daß ich nur meine perſönliche Auffaſſung ausſpreche. Ich nehme allerdings an, daß der Magiſtrat dieſem vom Herrn Referenten geſtellten Antrage als einer beträchtlichen Verbeſſerung ſogar freudig zuſtimmen wird. Im übrigen, meine Herren, möchte ich meinen, daß wir unter allen Umſtänden den einen Gedanken der Bodelſchwinghſchen Unternehmungen willkommen heißen müſſen, daß dieſe vielfach bedauernswerten Menſchen von dem Pflaſter der Großſtadt hinweg zunächſt einmal in geſunde ländliche Verhältniſſe übergeführt werden, wo ihnen eine, im allgemeinen ihren Kräften angemeſſene Arbeit in geſunder Um⸗ gebung und fern von den Verſuchungen und Ver⸗ führungen der Großſtadt geboten wird. Dieſem verordneten Vogel geſtellte Antrag, hier in Charlotten⸗ burg ein Obdachloſenaſyl zu errichten, nicht entgegen, ſo notwendig dieſes Aſyl auch ſein mag; Sie haben ja übrigens einen ähnlichen Beſchluß auch bereits gefaßt. Es iſt zweifellos das Richtige: das eine tun und das andere nicht lafſſen Deshalb möchte ich Sie dringend bitten, den Bodelſchwinghſchen Zielen nicht von vornherein mit einem Achſelzucken zu be⸗ gegnen und zu ſagen: ach Gott, wir haben gar kein Intereſſe daran, und wer weiß, ob die ganze Sache gehen wird. Der Herr Referent hat ſchon ganz richtig hervorgehoben: man muß den Mann doch erſt in die Lage ſetzen, zu zeigen, daß es geht. Für ein ſo großes Unternehmen iſt die Summe von 10000 ℳ, die von uns bewilligt werden ſoll, ſicherlich nicht allzu groß:; man kann ſogar ſagen, ſie iſt ein Tropfen auf den heißen Stein. Meine Herren, Sie wiſſen ja aus den Vorgängen, daß, wenn ich nicht irre, eine Summe von 90000 ℳ gedeckt werden ſoll, wozu wir einen Beitrag von 10000 ℳ zeichnen ſollen. Ich möchte ſchon aus dem Geſichtspunkte bitten, dieſe 10000 ℳ heute zu bewilligen, damit wir einen Anreiz für diejenigen geben, die an der Aufbringung dieſer 90000 weiter beteiligt ſind, auch ihrerſeits das zu tun, was geſchehen muß. Da dente ich in allererſter Linie an die Verwaltung, die dieſe ſchöne Teilung auf⸗ geſtellt hat, die Landesverwaltung, die für die Stadt Charlottenburg, wenn ich nicht irre, 15 000 ℳ aus⸗ gerechnet und für ſich ſelbſt einige 30000 ℳ aus⸗ geworfen hat. Nach den Feſtſtellungen, die ich — aller⸗ dings nur flüchtig — habe machen können, iſt die Landesverwaltun) mit der Aufbringung dieſer Summe, die ſie ſelbſt für ihre Verwaltung ausgerechnet hatte, noch ziemlich im Rückſtand. Deshalb möchte ich meinen, daß wir auch aus dieſem Grunde mit gutem Beiſpiel vorangehen ſollten. Sodann möchte ich mir erlauben, die Herren auf die unlängſt in der Stadtverordnetenverſammlung zu Berlin am 25. März d. IJ. gepflogenen Ver⸗ handlungen hinzuweiſen, aus denen Sie entnehmen können, daß in der Stadtverwaltung von Berlin ein recht lebhaftes Intereſſe für die Bodelſchwinghſche Unternehmung beſteht, obgleich man ja doch in der Stadt Berlin mit dem Herrn Stadtv. Vogel ſagen könnte, daß durch das Aſyl in der Fröbel⸗ und in der Wieſenſtraße verhältnismäßig gut für die Leute, die Herr v. Bodelſchwingh an ſich ziehen will, geſorgt wäre, während wir in dieſer Beziehung noch im Rückſtande ſind. In der Berliner Stadtver⸗ ordnetenverſammlung hat zu meiner großen Freude ein doch ſonſt recht nüchtern urteilender Mann wie Herr Stadtrat Fiſchbeck, dem aus ſeiner jahrelangen Tätigkeit als Dezernent des Berliner Obdachloſen⸗ Aſyls eine weitreichende Erfahrung zur Verfügung ſteht, ſich ſehr lebhaft für die Sache ins Zeug gelegt, mit dem Erfolge, daß auch die Berliner Stadtver⸗ ordnetenverſammlung der Auffaſſung des Berliner Magiſtrats betreffs der Unterſtützungswürdigkeit dieſes Unternehmens beigetreten iſt. Meine Herren, die Stadt Berlin unterſtützt tatſächlich dieſes Unternehmen in recht beträchtlichem Maße. Wenn ich nicht irre, ſind es 700 Morgen, die ſie auf 20 Jahre pachtfrei zunächſt einmal dem Unternehmen zur Verfügung geſtellt hat, und ferner zahlt ſie für die Aufnahme von je 150 Leuten die dort in viermonatlichem Wechſel untergebracht werden, 70 Pfg. pro Kopf und Tag, ſodaß alſo eine Summe von einigen 30000 ℳ als Jahresbeitrag herausſpringt. Wenn Sie damit